Lewis Hamilton hat seinen zweiten Sieg in der Formel-1-Saison 2019 in Folge gefeiert. Beim 1000. F1-Rennen der Geschichte beendete der Weltmeister die 56 Runden auf dem Shanghai International Circuit schneller als alle anderen, einschließlich Teamkollege Valtteri Bottas.

Der Finne hatte zuvor bis zum Start den klar stärkeren Eindruck gemacht. "Valtteri war hier echt schnell", erinnert Hamilton nach seinem am Ende doch erfolgreichen Rennen. Mit seinem sechsten Sieg beim China GP - jetzt genauso viele wie er in Kanada und Ungarn aufweist - hatte der Brite nicht nur deshalb lange nicht gerechnet.

Hamilton: Start der Schlüssel zum Sieg

Noch am Freitag kam Hamilton ganz und gar nicht zurecht mit seinem Mercedes F1 W10, rätselte "was zur Hölle" da mit seinem Auto vorgehe. Sogar seinen jahrelangen China-Nimbus sah Hamilton verloren, wie er dann auch noch nach dem Qualifying berichtete.

Dort war es allerdings bereits besser gelaufen. Hamilton hatte einen klaren Rückstand auf Bottas zwar nicht gedreht, aber es immerhin auf Augenhöhe geschafft, einen Tausendstelkrimi geliefert. Im Rennen drehte er den Spieß dann final um. "Es war der Start, wo ich in der Lage war, den Unterschied zu machen", schildert der Champion den wichtigsten Schlüssel. Tatsächlich war die Messe damit gelesen. Mercedes-intern passiert nichts mehr, gegen die völlig unterlegene Konkurrenz von Ferrari & Co erst recht nichts.

Hamiltons China-Mysterium: Plötzlich passte Fahrstil nicht mehr

Der einzige Schlüssel sei Hamiltons klar besserer Launch aus der Box jedoch nicht gewesen. Bereits im Qualifying hatte er berichtet, viel experimentiert zu haben. Lenkradeinstellungen, Linienwahl und Co. Nach dem Rennen führt Hamilton hier nun weiter aus: Er habe sogar seinen Fahrstil völlig umgestellt.

"Ich musste wirklich richtig anpassungsfähig sein, um meinen natürlichen Fahrstil zu ändern, es auf ganz andere Art angehen", schildert er. "Ich war hier ja immer echt schnell und mein aggressiver Fahrstil hat hier immer sehr gut funktioniert. Aber dann habe ich es in den letzten beiden Jahren auch gemacht und plötzlich haben es Reifen und Auto nicht zugelassen. Ich schien jede Menge Performance verloren zu haben."

Wolff schwärmt von Hamilton: Hat das Gespür

Tatsächlich: Bereits 2018 hatte bei Mercedes Bottas in China die Hosen an, besiegte Hamilton erst im Qualifying, dann im Rennen. So auch 2019 - bis Hamilton an den eigenen Stellschrauben drehte. "Über das Wochenende schien das Auto echt einfach nicht zu mögen, wie ich es auf dieser Strecke fahre. Ich bin dort erst am Ende des Qualifyings so richtig hingekommen", sagt Hamilton.

Erst im Rennen sei es dann wieder etwas mehr so gegangen, wie sein natürlicher Fahrstil eigentlich sei. "Als ich einmal vorne war und in der Lage war, meine Position zu halten", schildert Hamilton.

Diese Chamäleon-Eigenschaften bei seinem Topfahrer lässt Toto Wolff einmal mehr von Hamilton schwärmen. "Er war im Training relativ weit weg. Aber er ist dann einfach so gut, dass er es dann doch noch hinbekommt, wenn es darauf ankommt. Er hat dieses unglaubliche Gespür und ist auch ein harter Arbeiter", so der Mercedes-Teamchef bei RTL. "Er versucht, einfach alles zu verstehen."

Offenbar mit Erfolg. Mit Blick auf das Kräfteverhältnis fällt das Verständnis geringer aus. An eine Mercedes-Dominanz will Hamilton trotz jetzt drei Doppelsiegen zum Auftakt nicht recht glauben. "Es ist zwischen uns allen noch immer sehr eng. Ich habe überhaupt keine Ahnung, wie es beim nächsten Rennen läuft", meint der Brite. "Die ersten drei Rennen war echt interessant. Mit diesen zwei Doppelsiegen hätten wir echt nicht gerechnet."

Weil Hamilton jetzt einen mehr davon als Bottas auf P1 beendet hat, übernimmt der Brite nach dem China GP erstmals die WM-Führung.