Knapp vorbei ist auch daneben. Ferrari-Vorjahressieger Kimi Räikkönen hat mit Alfa Romeo die Punkteränge beim Formel-1-Rennen in Austin 2019 als Elfter denkbar knapp verpasst. Die Zielflagge sah der Finne noch als Zwölfter, eine nachträgliche Zeitstrafe gegen Daniil Kvyat spülte den F1-Routinier auf den undankbaren elften Rang im Gesamtergebnis nach vorne.

Dennoch ein auf den ersten Blick ordentliches Resultat für Alfa Romeo. Einerseits wegen der zuletzt anhaltend schwachen Performance der Hinwiler in den vergangenen Rennen, andererseits wegen der Ausgangslage. Räikkönen hatte den USA GP nur von P17 in Angriff genommen. Auch Antonio Giovinazzi hatte mit P16 im Qualifying das Q2 verpasst. Beide Alfa raus in Q1 - das hatte es 2019 zuvor noch nie gegeben.

Räikkönen erwischt Traumstart in Austin

Von diesem neuen Tiefpunkt erholte sich zumindest Räikkönen im Rennen rasant. Der Finne erwischte am Start einen besonders schnellen Weg durch die Esses im ersten Sektor, kam bereits auf P12 zurück aus der ersten Runde. "Ich hatte einen richtig guten Start, die erste Runde war echt ganz okay. Dann hatte ich auch den Speed, dort zu bleiben und konnte auch noch Magnussen überholen", schildert der Iceman, eine Runde später also schon Elfter.

Doch damit war der positive Teil des Rennens für Räikkönen im Groben gelaufen. "Generell fehlte der Speed dann doch wieder", klagt Räikkönen. "Wir mussten die Reifen mehr rannehmen als die anderen, um mit ihnen mitzuhalten. So sind uns die Reifen dann früher eingegangen, was uns dann am Ende etwas gekostet hat", berichtet der Formel-1-Weltmeister von 2007.

Alfa Romeo frisst Reifen: Schlussverteidigung statt -spurt

Allerdings hatte Alfa Romeo dem Finnen am Start auch die weichen Reifen aufgesteckt. Das halb bei der starken Startrunde, verschärfte daraufhin jedoch den Nachteil im Reifenmanagement nur noch weiter. So kam Räikkönen nach seinem Wechsel auf Hard in Runde 18 noch immer nicht bis ins Ziel, musste für die letzten 15 Runden nochmals frische Softs aufziehen.

Ein starker Schlusssprint blieb dem Finnen dennoch verwehrt, Räikkönen musste sich vielmehr verteidigen, etwa Nico Hülkenberg passieren lassen. Im ersten Versuch hatte der Emmericher bei einem sehenswerten Rad-an-Rad-Duell noch die Streckenbegrenzung überschritten, musste nach gewonnenem Zweikampf die Position wieder an Räikkönen hergeben.

Hülkenberg vs. Räikkönen: Keine Geschenke

"Das war nice und fair. Wir haben uns gegenseitig respektiert und Platz gelassen, waren Seite an Seite. Er hat mir natürlich keine Geschenke gemacht und hat sich in Kurve 14 raustragen lassen. Ich habe dann den angemalten Asphalt benutzt und mussten ihn dann wieder durchlassen", schildert Hülkenberg bei Motorsport-Magazin.com die Szene.

Räikkönen interessiert das Thema derweil gar nicht mehr. "Weiß nicht", winkt er auf Nachfrage ab. Vielleicht, weil Hülkenberg im zweiten Versuch dann sauber blieb, ohnehin leicht vorbei am unterlegenen Alfa Romeo vorbeizog. "Es fehlte einfach an Speed", kommentiert Räikkönen.

Räikkönen sieht keinen Aufschwung: Elfter bringt nicht mehr als Letzter

Einziger Lichtblick: "Sicher war es eines der stärkeren der letzten Rennen. Immerhin waren wir heute wieder mehr im Kampf." Doch täuscht das für den Finnen nicht über das hinweg, was am Ende dabei herumkam. "Ein enttäuschendes Ergebnis ist es noch immer. Wenn du Elfter wirst, holst du absolut nichts. Selbst wenn du Letzter wirst macht das keinen Unterschied", sagt Räikkönen.

Etwas positiver bewertet das Teamchef Frédéric Vasseur. "Das Resultat mag sagen, dass wir das Rennen außerhalb der Top-10 beendet haben. Aber wir können immerhin auf einige positive Dinge verweisen. Wir sahen verglichen mit den vorherigen Rennen sehr viel konkurrenzfähiger aus und konnten für den Großteil des Nachmittags um ein Punktresultat kämpfen", so der Franzose.

Antonio Giovinazzi: Pace richtig schlecht!

Doch galt das wirklich nur für Räikkönen. Antonio Giovinazzi hatte damit bei Weitem nichts zu tun. Dementsprechend frustriert äußert sich der Italiener, am Ende 14. "Das Rennen war echt schwierig! Ich bin auf Medium gestartet und die Pace war richtig schlecht. Es war so schwer, die Reifen auf Temperatur zu halten. Dann bin ich hart gefahren, dann noch Soft. Der war dann besser. Ich muss das noch genauer anschauen", hadert Giovinazzi.

Mit der Kritik, die Performance sei generell einfach noch nicht gut gewesen, habe Räikkönen recht. "Ja, denke schon. Die Pace war noch immer nicht stark genug", bestätigt Giovinazzi. Nicht einmal einen echten Aufwärtstrend will er sehen. "Das Qualifying war schon härter", erinnert der Italiener im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. "Aber wir haben Q2 auch nur knapp verpasst. Wir müssen auf jeden Fall weiter pushen!"