Aufatmen können alle Fans von Sebastian Vettel: In einem Interview hat der Ferrari-Pilot klargestellt, noch nicht konkret an ein Karriereende gedacht zu haben. "Und ich habe auch nicht vor, in absehbarer Zeit zurückzutreten, mir macht das Rennfahren sehr viel Spaß", sagte Vettel nun der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

Diese frohe Botschaft für seine Anhänger kommt nach einem Jahr des Bangens. Gegen Saisonmitte hielt sich über Wochen hartnäckig das Gerücht, wonach Vettel womöglich sogar noch vor dem Ende seines Ferrari-Vertrags (Laufzeit bis Ende 2020) den Helm an den Nagel hängen könnte.

Leclerc & Strafen-Frust: Vettels harte Formel-1-Saison 2019

Hintergrund waren sein bereits im ersten Jahr stark auffahrender neuer Teamkollege Charles Leclerc, ein auch im fünften Ferrari-Jahr geplatzter WM-Traum und Frust auf die F1 insgesamt nach seinem durch eine viel diskutierte Strafe verlorenen Sieg in Kanada. "Das ist nicht mehr der Sport, in den ich mich verliebt habe", sagte der vierfache Formel-1-Weltmeister damals.

Hauptverantwortlich für alle Spekulationen zeichnete jedoch Leclerc. Gegen den Monegassen liegt Vettel in der WM vor dem letzten Saisonrennen am Wochenende in Abu Dhabi mit 230:249 Punkten zurück. Im Qualifying-Duell führt Leclerc mit 11:9. Zur Saisonmitte hatte Vettel sich in diesem Vergleich eine elendig lange Durststrecke von neun teaminternen Quali-Niederlagen in Folge eingehandelt.

Junge Wilde? Vettel sieht sich nicht als Auslaufmodell

Als Auslaufmodell gegen die neuen, jungen wilden der Formel 1 - neben Leclerc drängen auch Max Verstappen, Lando Norris und Co. nach vorne - fühlt sich der 32-Jährige jedoch längst nicht. "Nein. Sicher nicht", so Vettel zur dpa. "Ich glaube, das Alter ist nicht so entscheidend und wichtig bei uns wie in manchen anderen Sportarten."

Vettel weiter: "Wenn man gut genug ist, ist man auch noch jung genug. Umgekehrt gilt: Wenn man gut genug ist, ist man nicht zu jung." Irgendwann werde nach bisher zwölf Jahren Karriere aber der Punkt kommen, sich über die Zeit danach Gedanken zu machen.

Sebastian Vettel: Rücktritt soll selbstbestimmt sein

Wichtig ist Vettel dabei vor allem, den rechtzeitigen Absprung zu schaffen, sprich, gehen zu können, nicht gegangen zu werden. Also, dass man es selbst und für sich bestimmen könne, aufzuhören, so Vettel. "Dazu zählt auch, dass man sich wohlfühlt mit der Entscheidung und sagen kann: Jetzt war es genug", sagte der Ferrari-Pilot.

Doch so weit ist es für Vettel eben noch nicht. Vorher wolle er ohnehin wissen, was nach der Formel 1 komme. "Nicht gut finde ich, wenn man mit etwas aufhört, das so lebensbestimmend war, und dann keinen Plan hat, wie es weitergehen soll", erklärt Vettel. Ideen hätte er da. "Manches hat etwas mit dem Rennfahren zu tun, was ja auch naheliegt", so Vettel. Aber auch anderes: "Dinge, die man über Jahre schon nachverfolgt und für die man dann mehr Zeit hätte."

Vettel schließt Comeback nach Karriereende aus

Fest steht für Sebastian Vettel unterdessen nur eines. Einen Schumi will er nach seinem Karriereende nicht machen: "Für mich ist klar: Wenn ich einmal aufhöre, dann höre ich auf und komme auch nicht mehr zurück."

Wie Michael Schumacher mit Ferrari machen will es Vettel dagegen noch immer. Der brauchte einst immerhin auch vier Jahre Anlauf bis zum ersten Titel mit den Roten. Bei Vettel wären es fünf, sollte 2020 dann endlich der große Wurf gelingen.

Vettel und der Traum vom Ferrari-Titel

Frust über die bisherigen Versuche kommt jedenfalls nicht auf. "Wenn jemand mit Leidenschaft seinen Beruf verfolgt, sind das genauso fünf Jahre wie bei mir. Ich habe jedenfalls nicht das Gefühl, dass mir fünf Jahre geraubt wurden", sagte Vettel.

"Im Gegenteil: Ich bin sehr dankbar und ich habe sehr viel dazugelernt in den vergangenen fünf Jahren. Wir sind als Team gereift. Ich hoffe nur, dass es nicht noch fünf Jahre dauert, bis wir ernten können."