87 Pole Positions hat Lewis Hamilton in der Formel 1 bereits erzielt. Absoluter Rekord. Mit gewaltigem Vorsprung. Und doch freut sich der fünffache Weltmeister noch über - nein nicht den neuesten Sieg im Qualifying - einen zweiten Platz. Den erzielte der Mercedes-Pilot in der Qualifikation für das F1-Rennen in Russland 2019.

Charles Leclerc und der vierten Pole des Ferrari-Youngsters in Serie musste sich Hamilton in Sotschi zwar um vier Zehntel klar geschlagen geben, doch gelang es dem Briten, Sebastian Vettel um die Winzigkeit von 0,023 Sekunden hinter sich zu lassen. Regelrechter Jubel brach daraufhin am Boxenfunk aus Hamilton hervor. Man traute kaum seinen Ohren.

Lewis Hamilton: Ferrari auf Geraden ist mehr als Party-Mode

Die Erklärung dafür klingt jedoch umso logischer. Hamilton hätte nie gedacht, einen Ferrari niederringen zu können. "Es war ein hartes Qualifying, weil diese Jungs einen irren Speed auf den Geraden haben. Das ist ein ganz anderer Level", schildert Hamilton. "Der Party-Mode, über den jeder im Vorjahr bei uns gesprochen hat - das bei ihnen geht darüber hinaus. Jet-Mode!"

Doch mit vollem Einsatz gelang Hamilton das für ihn fast Unmögliche. "Ich habe absolut alles gegeben, was ich hatte und das Team hat einen großartigen Job erledigt, hat sich immer weiter vorgearbeitet. Ich bin so froh, dass es zusammen gekommen ist. Ich habe nicht erwartet, in die erste Reihe zu kommen. Das ist mal klar. Ich bin damit richtig, richtig happy", sagt der WM-Leader.

Hamilton happy mit bester Runde des Wochenendes

Besser laufen können hätte es nicht mehr. "Es war eine echt gute Runde. Eine sehr gute Runde. Singapur hatte sich auch schon wie richtig gute Runde angefühlt", berichtet Hamilton. "In Kurve eins waren wir schon drei Zehntel hinten, das ist sehr schwer aufzuholen", so der Mercedes-Star weiter über den Vollgasabschnitt zu Beginn der 5,8 Kilometer des Sochi Autdodroms.

Ferrari-Siegserie: Ende der Mercedes-Dominanz? (16:47 Min.)

"Aber ich habe so hart gepusht wie es nur geht und bin sehr glücklich mit der Runde. Diese letzte Runde war die beste des Wochenendes. Keine Fehler, nichts. Aber ich habe alles und noch ein bisschen mehr aus dem Auto geholt, um die Ferrari zu splitten, was nicht einfach ist", schwärmt Hamilton von seiner eigenen Leistung.

Hamilton stolz: Letzte Qualifyings fast perfekt, Ferrari nur zu stark

Das galt für Hamilton schon für die vorherigen Rennen, etwa das schon angesprochene Singapur. "Die letzten paar Runden fühlte sich so an als hätten sie die Pole verdient. Bitte nicht falsch verstehen. Ich meine einfach nur, wenn es darum geht, die Runde perfekt zusammenzubringen", sagt der Brite.

"Und da fühlt es sich an, als wäre ich da so nah dran wie nur möglich. Fühle mich immer wohler im Auto in der zweiten Saisonhälfte, auch wenn wir gegenüber ihnen etwas verloren haben. Sie haben gerade einfach einen kleinen Vorsprung auf uns."

Hamilton: Keine Chance am Start, große Chance mit Strategie

Im Rennen in Russland hofft Hamilton, diesen umdrehen zu können. Allerdings nicht am Start. Immerhin starten die Mercedes auf härteren Reifen als die Ferrari. "Es ist ein langer Weg runter zur ersten Kurve, was nicht immer das Beste für Starts mit dem härteren Reifen ist", sagt Hamilton. "Aber selbst wenn wir vorne wären, sind sie so schnell auf den Geraden. Da wären sie schon vor Turn zwei vorne. In dem kleinen Kick da würden sie schon an uns vorbei ballern", meint Hamilton.

Dennoch werde er natürlich auf seine Chance lauern. Vor allem jedoch nach dem Start. Da glaubt Hamiltons sogar fest daran. Dank der anderen Reifenwahl eben. "Danach wird es eine schlechte Strategie sein [die Ferrari-Taktik mit Soft am Start]. Deshalb sind wir auf dem anderen Reifen. Wir waren in der glücklichen Lage, mit dem Medium auf eine andere Strategie zu gehen. Ich hoffe, wir können das nutzen", sagt Hamilton.

Hamilton setzt auf Windschatten-Attacke

Noch dazu setzt der Brite darauf, anders als in Singapur in Russland überholen zu können. "Wir haben dieses Wochenende wegen Windschatten Möglichkeiten, auch vorbeizugehen", erklärt er. Die gab es allerdings auch in Monza - und misslangen. Doch Monza ist nicht Sotschi. Hamilton gibt nicht auf: "Vielleicht komme ich in Charles' Windschatten. Mal schauen, aber schwierig könnte es schon werden."