Blicken wir nach dreizehn von insgesamt neunzehn Grand Prix dieses Jahres zuerst einmal auf die unumstößlichen Fakten: In den bislang 845 Runden legten 25 aktive Fahrer 3.937,365 Rennkilometer zurück. Dabei standen fünf verschiedene Piloten auf dem obersten Podesttreppchen und starteten gleich sieben unterschiedliche Fahrer von der Pole Position.

So viel zu unserem kleinen Ausflug in die Welt der Zahlen und Statistiken. Auf und neben der Rennstrecke standen im bisherigen Saisonverlauf des Jahres 1 nach der Ferrari-Dominanz aber ganz andere Dinge im Vordergrund. Zum Beispiel...

Die Renault-Fans hatten bislang viel Grund zum Feiern., Foto: Sutton
Die Renault-Fans hatten bislang viel Grund zum Feiern., Foto: Sutton

Alonso. Auch wenn beim Auftaktrennen in Australien sein Teamkollege Giancarlo Fisichella auf der Pole Position und dem obersten Siegertreppchen stand, war schon im Albert Park zu Melbourne Fernando Alonso der heimliche Star. Der junge Spanier kämpfte sich durch das halbe Feld bis auf Platz zwei nach vorne und deutete damit bereits an, was bei den folgenden Rennen drohte: Eine gelb-blaue Dominanz von Alonso und Renault. Besonders viel Applaus erntete der spanische WM-Leader für seinen Sieg in Imola, bei dem er Michael Schumacher in einem eindeutig schnelleren Ferrari rundenlang hinter sich halten und das Rennen für sich entscheiden konnte. Abgesehen von seinem Mauerkuss in Kanada, beging Alonso bislang keinen einzigen Fehler und strauchelte sein Arbeitsgerät nur beim letzten Rennen vor der Sommerpause in Ungarn. Ansonsten war Kimi Räikkönen in McLaren zwar bei vielen Grand Prix schneller, aber insgesamt gesehen noch nicht einmal annähernd so zuverlässig.

Bridgestone. Vor dem Saisonbeginn war man bei Bridgestone natürlich zuversichtlich, dass man auch unter dem neuen Reifenreglement, welches vorschreibt, dass die Pneus nun ein ganzes Rennen halten müssen, die letztjährige Dominanz fortsetzen könne. Aber es kam wahrlich anders: Die Japaner mutierten in den ersten Saisonrennen zum berichtigten Prügelknaben für die ungewohnten Misserfolge von Ferrari und erholten sich erst gegen Saisonmitte langsam von diesem Schock. Die einzigen beiden Höhepunkte des Jahres waren deshalb bisher die Performance im kühlen Imola, wo Ferrari - abgesehen vom ausgefallenen Kimi Räikkönen - am schnellsten war, sowie der Indy-Gate-Rückschlag für Michelin, welcher Bridgestone an jenem Wochenende zu einem der wenigen 'Sieger' machte. Ansonsten befinden sich die Japaner zwar seit einigen Rennen auf einem Wege der Besserung, von einem konkurrenzfähigen und haltbaren Pneus sind sie aber immer noch mindestens eine Rennhälfte entfernt.

Zwei Rennen Sperre - So lautete das Urteil., Foto: Sutton
Zwei Rennen Sperre - So lautete das Urteil., Foto: Sutton

Collector. Der Fuel Collector sammelt im Tank eines F1-Wagens den Sprit auf, um ihn an den Motor weiterzugeben. Zu zweifelhafter Berühmtheit gelangte dieses Bauteil beim San Marino GP, als nach dem Rennen die der 007 von Jenson Button stundenlang untersucht und später nach einem Einspruch der FIA für illegal erklärt wurde. Das Team soll aufgrund einer festen Benzinmenge im Collector teilweise untergewichtig gefahren sein, was British American Racing eine Disqualifikation beider Autos für den San Marino GP sowie zwei Rennsperren für die Läufe in Barcelona und Monaco einbrachte. Besonders ärgerlich war dies, da es zusammen mit diversen Zuverlässigkeits- und Performance-Problemen bei den Weißen bedeutete, dass B·A·R Honda erst im zehnten Saisonlauf in Frankreich seine ersten WM-Zähler holte.

Deal. Deals werden in der Formel 1 beinahe täglich abgeschlossen. Solch ein Deal, wie er am 22. Juni dieses Jahres in München bekannt gegeben wurde, sind aber auch für F1-Maßstäbe höchst selten. Denn an jenem Donnerstag gab BMW die Übernahme des Schweizer Sauber Teams bekannt, welches ab der kommenden Saison 2006 als BMW-Werksteam firmieren wird. Nach langen Verhandlungen und zähen Jahren mit dem bisherigen Partner Williams, bedeutet dies einen Neuanfang für die Münchner und eine Erlösung für Peter Sauber, der die Zukunft seiner 'Tochter' nun in guten Händen weiß.

Bernie - Gewinner oder Verlierer 2005?, Foto: Sutton
Bernie - Gewinner oder Verlierer 2005?, Foto: Sutton

Ecclestone. Für den großen F1-Zampano Bernie Ecclestone ist das Jahr 2005 ein Jahr der Niederlagen. Und zwar mehr Niederlagen, als der kleingewachsene Brite bislang je erlebt hat. Oder waren einige der Niederlagen sogar versteckte Siege? Im Streit mit den drei Kirch-Gläubigerbanken gab es jedenfalls - nach einigen Niederlagen vor Gerichte - eine öffentlich nicht bekannte außergerichtliche Einigung, von welcher nicht wenige vermuten, dass sie gar nicht die Banken als großen Triumphator sah. Ähnlich sieht es beim Indy-Fiasko aus. Zwar kämpfte Bernie hier bis in die letzten Sekunden in der Startaufstellung für einen Grand Prix, doch besagen manche Spekulationen auch, dass er dies mit voller Absicht und in absoluter Kenntnis der Aussichtslosigkeit seines Unterfangens machte. Stattdessen soll es ihm nur darum gegangen sein, sich auf die Seite der Teams zu stellen und diese dazu zu bewegen ihre Pläne für eine eigene Rennserie zu begraben und das neue Concorde Agreement ab 2008 zu unterschreiben. Mit Ferrari, Jordan und Red Bull fand Mr. E jedenfalls schon drei Anhänger - weitere könnten nach den zuletzt vermehrt auftauchenden Friedensangeboten seitens der GPMA schon bald folgen...

Fun. Die Formel 1 ist schon lange kein Spaß mehr. Und selbst das einstige Fun-Team von Eddie Jordan hat sich in sein Hinterbänklerdasein ergeben und jedweden Spaß verbannt. Seit Melbourne 2005 gibt es jedoch einen Lichtblick im grauen F1-Paddockalltag: Red Bull Racing bringt als aufpoliertes Jaguar Team nicht nur auf der Strecke die Fans zum Tanzen. Auch im Fahrerlager sorgen die Österreicher mit Partys, der neuen Energy Station, PR-Events und vielen hübschen Damen für jede Menge Unterhaltungswert. Es ist fast so, als ob Red Bull dem alten Motto "Racing for fun" Flügel verliehen hätte...

Pro Team ein Jenson-Daumen., Foto: Sutton
Pro Team ein Jenson-Daumen., Foto: Sutton

Gate II, Button-. Jenson Button möchte den Rennstall wechseln - nur eben nicht dort hin, wo er einen gültigen Vertrag besitzt. Sie kennen den schon? Kein Wunder, aber leider auch kein Witz: Fast auf den Tag genau ein Jahr nach der Buttongate-Affäre wiederholen sich derzeit die bekannten Szenen aus dem Vorjahr. Nur diesmal unter umgekehrten Vorzeichen: Button möchte jetzt lieber bei British American Racing bleiben. Dummerweise besitzt er jedoch einen Vertrag mit Frank Williams. Dieser möchte ihn natürlich nicht einfach so ziehen lassen, weshalb der F1-Welt auch in den kommenden Tagen und Wochen noch einiger Rummel rund um Jense ins Haus steht.

Heidfeld. Beinahe genauso viel Rummel gab es in den Wintermonaten vor dem Saisonstart um einen der ruhigeren F1-Zeitgenossen. In einem von den Medien extrem gehypten Shoot-Out musste sich Nick Heidfeld beinahe zwei Monate gegen Williams-Tester Antonio Pizzonia bewähren, bevor Frank Williams und Patrick Head die Entscheidung zugunsten des Deutschen fällten. Quick Nick zahlte Frank & Patrick das Vertrauen in Form von zwei Podestplatzierungen und einer Pole Position zurück. Ansonsten gab es für die Weiß-Blauen in den ersten dreizehn Saisonrennen nicht sehr viel zu bejubeln.

Indy. Die Formel 1 ist tot. Lange lebe die Formel Farce. Die Formel 0. Oder die Formel Lächerlich. Dies sind noch einige der harmloseren Zeitungsüberschriften, welche es nach der Schmach von Indianapolis hagelte. Was war geschehen? Sollten Sie tatsächlich nicht mitbekommen haben, dass Michelin die falschen Reifen mit nach Indy brachte, dadurch Ralf Schumacher erneut einen heftigen Unfall in der Steilkurve hatte, viele Diskussionen stattfanden, am Ende nur sechs Autos in den Mini Prix starteten, die Teams dafür vom FIA World Motor Sport Council bestraft und dann wenig später doch wieder freigesprochen wurden, dann können Sie sich wahrlich glücklich schätzen...

Stopp. Die Gelben sind noch in der Warteschleife., Foto: Sutton
Stopp. Die Gelben sind noch in der Warteschleife., Foto: Sutton

Jordan. Als Alex Shnaider und seine Midland Group den maroden Rennstall von Eddie Jordan übernahmen, dachten viele, dass es nun mit den Gelben wieder aufwärts gehen würde. Stattdessen trat das Gegenteil ein: Jordan wird mittlerweile sogar teilweise von Minardi geschlagen und von Investitionen ist derzeit nichts zu sehen. Während die neuen Besitzer dies damit begründen, dass sie nicht die Marke Jordan, sondern ab 2006 die Marke MidlandF1 mit ihrem Geld promoten möchten, dümpelt der einstige drittbeste Rennstall der F1-Welt in den Niederungen der Startaufstellung dahin. Eddie Jordan dürfte sich mit Graus in seinem Liegestuhl umdrehen...

Kalender. 19 Rennen. Noch einmal in Worten: Neunzehn Formel 1 Grand Prix stehen in dieser Saison auf dem Programm. Das sind so viele wie noch nie. Entsprechend wurden bereits jetzt, bis zur dreiwöchigen Sommerpause, dreizehn WM-Läufe absolviert. Davon fanden acht innerhalb eines Zeitfensters von nur zehn Wochen statt und fuhr die Königsklasse im Juli an nicht weniger als vier Rennwochenenden! Was für die Fans vor dem Fernseher vielleicht noch interessant anmutet, mutiert für die Teams zur logistischen Mammutaufgabe und für alle anderen Begleiter des F1-Trosses zum Höllentrip. Und zwar back-to-back from hell to formula one to hell.

Launches. Zum Jahresbeginn konnten sich die Beteiligten nur vorstellen, was sie in der längsten Saison aller Zeiten erwarten würde. Bei den Präsentationen der neuen Autos erregte derweil keines der Teams solches Aufsehen wie BMW-Williams anno 2004 mit ihrem Nasenbären. Aber immerhin widerlegten Renault und McLaren die alte These, wonach man den Wintertestzeiten und Ergebnissen nicht trauen dürfe. Denn genau jene beiden Teams waren es, die im Winter den besten Eindruck hinterließen und die seit Saisonbeginn abwechselnd jedes Rennwochenende, bis auf Indianapolis, dominierten.

Die graue Eminenz oder die grausige Eminenz?, Foto: Sutton
Die graue Eminenz oder die grausige Eminenz?, Foto: Sutton

Max. Wenn es in diesem Jahr bis dato einen Mann in der Königsklasse des Motorsports gab, der öfter als FIA-Präsident Max Mosley in den Schlagzeilen stand, dann ist uns dieser bemitleidenswerte Mensch bislang noch nicht über den Weg gelaufen. Das besondere am Mosley'schen Rauschen im Blätterwald war jedoch, dass er beinahe ausschließlich Negativschlagzeilen anzog. Mosley gegen Stoddart. Mosley gegen die Michelin-Teams. Mosley gegen Bernie. Mosley gegen Michelin. Mosley gegen die Hersteller. Mosley gegen alles und jeden. Es schien teilweise fast schon so, als ob es kaum noch jemanden geben würde, mit dem sich Max Mosley nicht angelegt hätte. Angesichts seines Rückhalts in der FIA und der zuletzt versöhnlichen Regelvorschläge für 2008, dürfte einer Wiederwahl von Max Mosley diesen Herbst dennoch nichts im Wege stehen.

Neulinge. Vier F1-Rookies gingen in Melbourne in ihre erste GP-Saison. Drei von ihnen sind nach dreizehn Grand Prix noch mit dabei. Von Patrick Friesacher mussten wir hingegen schon vor dem Deutschland GP wegen Zahlungsschwierigkeiten seiner Sponsoren Abschied nehmen. Für ihn kam jedoch ein weiterer Neuling in die F1: Der bisherige Jordan-Testfahrer Robert Doornbos. Die weiteren Rookies waren Friesachers Teamkollege Christijan Albers sowie die beiden Jordan-Piloten Tiago Monteiro und Narain Karthikeyan. Die Minardi- und Jordan-Duos verband dabei eines: Während zum Saisonbeginn Friesacher und Karthikeyan besser abschnitten, verlagerte sich das Kräfteverhältnis nach dem ersten Saisondrittel zugunsten ihrer Teamkollegen. Punkte durften alle vier ursprünglichen Rookies auch: Allerdings 'nur' beim 'Rennen' in Indianapolis, wo Tiago Monteiro als Dritter neben den zwei Ferrari-Fahrern auf dem Podest stehen durfte.

Opa. Zwar wird David Coulthard von den Medien gerne als Uncle David bezeichnet, doch wird damit auch impliziert, dass der Schotte nach neun Jahren bei McLaren nun eine Art Rennopa sei. Doch DC gibt seinen beiden Youngstern im Red Bull Team nicht nur weise Ratschläge. Er gibt auch richtig Gas. Und zwar so gut, wie schon lange nicht mehr. Entgegen allen Erwartungen brachte ihm dies zuletzt eine Vertragsverlängerung für die Saison 2006 ein, in welcher Coulthard dann mit seinem neuen unrasierten Style und den neuen ungefilterten Aussagen um Podestplätze und vielleicht sogar Siege mitfahren möchte. Die Power dafür werden im kommenden Jahr Ferrari-Aggregate liefern. Die aktuellen Cosworth-Triebwerke dürfte Red Bull derweil nach Grove zu Williams weiterschicken.

Kimis Silberpfeil gab zu oft Rauchzeichen., Foto: Sutton
Kimis Silberpfeil gab zu oft Rauchzeichen., Foto: Sutton

Pechvögel. Bislang galt Rubens Barrichello als der Inbegriff des F1-Pechvogels. Aber seit dieser Saison gibt es gleich zwei 'würdige', darüber aber wahrlich nicht glückliche, Nachfolger für den Brasilianer. Zum einen Giancarlo Fisichella, für den nach seinem beinahe perfekten Auftaktwochenende in Downunder so gut wie alles schief lief: Fehler, Unfälle und technische Defekt verhinderten, dass Fisico die Erfolge seines Teamkollegen egalisieren konnte. Noch mehr im Rampenlicht stand der zweite Pechvogel des Jahres: Mit Reifenschäden, Motorschäden und Antriebswellendefekten mutierte Kimi Räikkönen in den letzten Wochen zum silbernen Inbegriff von Zuverlässigkeitsproblemen.

Qualifying. Man ist fast schon dazu geneigt zu sagen: Wie in jedem Jahr, wurde auch in dieser Saison das Qualifying-Format gleich zweimal verändert. Das erste Mal vor der Saison, als man ein zweigeteiltes Additions-Qualifying für Samstagnachmittag und Sonntagmorgen einführte. Und das zweite Mal während der Saison, als man selbiges wieder abschaffte und zu nur einer Session am Samstag zurückkehrte. Aber keine Sorge: Die nächste Änderung des Qualifying-Formats steht bereits in den Startlöchern.

Rundengeiz. Die Formel 1-Rennstrecke. Unendliche Weiten. Dies sind die Abenteuer von 20 bis 25 F1-Autos, die während ihres Freigangs in den Freien Trainingssessions nur allzu wenig Zeit auf dem Asphalt und viel zu viel Zeit in den Garagen verbringen. Denn durch die neue Zweimotoren-Regel wurde der ohnehin schon wild wuchernde Rundengeiz des Vorjahres noch 'geiler'. Auf staubigen Strecken wie in Ungarn, artete dies in morgendliche Session unter Ausschluss von Fahraktivität aus.

Noch ist im Titelkampf nichts entschieden., Foto: Sutton
Noch ist im Titelkampf nichts entschieden., Foto: Sutton

Spannung. Die ersten dreizehn Saisonläufe dieses Jahres lassen sich in zwei Phasen einteilen. Die erste Phase begann logischerweise mit dem Saisonstart in Melbourne und endete mit dem Großen Preis von Kanada. Das waren acht Rennen voller Spannung, Überholmanöver und packender Ereignisse. Selbst eher langweilige Prozessionen wie in Imola, erhielten durch Duelle wie jenes von Michael Schumacher gegen Fernando Alonso, eine in den letzten Jahren unbekannte Würze. Doch dann kam Indianapolis. Und mit einem Schlag schien alle Spannung dem Wahnsinn gewichen zu sein. Was sich zunächst wie ein einfältiger journalistischer Kniff anhört, ist aber leider wahr: Weder der Frankreich GP im Niemandsland von Magny Cours noch die eher belanglosen Rennen in Silverstone, Hockenheim oder Budapest rissen die Fans von den Sitzen. Besonders Magny Cours und Silverstone überboten sich gegenseitig mit Langeweile. Zuletzt sorgte immerhin das unglaubliche Pech des Kimi R. sowie der wieder an Fahrt gewinnende Titelkampf für etwas mehr Unterhaltung.

Testbeschränkung. Nur 30 Tage bleiben neun der zehn F1-Teams. Allerdings nicht um sich vor dem Ende der F1-Welt zu retten, sondern um während der Saison ihre Autos zu testen. Dabei dürfen sie zeitgleich nur mit zwei Autos auf einem Kurs antreten. Dies führte zu dem 'grandiosen' Auswuchs, dass manche Teams mit zwei getrennten Testteams auf zwei verschiedenen Strecken aufkreuzen, um bei Regen am einen Testort mit der zweiten Mannschaft ungestört testen zu können. Schöne neue Welt der Kostenersparnis. Das einzige Team, welches sich nicht für diese freiwillige Testbeschränkung begeistern konnte ist die Scuderia Ferrari. Entsprechend drehen die roten Boliden mittlerweile wahrlich unlimitiert und zu allen nur erdenklichen Zeiten ihre Runden. Sogar jetzt in der dreiwöchigen Sommerpause. Genutzt hat es ihnen bislang noch nicht viel...

Nach Indy wäre das Ergebnis anders ausgefallen..., Foto: Sutton
Nach Indy wäre das Ergebnis anders ausgefallen..., Foto: Sutton

Umfrage. Mit einer groß angepriesenen offiziellen FIA-Umfrage, sammelte Max Mosley die Meinungen von über 90.000 Formel 1 Fans aus aller Welt. Und was kam dabei heraus? Die Fans wünschen sich angeblich hauptsächlich "mehr Rennen, mehr Teams, mehr Überholmanöver und mehr Wert auf den Fähigkeiten des Fahrers". Da wären wir ohne die von den Fragen bis zur Ergebnispräsentation geschönte Umfrage nie drauf gekommen, Max.

V-8. Auch wenn Minardi im kommenden Jahr noch einmal in der Drehzahl limitierte V10-Aggregate von Cosworth einsetzen wird, singt die Königsklasse momentan den Schwanengesang für die Ära der Zehnzylinder. Bei den ersten Tests fielen deren Nachfolger bisher vor allem durch extreme Vibrationen auf, welche die Piloten und Autos durchschüttelten. Die Konzepte hinter den stark reglementierten Triebwerken, unterscheiden sich hauptsächlich in der Teststrategie: Während der neue Cosworth-Motor erst Ende des Jahres fertig sein wird, testen Honda, Mercedes, Toyota, BMW und Ferrari bereits ihre neuen Motoren in Hybridautos. Zumindest in einem Punkt gab es Entwarnung: Der Sound der Achtzylinder soll noch immer infernalisch klingen...

Woking. Der MP4-20 wurde komplett im nigelnagelneuen und mit mehreren Architekturpreisen überhäuften McLaren Technology Centre entwickelt und gebaut. Nach einem eher mittelmäßigen Saisonstart verwandelte sich das silberne Entlein mittlerweile zum besten F1-Boliden des Feldes. Nach dem totalen Reinfall vom Typ MP4-18, dem Fehlschlag mit dem MP4-19 und der gelungenen Rettungsaktion mit dem MP4-19B knüpft der MP4-20 nun also endlich an die Erfolge einiger seiner ruhmreichen Vorfahren an. Und auch sein Schöpfer Adrian Newey wird entgegen so mancher Spekulation auch im nächsten Jahr noch bei den Silbernen im Boot sein. Jetzt müsste man nur noch diese Zuverlässigkeit in den Griff bekommen...

Wohin uns die Zukunft führt ist noch ungewiss., Foto: Sutton
Wohin uns die Zukunft führt ist noch ungewiss., Foto: Sutton

X-Akten. In der F1 standen auch in diesem Jahr Streitigkeiten über das aktuelle Regelwerk, das Reglement ab 2008, die Verteilung des TV- und Prämienkuchens oder die Zukunft der Königsklasse an der Tagesordnung. Ähnlich wie die Indygate-Affäre sollten die Beteiligten all dies, samt der Idee einer Konkurrenzserie, spätestens in den besinnlichen Wochen der Sommerpause zu den X-Akten legen und sich stattdessen auf ein spannendes Saisonfinale und eine erfolgreiche gemeinsame Zukunft konzentrieren. Ein kleiner Anfang wurde mit dem Austausch der Regelideen für 2008 zwischen der FIA und der GPMA gemacht.

Yen. Verdammt viele Yen stecken Honda und Toyota in ihre F1-Projekte. Und während Honda in diesem Jahr mit ansehen musste, wie das Partnerteam disqualifiziert, gesperrt und vom zweiten Rang der Konstrukteurswertung bis auf den letzten durchgereicht wurde, erlebten die Erzrivalen von Toyota bislang die erfolgreichste Saison in der noch kurzen F1-Geschichte. Toyota muss sogar als das Überraschungsteam der Saison bezeichnet werden. Bis auf ein kleines Zwischentief zur Saisonmitte, konnten die Weiß-Roten mit starken Leistungen in Qualifying und Rennen überzeugen und neben einigen Podesträngen auch die allererste Pole Position durch Qualifying-König Jarno Trulli einfahren. Nur der erste Sieg lässt noch auf sich warten. Trotz der zuletzt ansteigenden Formkurve bei B·A·R Honda könnte im japanischen Duell der Konzerne eine Wachablösung anstehen, welche den Herausforderer Toyota noch vor dem Platzhirsch von Honda (mit B·A·R) den ersten Sieg erringen sehen könnte.

Zuverlässigkeit. Es ist ein altes Formel 1 Sprichwort, welches gerne mit Ron Dennis in Verbindung gebracht wird: To finish first, first you have to finish. Um also siegen zu können, muss man erst einmal ins Ziel kommen. Da erscheint es fast als Ironie des Schicksals, dass gerade dieses Motto nun von Renault gegen McLaren Mercedes verwendet wurde. Da helfen selbst die Beteuerungen von Norbert Haug nichts, dass er lieber ein schnelles Auto zuverlässig mache als umgekehrt. Die WM-Tabelle spricht derzeit Bände und die Zuverlässigkeit könnte die Weltmeisterschaft am Ende schon im Mammutmonat Juli zugunsten des dann jüngsten Weltmeisters aller Zeiten entschieden haben.