Völlig kurioser Auftakt zum Aserbaidschan GP 2019: Nach einem Zwischenfall musste das Training nach wenigen Minuten zunächst unterbrochen und anschließend abgebrochen werden. Grund für die Unterbrechung war ein Gullydeckel, der sich aus der Asphaltdecke löste und den Williams von George Russell stark beschädigte.
Während Russell auf der Geraden auf der Ideallinie fuhr, gab es plötzlich einen heftigen Schlag von unten. Ein Gullydeckel hatte sich gelöst, wurde offenbar kurz zuvor vom Formel-1-Boliden von Charles Leclerc schon leicht angehoben und anschließend vom Sog des Williams komplett herausgerissen.
Der Williams machte einen Satz in die Luft, Karbonteile am Unterboden zersplitterten. Nachdem der Motor durch den heftigen Schlag sofort ausging, musste Russell seinen Boliden am Streckenrand parken.
Die Session wurde umgehend unterbrochen. Nach einigen Minuten entschied die Rennleitung um Michael Masi, das Training nicht wiederaufzunehmen. Einerseits musste der gelöste Gullydeckel wieder befestigt werden, andererseits müssen auch alle anderen Kanaldeckel überprüft werden.
Tilke 2019 nicht mehr für Aufbau verantwortlich
Während das Team von Streckenarchitekt Hermann Tilke die ersten drei Jahre für den Aufbau der temporären Rennstrecke verantwortlich war, übernahm der Veranstalter diese Aufgabe 2019 erstmals selbst.
Tilke setzte beim Bau der Strecke verschraubbare Gullydeckel ein. Auf normalen Straßen werden die Gullydeckel nur auf die Öffnung gelegt, durch das hohe Eigengewicht gibt es dabei keine Probleme. Durch die Sogwirkung des Unterbodens müssen lose Teile im Motorsport jedoch befestigt werden.
Dabei gibt es zwei Möglichkeiten: Einerseits können die herkömmlichen Deckel verschweißt werden, andererseits kann man sie durch die verschraubbaren Gullydeckel ersetzen. Weil die Schweißnaht bei Gusseisen keine homogene Verbindung herstellt, setzt Tilke in der Regel auf die verschraubten Gullydeckel.
Aber auch dabei gibt es gewisse Dinge zu beachten. Um die Sicherheit zu gewährleisten, lässt Tilke im Vorfeld jeden einzelnen Kanaldeckel unter der Aufsicht eines Ingenieurs überprüfen. Schrauben dürfen nicht zu fest angezogen werden, damit das Gewinde nicht beschädigt wird.
Gleichzeitig müssen alle Schrauben regelmäßig überprüft werden. Und genau hier scheint es Probleme gegeben zu haben: Auf den TV-Bildern war zu sehen, wie Streckenposten Schrauben an anderen Gullydeckeln nachzogen. Genau das soll aber eigentlich nicht möglich sein. Sind die Schrauben im Vorfeld nicht ganz fest, haben sie Spiel und lockern sich weiter.
Abschleppwagen rammt Brücke
Damit aber noch nicht genug des Dramas: Beim Abschleppen des havarierten Williams kam es zur nächsten haarsträubenden Szene: Das Abschleppfahrzeug blieb mit dem Greifarm an einer Fußgängerüberquerung hängen. Dabei wurde die Hydraulik des Fahrzeugs so stark beschädigt, dass Flüssigkeit auf den abgestellten Williams lief.
Für das leidgeplagte Williams-Team kommt es knüppeldicke: Beim Zwischenfall wurde auch das Monocoque des Boliden beschädigt. Die Mechaniker müssen das Auto deshalb um eine neue Überlebenszelle herum neu aufbauen.
Das bedeutet gleichzeitig, dass Williams noch einmal zur Technischen Abnahme muss. Das Reglement erlaubt das aber erst am Samstagmorgen. Für Russell ist somit auch das 2. Freie Training gelaufen.
Die wichtigste Nachricht jedoch: Russell selbst machte der heftige Schlag offenbar am wenigsten aus. "Ich bin okay, ich bin ein harter Junge", sagte der Brite unmittelbar nach dem Zwischenfall.
Vettel und Leclerc setzen einzigen Rundenzeiten
Das Ergebnis des 1. Freien Trainings ist damit wertlos. Lediglich die beiden Ferrari-Piloten setzten überhaupt Zeiten. Charles Leclerc fuhr eine Runde mehr als Sebastian Vettel und setzte sich mit 1:47,497 Minuten gegen die 1:49,598 Minuten von Vettel durch. Während Leclerc immerhin fünf Runden drehte, waren die Mercedes-Piloten Lewis Hamilton und Valtteri Bottas noch gar nicht auf der Strecke.
Das 2. Freie Training soll wie geplant um 15:00 Uhr MESZ stattfinden. Dazwischen ist allerdings noch das Qualifying der Formel 2 geplant. Mick Schumacher und Co. fuhren schon vor dem FP1 der Formel 1 ihr Training.
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