Rubens Barrichello. Jeder F1-Fan kennt den sympathischen Brasilianer mit dem breiten Grinsen als leicht tollpatschig wirkenden Tanzbären auf dem Siegerpodest, als gefühlsbetonten Triumphator, der auf der Ehrenrunde oder auf dem Podium schon einmal die ein oder andere Träne über das freudestrahlende Gesicht kullern lässt oder als treuen Adjutanten des erfolgreichsten Formel 1 Piloten aller Zeiten.

Aber genau diese Ehre sechs Jahre lang von 2000 bis 2005 im besten Auto neben dem besten Fahrer sitzen zu dürfen, wurde dem Brasilianer letztendlich zum Verhängnis.

Der Schatten von Spielberg liegt auf Rubens wie ein Fluch., Foto: Sutton
Der Schatten von Spielberg liegt auf Rubens wie ein Fluch., Foto: Sutton

Dass Rubens Barrichello schnell ist, daran besteht kein Zweifel. Das hat er sowohl in den diversen Qualifying-Formaten als auch in vielen Rennen bewiesen. Dass er überholen kann, wie kaum ein Zweiter im aktuellen Fahrerfeld, zeigte Rubinho nicht nur bei seinem Sieg in Silverstone 2003, als selbst ein Priester ihn nicht stoppen konnte. Übrigens genauso wenig wie ein entlassener Mercedes-Mitarbeiter, der bei Barrichellos erstem GP-Triumph in Hockenheim 2000 die Strecke entlang wanderte.

Aber zum großen Durchbruch reichte es nie. Dazu hätte es jedoch nur eines gebraucht: Eines Sieges gegen Michael Schumacher. Auf der Strecke und mit dem gleichen Material. Und obwohl Rubens in den vergangenen sechs Saisons in Maranello ganze neunmal ganz oben auf dem Podest stand, waren alle diese Erfolge eine noch größere Demütigung als die offensichtlichen Stallregie-Streiche, welche ihm sein Arbeitgeber vertraglich auf die Knollennase drückte.

Entweder gewann Rubens, weil seine Nummer 1 wegen eines Unfalls oder technischen Problems ausschied, oder er siegte, weil Schumacher den Titel bereits sicher hatte und ihn nicht mehr angriff. In Amerika sorgte der Fotofinish-Sieg des Brasilianers sogar für noch mehr Negativschlagzeilen als die erste Stallorder von Spielberg.

Der erste Grand Prix Sieg in Hockenheim 2000., Foto: Sutton
Der erste Grand Prix Sieg in Hockenheim 2000., Foto: Sutton

Die zweite Teamorder von Jean Todt machte Rubens Barrichello hingegen in den Gedächtnissen der Fans für immer unvergessen. Mehr als es jeder GP-Erfolg oder WM-Titel hätte schaffen können oder es in Zukunft schaffen könnte. Das digitale Fernsehen von Bernie Ecclestone machte es möglich und Millionen von Fans hörten weltweit die mittlerweile legendären Worte Todts über den Boxenfunk mit: "Let Michael pass for the championship!"

Dieser Satz und das Platzmachen auf der Start- und Zielgeraden wenige Meter vor dem Fallen der schwarz-weiß karierten Flagge stempelten Rubens Barrichello, entgegen aller internen Beteuerungen, Überholmanöver und Siege, für ewig zur roten Nummer 1B ab. Ein Schatten, welchen er selbst in dieser Saison nicht abhängen konnte, als er sich erstmals öffentlich gegen seinen deutschen Teamführer auflehnte und nach dessen Überholmanöver in der letzten Runde von Monaco davon sprach, dass er "Michael ab sofort nur noch als normalen Fahrer und nicht mehr als Teamkollegen" behandeln werde.

Ab dem kommenden Jahr, seiner dann vierzehnten Formel 1-Saison, darf und muss Rubens diese Aussage erstmals auf den Rennstrecken dieser F1-Welt in die Tat umsetzen.

Das Fotofinish von Indianapolis: Ein Sieg mit Beigeschmack., Foto: Sutton
Das Fotofinish von Indianapolis: Ein Sieg mit Beigeschmack., Foto: Sutton

Denn dann sind Michael Schumacher im Ferrari und Rubens Barrichello in einem höchstwahrscheinlich weißen Boliden mit der Kennung 008 durch kein Vertragskleingedrucktes und keine ohnehin verbotene Teamorder mehr verbunden. Dann sind sie wirklich Rivalen der Rennbahn. Und dann muss Barrichello beweisen, dass er den besten F1-Fahrer der Gegenwart - wenn es schon nicht mit dem gleichen Material erlaubt war - mit hoffentlich gleichwertigem Material bezwingen kann.

Wenn dies dem neuen Rubens, dem Weißen, gelingen sollte, dann wird aber auch er wieder zum gewohnten breit grinsenden Tanzbären mit kullernden Tränen mutieren...