Valtteri Bottas fuhr sich beim Qualifying der Formel 1 in Abu Dhabi trotz Strafe die Seele aus dem Leib. Nur wenige Tage nach der Bekanntgabe der Scheidung von seiner Ehefrau Emilia musste sich der obendrein auch noch gesundheitlich angeschlagene Mercedes-Pilot nur Weltmeister Lewis Hamilton geschlagen geben. In der Startaufstellung steht er durch den Motorwechsel zwar trotzdem ganz hinten, seine Freude auf das letzte Rennen 2019 bremst das aber nicht.

"Meine Runde war okay. Ich hatte das Gefühl, dass Lewis etwas zu schnell war. Gestern habe ich mich im Auto eine ganze Ecke wohler gefühlt", so Bottas, dem schlussendlich zwei Zehntel auf die Bestzeit des Teamkollegen fehlten. Dass er die sechste Qualifying-Bestzeit der Saison verpasste, sorge angesichts seines Motorwechsels nach dem Brasilien-Defekt für keinerlei Frust.

"Ich wusste, dass ich mit meiner was weiß ich wie viele Plätze-Gridstrafe sowieso als Letzter starte", sagt er. Dementsprechend fuhr er sein Qualifying immer mit einem Auge auf seine Aufgabe im Rennen. "Ich habe natürlich trotzdem alles versucht. Aber im Q2 habe ich nur einen Run gefahren um mir einen Satz Soft zu sparen, falls ich den brauchen sollte."

Wolff lobt Bottas für 2019: Starke Performance

Dass er wie manch anderer mit einer Gridstrafe im Qualifying nur seine Pflichtrunde fährt um für das Rennen startberechtigt zu sein, war für Mercedes aber auch keine Option. "Ich denke, es war wichtig, ihm die Möglichkeit zu geben auch eine Runde zu fahren", sagt Teamchef Toto Wolff. "Es ist wichtig für seinen Kopf und auch für uns als Benchmark."

Etwas, das der Österreicher vor zwölf Monaten kaum so formuliert hätte. Doch 2019 war Bottas dem Teamkollegen im Qualifying tatsächlich ebenbürtig. Dem Weltmeister gelang es mit der Pole für das Finale gerade so, zum 5:5 auszugleichen. "Er ist jede Saison besser geworden", findet Wolff lobende Worte für Bottas.

"Die nächste Generation zeigt bereits starke Performances und Valtteri ist sehr stark gefahren. Ich denke, er musste sich darauf anpassen, wie sich der Mercedes von 2019 gefahren hat. Es war nicht immer ein Auto, das perfekt für ihn war. Aber es geht in jedem Sport um diese Fähigkeiten und er hat sie dieses Jahr gut zur Schau gestellt."

Dass Pole-Rekordhalter Hamilton auf dem Yas Marina Circuit schneller war, musste Bottas neidlos anerkennen. "Lewis hat einen ziemlich guten Job gemacht. Glückwunsch zur 88. Das ist eine ziemlich heftige Zahl. Großer Respekt dafür", so der 30-Jährige. Dass der Weltmeister am Sonntag mit dieser Ausgangslage zwangsläufig vor ihm ins Ziel kommen muss, sieht er allerdings nicht.

Bottas glaubt trotz Strafe an Top-Resultat: Chaos wie in Brasilien

"Es ist immer alles möglich. Es gibt keinen Grund, mir für morgen Grenzen zu setzen", sagt Bottas. "Wir haben viel Kampfgeist und nehmen jede Chance mit, die sich ergibt. Und es wird sicher welche geben. Außerdem haben wir dieses Jahr verrückte Rennen gesehen, man muss nur zwei Wochen zurück schauen, auf Brasilien. Es ist also alles drin."

Da er im Q2 auf dem Medium-Reifen in die Top-10 fuhr, wird er am Sonntag zumindest mit dem richtigen Reifen starten, da der Soft im Verkehr wohl kaum lange durchgehalten hätte. "Da vorne sind fünf schnelle Autos. Wenn er es also in die Top-5 oder vielleicht Top-4 schafft, wäre das ein sehr gutes Resultat", schraubt Wolff die Ziele etwas herunter. Doch egal wo er am Ende ankommt, für Bottas zählt beim letzten Auftritt 2019 vor allem eines.

"Wir haben einen Plan und haben das ganze Wochenende für das Rennen optimiert. Wir haben viele Ideen für die Strategie. Es wird eine Herausforderung von dahinten. Aber ich freue mich darauf und es wird sicher viel Spaß machen, durch das Feld zu fahren."