Die Formel 1 ist unzufrieden mit der aktuellen Generation der Autos. Die Aerodynamik-Änderung von 2017 hat die Autos breiter und aerodynamisch sensibler gemacht, damit wurde das Überholen schwieriger. Jetzt kämpft die Formel 1 darum, sich für die Zukunft wieder überholfreundlicher zu gestalten.

Das kostet aber: Mehr Überholen, das geht nur mit Autos, die einander besser folgen können. Das wiederum geht nur mit Autos, die aerodynamisch nicht so sensibel sind wie die aktuellen Fahrzeuge. Und weniger Abtrieb, das bedeutet weniger Grip, und das bedeutet langsamere Rundenzeiten.

Formel 1 2019 beeindruckt in Silverstone-Kurven

Mit der Regeländerung von 2017 wollte man ja das Gegenteil erreichen. Schnellere, aggressivere Autos, das war eigentlich das Ziel der Regel-Anpassung von 2017. Das Ziel hat man auf jeden Fall erfüllt. Zum ersten Mal in Jahren wurde die Formel 1 deutlich schneller, und begann Streckenrekorde zu brechen. Das ging zwar auf Kosten der Renn-Action - war (und ist) aber ohne Zweifel beeindruckend.

Besonders beeindruckt die Kurvengeschwindigkeit. 2019 tut sie das mehr denn je. In Silverstone kann sie auch gut dargestellt werden: Hier wird nach der wundervoll-schnellen Kombination von Maggotts, Becketts und Chapel nämlich die Höchstgeschwindigkeit gemessen.

2014, im ersten Jahr der Hybrid-Motoren, kam Valtteri Bottas im Williams mit 252,3 km/h aus der Chapel-Linkskurve heraus auf die Hangar-Geraden. 2019 kam Lando Norris im McLaren am selben Messpunkt mit 271 km/h an.

Carlos Sainz fordert Respekt ein: Formel 1 2019 unglaublich schnell

Die Kurvengeschwindigkeiten der Generation 2019 sind also schlichtweg unglaublich. Trotzdem verbringen die meisten Fahrer viel Zeit damit, diese Generation der Formel 1 schlechtzureden. Stein des Anstoßes sind nicht nur Probleme beim Hinterherfahren - es geht auch um Probleme mit der Größe und dem Gewicht.

Carlos Sainz hat in Silverstone nach dem Qualifying schließlich einmal genug von der Negativität und fordert Respekt ein: "Zuerst einmal sind diese Autos unglaublich schnell. Um eine Perspektive zu geben: 1:25.0, in Silverstone. Da realisierst du, dass wir momentan unglaubliche technische Meisterleistungen vor uns haben. Darüber wird meiner Meinung nach nicht oft genug darüber gesprochen."

"Es gibt immer zu viel Kritik von wegen zu schwer, von wegen schlecht zu folgen", so Sainz weiter. "Das sind die schnellsten Autos aller Zeiten! 25.0 in Silverstone für Bottas, 26.0 für uns heute, das ist für dich als Fahrer beeindruckend. Das wollte ich mal klarstellen."

Formel 1 2021: Verschwinden die Rekord-Runden?

Die aerodynamisch aggressiv-kompromisslosen Formel-1-Autos sollen mit dem neuen Regelpaket 2021 von der Bildfläche verschwinden. Mit ihnen wird dann aller Voraussicht nach auch die Jagd nach Rundenrekorden vorerst ein Ende finden. Autos mit optischem "Wow-Faktor", aber ohne dem Aero-Wildwuchs sind von der FIA beabsichtigt. Der Verlust von Abtrieb durch weniger Flügel soll durch am Unterboden erzeugten Abtrieb wettgemacht werden.

Geht man nach den letzten Entwürfen, so werden die Autos 2021 wohl zwei bis drei Sekunden langsamer werden. Gleichzeitig werden Entwicklungs-Möglichkeiten stark eingeschränkt: Einheitsteile, Kostendeckelung, restriktives Regelbuch und Ressourcen-Begrenzungen gelten mittlerweile als so gut wie fix.

Wann die Formel 1 also wieder zu den Rekord-Runden zurückkehrt ist schwer zu sagen. FIA und Liberty haben angegeben, dass die Fahrzeugperformance beim Regelfindungsprozess ganz klar weiter unten auf der Prioritätenliste steht. Wer aber die Formel-1-Teams kennt, der weiß: Möglich ist trotzdem alles. Im Kampf um Rundenzeit bleibt nichts unversucht.