Die Formel 1 ist ein brutales Geschäft. Wohl nirgends wird so schnell zur Tagesordnung übergangenen wie in der Königsklasse des Motorsports. Vor Jahrzehnten starben Fahrer im Auto, wenig später wurde das Rennen neugestartet.

Auch nach dem Tod von Niki Lauda am Montag kehrte im Formel-1-Fahrerlager von Monaco schnell wieder Normalität ein - bis zu einem gewissen Grad. Während am Mittwoch der Glamour-Grand-Prix des Jahres wie üblich vorbereitet wurde, drehte sich in den Medienrunden viel um die verstorbene Legende.

Vor allem Sebastian Vettel wurde viel über den dreifachen Weltmeister gefragt. Denn Vettel war es, der vor einiger Zeit Stift und Papier nahm und dem kranken Lauda einen handschriftlichen Brief schickte.

Lauda freute sich über Vettel-Brief: Ein toller Mensch

"Das hätte ich nie erwartet", sagte Lauda in seinem ersten Interview nach der Lungentransplantation, als er sich noch auf dem Weg der Besserung befand. "Rennfahrer machen so etwas in der Regel nicht. Das zeigt, welch toller Mensch Sebastian ist", sagte der Österreicher.

Für Vettel war die Geste eine Selbstverständlichkeit. "Wenn du nicht mehr in der Verfassung oder in der Stimmung bist, zu telefonieren, dann versteht sich das von selbst", sagte Vettel. "Worüber würde man sich selbst freuen, wenn man in dieser Situation wäre? Ich denke, es ist eine schöne Sache, dann etwas Kleines zu lesen. Es war ein Zeichen des Respekts für seine Person und dafür, was er für den Sport gemacht hat."

Vor allem den Kampf für mehr Sicherheit rechnet Vettel Lauda hoch an: "Wir würden ohne ihn heute nicht in so sicheren Autos sitzen. Man kann nur den Hut vor dem ziehen, was er geleistet hat."

Sebastian Vettel und Niki Lauda: Immer Gegner aber Freunde, Foto: Sutton
Sebastian Vettel und Niki Lauda: Immer Gegner aber Freunde, Foto: Sutton

"Ich kann mich glücklich schätzen, dass ich ihn einen Freund nennen konnte", sagte ein sichtlich bedrückter Vettel. "Ich kann nicht über ihn als Fahrer sprechen, das habe ich nicht mehr mitbekommen. Da war für mich immer Michael [Schumacher] mein Idol. Aber ich interessiere mich für die Geschichte unseres Sports und Michael Schumacher oder Ayrton Senna haben die Latte immer höher gelegt. In Nikis Zeit traf das auf ihn zu."

Vettel fragte Lauda: Wie war Enzo Ferrari?

Aber nicht nur die sportlichen Leistungen Lauda hatten es Vettel angetan: "Er war ein unglaublicher Charakter, den man nicht ersetzen kann. Und da kommt auch niemand nach. Er war so direkt, dass man manchmal nicht wusste, ob es ein Spaß war oder er es ernst meinte. Er war genau so, wie er auch im TV war. Davon gibt es nicht viele, vor allem heute nicht..."

Dabei kreuzten sich Vettels und Laudas Wege eigentlich nie richtig. Doch zu Vettels Red-Bull-Zeit war Lauda Stammgast, weil er sich dort mit Dr. Helmut Marko traf. "Ich habe leider nie mit ihm zusammengearbeitet, aber ich konnte mit ihm sprechen", freute sich Vettel. "Ich konnte ihn fragen, wie seine Zeit bei Ferrari war und wie Enzo Ferrari war. Das aus erster Hand zu hören, bedeutete mir viel."