Valtteri Bottas machte beim Formel-1-Rennen in Silverstone wieder einmal nichts falsch und wurde am Ende trotzdem nicht belohnt. Nachdem er den harten Kampf gegen Mercedes-Teamkollege Lewis Hamilton in der Anfangsphase für sich entschied, ruinierten eine zu kurzsichtige Strategie und Safety-Car-Pech sämtliche Siegchancen. Ein weiterer bitterer Rückschlag für die WM-Ambitionen des Finnen.

"Das war nicht mein glücklichster Tag. Aber so ist das Leben", so ein wortkarger Bottas in der Pressekonferenz nach dem Rennen. Seit Baku wartet der WM-Zweite auf einen Sieg, war zuletzt immer wieder vom Pech verfolgt, während Hamilton einen Sieg nach dem anderen einfuhr. In Silverstone schien es endlich mal wieder für den Titel-Herausforderer zu laufen.

Nach der Pole Position, seiner vierten in dieser Saison, behauptete sich Bottas im Zweikampf gegen Hamilton bravourös. Der Champion übte vom Start weg massiv Druck auf den Finnen aus, ging in der vierten Runde in Turn 7 sogar vorbei. Doch Bottas kämpfte sich auf der alten Start- und Zielgeraden von Silverstone erfolgreich zurück und konterte in Copse auf der Innenbahn.

Hamilton und Bottas liefern sich harten Kampf

"Valtteri und ich hatten so einen guten Kampf", so Hamilton, für den das frühe Duell mit dem Teamkollegen das einzige Ereignis auf dem Weg zum Sieg war. "Ich konnte nicht sehen wo er ist. Er war im toten Winkel, denn er war auch nicht in meinem Spiegel. Also konnte ich die Tür nicht zumachen."

"Ich hatte zu Beginn natürlich ein gutes Rennen. Ich habe es wirklich genossen, hart und fair gegeneinander zu fahren", sagt Bottas, der nach dem Schlagabtausch das Rennen wieder unter seine Kontrolle brachte. "Das war gutes und faires Racing", lobt Teamchef Toto Wolff am RTL-Mikrofon.

Der durch die Rivalität zwischen Nico Rosberg und Lewis Hamilton leidgeprüfte Österreicher war dann aber doch ganz froh, dass die Sache nach dem Konter von Bottas erstmal erledigt war: "Normalerweise geht die Ecke da Vollgas, und das Ganze zu zweit... ich bin froh, dass es zu Ende ist."

Bottas bei Safety-Car-Phase doppelt im Pech

Dass Bottas' Rennen wenige Runden später mit dem ersten Boxenstopp auch mehr oder weniger zu Ende sein würde, hatte in diesem Moment niemand auf dem Schirm. In der 16. von 52 Runden kam der Führende zum Service und tauschte seinen Medium-Startreifen gegen einen neuen Satz der gleichen Mischung.

"Nach meinem ersten Boxenstopp hatte ich den linken Vorderreifen unter Kontrolle und managte den Rückstand auf Lewis", sagt er. Der Teamkollege blieb zunächst draußen und versuchte den Overcut- Hamilton war bereits vier Runden länger unterwegs, als Antonio Giovinazzi seinen Alfa Romeo ins Kiesbett setzte. Die dadurch ausgelöste Safety-Car-Phase ermöglichte Hamilton einen Stopp unter Gelb, durch den er die Führung behalten konnte.

Doch nicht nur das. Der Brite wechselte auf den Hard-Compound, wodurch er das Rennen mit einem Stopp zu Ende fahren konnte. Bottas hingegen hatte sich früh auf eine Zweistopp-Strategie festgelegt, da er gemäß Reglement in jedem Fall im restlichen Verlauf des Rennens noch einen zweiten Compound nutzen musste.

Bottas eiskalt erwischt: Nie an Einstopp-Strategie gedacht

"Wir hatten schon die Idee, die Strategien zu splitten", so Bottas, für den es aus diesem Grund erstmal nicht überraschend kam, dass Hamilton deutlich länger draußen blieb. Eine Einstopp-Strategie stand aber nie auf dem Plan. "Medium, Hard, Medium oder Medium, Hard, Soft", erklärt er, welche Varianten ursprünglich zur Debatte standen.

"Einstopp stand heute völlig außer Frage und das war von unserer Seite ein Fehler. Es war bei weitem die beste Strategie für unser Auto, erst Medium und dann Hard zu fahren", sagt Bottas zerknirscht. "Das Safety Car hat mich erwischt. Ich habe an diesem Punkt in einer Einstopp-Strategie festgesteckt, da wir von Medium auf Medium gewechselt hatten."

Danach musste er sogar um seinen zweiten Platz bangen, denn Verstappen war nach der Safety-Car-Phase auf dem Vormarsch und der Vorsprung von Bottas hätte bei weitem nicht für einen zweiten Reifenwechsel gereicht. Durch die Kollision des Niederländers mit Sebastian Vettel rückte Charles Leclerc auf Platz drei vor.

Hamilton schnappt Bottas schnellste Runde weg

Der Gap zum Monegassen reichte aus, um sieben Runden vor Schluss noch einmal auf Soft zu wechseln und eine Attacke auf den Bonuspunkt für die schnellste Runde zu starten - doch auch der ging am Ende an Hamilton, der im allerletzten Umlauf auf uralten Hard-Reifen die schnellste Zeit fuhr.

"Ich habe auf dem weichen Reifen natürlich versucht die schnellste Runde zu fahren. Lewis' Pace auf dem alten Hard-Reifen hat mich überrascht. Er hat seine Reifen über den Stint hinweg sehr gut gemanagt", muss Bottas auch diese Niederlage hinnehmen. Nach 10 von 21 Rennen liegt er in der WM 39 Punkte zurück, nach Siegen steht es 7:2 für Hamilton.

Bottas will seine Durststrecke auf jeden Fall noch vor der Sommerpause beenden: "Zumindest war meine Pace gestern und heute gut. Ich bin so oder so noch super hungrig auf einen Sieg, also schaue ich auf das Rennen in zwei Wochen."