Erst mit Charles Leclerc vorneweg, dann mit Sebastian Vettel: Ferrari hat das zweite Rennwochenende der Formel-1-Saison 2019 in Bahrain mit einer deutlichen Reaktion auf den frustrierenden Saisonstart in Australien eröffnet. In beiden Freitagstrainings grüßte das Ferrari-Duo geschlossen von der Spitze.

Im FP1 war Leclerc eine stramme Sekunde schneller als der erste Nicht-Ferrari. Am Abend rückte die Konkurrenz von Mercedes zwar näher, doch auf die von Vettel angeführten, bis auf 0,035 Sekunden zeitgleichen SF90 aus Maranello, fehlten Lewis Hamilton und Valtteri Bottas noch immer stabile sechs respektive sieben Zehntelsekunden.

Vettel: Ferrari in Bahrain mit Schritt nach vorne

Ist Ferrari also schneller und klarer zurück als gedacht? Vettel tritt mit aller Gewalt auf die Bremse. "Wir müssen noch ein bisschen vorsichtig sein", mahnt der Tagesschnellste. "Mit Sicherheit war es heute besser und das Auto hat sich besser angefühlt. Es ist auch eine andere Strecke, deshalb war das in gewisser Weise auch zu erwarten. Aber die Wahrheit erfahren wir erst morgen", führt Vettel aus.

Der Vergleich zu Australien klingt positiv, der zweite Teil eher nach typischem Freitagsgewäsch. Doch belässt es Vettel nicht bei dieser Standardaussage. Der Ferrari-Pilot erklärt noch im Detail, warum er dem Braten noch nicht traut. "Wir müssen uns morgen noch steigern. Die Zeiten heute darf man nicht überinterpretieren. Der Abstand war sehr groß, aber wir haben auch ein bisschen etwas Anderes probiert, um ein Gefühl zu bekommen", schildert Vettel.

Vettel erklärt: Darum täuscht das klare Ergebnis

Heißt im Klartext: Ferrari war schon deutlich mehr im Grenzbereich unterwegs als normalerweise an Freitagen üblich. "Ich denke, morgen wird es sehr, sehr eng", meint Vettel deshalb. Besser als in Australien sei der Auftakt jedoch in jedem Fall gelaufen. "Ich hatte mehr Vertrauen ins Heck, was in Australien unsere Achillesferse war. Aber man darf nicht das Ergebnis und die Zeiten nehmen, um damit alle Fragen beantworten zu wollen. Denn es gibt ein bisschen viele Fragen", so Zweckpessimist Vettel.

Formel 1 2019: Brennpunkte vor dem Bahrain GP (08:02 Min.)

Doch auch mit dem Heck - und nicht nur damit - war der Deutsche trotz Bestzeit noch immer nicht hundertprozentig einverstanden. "Insgesamt bin ich noch nicht ganz zufrieden mit dem Auto", so Vettel. "Es macht zwar was ich viel, aber ganz ist das Vertrauen noch nicht da. Sowohl auf der Vorderachse als auch Hinterachse fehlt noch ein bisschen die Balance."

Vettel: Mercedes & Red Bull extrem stark

Reines Tiefstapeln? Oder berechtigte Kritik? Wohl eher Letzteres, wie etwa Vettels spektakulärer Dreher in Kurve zwei gegen Ende des zweiten Trainings vor Augen führt. "Das war nicht ideal, weil ich dann nicht mehr viel mit den weichen Reifen fahren konnte", hadert Vettel. "Aber der Plan war sowieso nicht, viele Runde damit zu fahren. Deshalb hat es so viel dann auch wieder nicht geändert."

Insgesamt lautet Vettels erstes Bahrain-Fazit also: Gut, aber noch jede Menge zu verbessern. "Denn Mercedes sieht sehr schnell aus", meint der vierfache Formel-1-Weltmeister. "Ich bin nicht ganz sicher, was ich zu erwarten habe, aber Mercedes scheint im Qualifying stark zu sein. Und wir müssen auch ein Auge auf die Red Bull haben, die sahen in Kurven heute sehr stark aus. Ich spüre aber, dass auch wir noch mehr Potential im Auto haben, das wir morgen entfesseln müssen!"

Den Kampf nimmt Vettel also an Und er nimmt ihn gerne an: "Ich denke es wird sehr eng. Ich hoffe, es wird sehr eng!"