1. - S wie Startaufstellung
Charles Leclerc und Max Verstappen stehen in der Startaufstellung für das Formel-1-Rennen in Spielberg (Österreich GP heute live auf RTL, ORF, SRF, Sky und im Live-Stream F1 TV) ganz vorne. Das allein ist schon Grund genug, sich die F1-Hatz auf dem Red Bull Ring reinzuziehen - endlich mal keine Mercedes vorne, die dann sowieso wegfahren können.
Stattdessen starten Valtteri Bottas und Lewis Hamilton nur aus Reihe zwei, der Weltmeister nach einer Strafe für Behindern Kimi Räikkönens im Qualifying und mal wieder große Verwirrung beim Bau der Startaufstellung. Räikkönen selbst startet unterdessen so weit vorne wie noch nie mit Alfa - von P6 neben Lando Norris im McLaren.
Kollege Antonio Giovinazzi beginnt von P7, es folgen Pierre Gasly, Sebastian Vettel (technischer Defekt im Q3) und der ebenfalls strafversetzte Kevin Magnussen (Getriebe) in den Top-10. Romain Grosjean und Daniel Ricciardo folgen als erste Piloten mit freier Reifenwahl. Nico Hülkenberg muss von P15 eine Aufholjagd liefern.
2. - S wie Start
Nur 217 Meter kurz ist auf dem Red Bull Ring der Weg bis zum ersten Bremspunkt. Doch die haben es in sich. Immerhin führt der Weg hoch zur ersten Kurve recht steil bergauf. Auf den schnellen Rechtsknick folgt eine lange Strecke hoch bis zur Remus. Hier und auf der folgenden Gerade bergab bis Kurve vier sind Windschatten-Schlachten nach dem Start programmiert.
Der Start ist in Spielberg somit eigentlich erst nach der halben Runde so richtig vorbei. "Wenn ich einen guten Start habe, dann wird der Windschatten nach der ersten Kurve eine große Rolle spielen. Ich muss sie also bis Kurve vier halten", weiß Polesitter Charles Leclerc.
Das allein liefert jedoch längst noch nicht die ganze Spannung. Allein die Paarung Leclerc/Verstappen in Reihe eins bietet Sprengstoff pur. Zumindest fahrerisch. Ansonsten sind die Karten eigentlich klar verteilt. Der Ferrari startet auf Soft, der Red Bull und die Mercedes dahinter auf Medium. Heißt: Traktionsvorteil SF90, noch dazu der ohnehin brachiale Topspeed der roten Göttin - das sollte sich im Regelfall schon ausgehen.
Darauf vertraut auch der Monegasse. "Normalerweise sind wir ja schnell auf den Geraden. Hoffentlich kann ich die Position also über die ersten drei Kurven halten", sagt Leclerc.
3. - S wie Strategiefehler?
Der Vorteil des weichen Pneus am Start könnte sich für Leclerc jedoch schneller als dem Ferrari-Youngster lieb ist in einen Nachteil transferieren. Man denke nur an Frankreich. Dort mieden die Teams den Soft am Start wie der Teufel das Weihwasser. Wer ihn aufziehen musste, wie nun eben auch Leclerc und weiter hinten Vettel, hatte schnell ein Problem.
Genau dieser Faktor spendet Mercedes trotz Reihe zwei Hoffnung. Toto Wolff jedenfalls hält - wie auch viele Experten im Fahrerlager - die Entscheidung Ferraris, sich mit Soft statt Medium für Q3 zu qualifizieren für wenig ideal. "Wenn ich auf einem anderen Reifen komme, könnte es ein Vorteil sein", hofft Hamilton. "Das [Soft am Start] bedeutet entweder zwei Stopps oder Beeinträchtigungen am Ende des ersten Stints", prophezeit Wolff.
Heißt Pacemanagement. Doch wie gut geht das mit Reifenflüsterern wie Hamilton und noch mehr Verstappen im Nacken überhaupt? Das Fragezeichen ist riesig. Einzig für Leclerc und Ferrari nicht. Der Monegasse hegt null Zweifel, steht voll hinter seinen Strategen. "Nach FP2 haben wir es analysiert, und der Soft sah ganz gut aus. Er hielt auf dem Longrun ziemlich lang", sagt Leclerc. "Klar, Mercedes und Red Bull haben anders entschieden. Aber morgen sehen wir ja dann, wer richtig lag."
Doch was sagt Pirelli? Kurz: Einstopp-Strategie. Etwas länger: 14 bis 20 Runden Medium, dann mit Hard bis Runde 71 beenden sei die schnellste Variante. Gut für Ferrari: Nur unwesentlich langsamer vermutet Pirelli dasselbe für Soft-Starter. Diese müssten allerdings zwischen den Runden 12 und 16 auf Hard umsatteln. Einzig eine Zweistopp-Strategie sei klar langsamer. Wer diese wähle, habe jedoch unzählige Varianten.
4. - S wie Sommerhitze
Das Wochenende in Spielberg ist ein absolutes Sommerwochenende. Sonne satt in allen F1-Sessions. Hohe Außen- und noch extremere Asphalttemperaturen von mehr als 50 Grad Celsius. Und noch dazu die dünne Höhenluft. Das stellt die Teams vor ganz besondere Herausforderungen.
Einmal wegen der Reifen, noch dazu wegen der Kühlung selbst. Halten aller Power Units durch und alle Reifen so lang wie gewünscht? Erst im Vorjahr hatte es in Spielberg ein regelrechtes Blistering-Phänomen gegeben. Zumindest das sollte dank der dünneren Laufflächen 2019 jedoch ausbleiben.
5. - S wie Sausage-Gefahr
Das Wetter ist jedoch noch längst nicht der gefährlichste Faktor in Spielberg. Einmal mehr zählten die extremen Kerbs des Red Bull Rings zu den großen Aufregern des bisherigen Wochenendes. Von Training bis Qualifying zerstörten so einige Fahrer Frontflügel, Unterboden und andere Aero-Elemente an den gefürchteten 'Sausage-Kerbs'.
Geschieht das im Rennen, droht schnell ein alles veränderndes Safety Car. Nicht umsonst beläuft sich die statistische Wahrscheinlichkeit für einen Einsatz in Spielberg auf immerhin 40 Prozent.
6. - S wie schnellste Rennrunde
Zuletzt in Frankreich abseits des Last-Lap-Battles im Mittelfeld noch die einzige Würze eines faden Grands Prix, könnte die Hatz auf den Bonuspunkt in Spielberg dank der sehr viel mehr Spektakel versprechenden Ausgangslage nur zur Nebensache werden. Dennoch wird sie wieder ein Faktor sein. Fast alle Teams haben sich das Streben nach dem Extrazähler inzwischen auf die Fahnen geschrieben.
Ganz wie in Frankreich könnte auch dieses Mal Sebastian Vettel die Königsfigur werden. Versandet die Aufholjagd von P9 erneut hinter den anderen Top-Fahrern erscheint ein später Zusatzstopp wahrscheinlich. Mit der in Spielberg starken Ferrari-Pace dürfte Mercedes es diesmal schwerer haben selbst mit alten Reifen noch zu kontern.
7. - S wie Sieger
"Ich hoffe doch sehr, dafür bin ich hier!" Das sagte Charles Leclerc nach dem Qualifying auf die Frage, ob er nach der Pole nun auch das Rennen gewinnen könne. Doch auf dem Papier erscheint diese Aufgabe schwierig. Nicht nur wegen der potentiellen strategischen Irrfahrt (vgl. S wie Strategie), sondern schlicht wegen der Pace.
Ja, der Ferrari geht in Spielberg weitaus besser als in Le Castellet. Doch auf den Longruns am Freitag lag Mercedes noch immer vorne - nicht um Meilen, doch noch immer signifikant. "Morgen liegt noch ein langer Tag vor uns und aus der zweiten Startreihe bieten sich noch immer einige Chancen", glaubt daher Valtteri Bottas.
Leclerc jedoch geht davon aus, dass der Gap knapp genug ist, um sich mit Track Position nachhaltig behaupten zu können. "Es sah nicht allzu schlecht aus verglichen mit Mercedes und Red Bull", so Leclerc über die Ferrari-Dauerläufe am Freitag.. "Wir sind recht happy damit und dieses Wochenende ziemlich konkurrenzfähig. Die Pace sieht dann vielversprechend aus!"
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