Charles Leclerc erreichte mit seiner Pole Position für das Formel-1-Rennen in Russland am Sonntag den nächsten Ferrari-Meilenstein. Es war nicht nur die sechste Pole seiner Karriere, sondern auch die vierte Qualifying-Bestzeit in Folge. Etwas, das einem Ferrari-Pilot zuletzt vor 19 Jahren gelang. Doch der Monegasse will von Parallelen zu Michael Schumacher nichts wissen.

"Natürlich gehe ich mit Selbstvertrauen ins Qualifying, aber das wird an irgendeinem Punkt vorbei sein. Vielleicht jetzt oder später, das weiß ich nicht", spielt der 21-Jährige seine Pole-Serie herunter. Mit seiner Pole Position auf dem Sochi Autodrom vollführte er ein Kunststück, das für Ferrari letztmals Michael Schumacher in der Saison 2000 gelang. Der Rekordweltmeister ging bei den letzten vier Saisonrennen in Monza, Indianapolis, Suzuka und Sepang vom ersten Startplatz ins Rennen.

"Ich konzentriere mich nur auf mich selbst und versuche die gleichen Abläufe wie bei den letzten Rennen zu befolgen und hoffe, dass die Rundenzeit dann zusammenkommt. Ich steige definitiv nicht ins Auto und denke mir, dass es leicht wird und von selbst passiert", sagt Leclerc. Die Schumacher-Vergleiche und seine Pole-Serie sind für ihn nur ein schöner Nebeneffekt.

"Es fühlt sich auf jeden Fall sehr besonders an. Aber das ändert nicht, wie ich mein Wochenende angehe. Es fühlt sich gut an, aber ich will über diese Dinge nicht nachdenken. Ich will mich nur auf den Job konzentrieren, der vor mir liegt", stellt er klar. Andererseits ist seine Qualifying-Performance in der Formel 1 im Moment ohne jeden Zweifel das Maß aller Dinge. Sebastian Vettel kassierte in Russland die neunte teaminterne Niederlage in Folge.

Leclerc unantastbar: Pole trotz Fahrfehler

Schon seine erste Runde im Q3 hätte für die Pole Position gereicht. "Die erste Runde hat sich sehr gut angefühlt. Die zweite auch, bis Kurve 16. Da habe ich das Heck ein bisschen verloren und Zeit liegen gelassen", erklärt er. Rund drei Zehntel kostete der Fehler im letzten Sektor, doch am Ende verbesserte er die Pole-Zeit trotzdem noch um eine Zehntel.

Dass die Pole mit dem SF90 in Russland möglich war, hatte sich für ihn nach dem vergangenen Wochenende abgezeichnet. "In Singapur war es für uns eine Überraschung, vorne zu sein. Und hier haben wir uns schon gedacht, dass wir eine Chance haben würden, nachdem wir dort so schnell waren", sagt Leclerc.

Leclerc setzt seine Hoffnungen in Ferrari-Strategie

Einen kleinen Wermutstropfen gibt es bei dieser Pole Position allerdings. Der Weg bis zum ersten Bremspunkt beträgt am Sonntag fast 900 Meter. "Ich weiß nicht, ob das hier die beste Rennstrecke ist, um von Pole zu starten. Die Gerade nach dem Start ist sehr lang", hat Leclerc so seine Zweifel.

Auf den ersten Metern erhofft er sich durch die Ferrari-Strategie allerdings den entscheidenden Vorteil gegenüber Mercedes. Denn Vettel und er starten auf dem Soft-Reifen, während der Gegner beide Autos auf Medium ins Rennen schickt. "Wir haben uns gedacht, dass der Start hier sehr wichtig ist und der Vorteil auf dem Soft groß ist", sagt Leclerc zu Motorsport-Magazin.com.

Und auch im ersten Stint soll der Reifen zumindest seinem Auto einen Vorteil bieten: "Es gab hinsichtlich des Reifenabbaus keinen großen Unterschied zwischen Soft und Medium. Deshalb dachten wir, dass es uns das Wert ist, ihn zu unserem Startreifen zu machen."

Mercedes trotz Ferrari-Serie weiter gefährlich

Auf der Renndistanz erwartet er aber in jedem Fall harte Gegenwehr von Mercedes. "Es wird wichtig sein, vorne zu bleiben. Sie waren bei der Rennpace wieder sehr stark, wie schon das gesamte Jahr über seit Beginn der Saison", so Leclerc. Gleichzeitig stimmt ihn die Performance seines eigenen Autos in Sotschi besonders optimistisch.

"Unsere Longrun-Pace war sehr positiv, wohl die beste der ganzen Saison", sagt er. Der fünfte Ferrari-Sieg in Folge ist möglich, aber genau wie seine Pole-Serie kein Selbstläufer: "Wir müssen auf dem Teppich bleiben. Aktuell haben wir ein gutes Momentum und echt gute Performance, aber das ändert nicht, dass Mercedes in der Weltmeisterschaft noch sehr weit vorne ist. Und am Ende ist es das, was zählt."