Was ordentlich begann, endete für Valtteri Bottas in einem Fiasko. Ohne Sieg und nur auf WM-Rang fünf - so weit hinten wie kein Mercedes-Fahrer in der Hybrid-Ära zuvor - beendete der Finne die Formel-1-Saison 2018. Weil das Eine zum Anderen geführt hatte.

Erst erledigten sich Bottas' WM-Chancen durch viel Pech in der frühen Saisonphase, sodass er dann in die Rolle des Edelhelfers für Lewis Hamilton rutschte. Daraufhin vermochte Bottas sein Potential nie mehr voll auszuschöpfen, wirkte gebrochen. "Der einzige kleine Makel (bei Mercedes, Anm. d. Red.), wenn es in einer Saison wie dieser einen geben kann, war die Leistung von Valtteri Bottas, der eine schwierige Saison hatte, geplagt vom Pech", meint Formel-1-Sportchef Ross Brawn. Der Brite leidet förmlich mit dem Finnen.

Bottas nach Horror-Saison mental angeknackst?

"Valtteri hatte einige Gelegenheiten zu gewinnen, aber entweder durch Unglück wie in Baku oder aufgrund der gelegentlichen - verständlichen - Entscheidung des Teams, das Ergebnis zum Vorteil beider Meisterschaften zu maximieren, gelang es ihm nicht, dies zu erreichen. Im Ergebnis schien er gegen Ende der Saison dann nicht mehr so gut aufgelegt."

Mercedes-Teamchef Toto Wolff sorgte sich zuletzt gar schon um eine vielleicht nachhaltig beschädigte mentale Verfassung seines Piloten. "Jetzt bin ich nicht bereit, aber ich werde es sein", sagte Bottas selbst, direkt nach dem Saisonfinale in Abu Dhabi mit Blick auf die kommende Saison. Wirklich überzeugt klang das für den Moment noch nicht.

Bottas-Renningenieur wechselt in Formel E

Denn noch dazu muss sich der Finne 2019 auf eine elementare Neuerung in seiner Mercedes-Crew gefasst machen: Renningenieur Tony Ross wechselt zu HWA - 2018/19 Pionier für Mercedes - in die Formel E, die dieses Wochenende in Saudi-Arabien ihren Saisonstart bestreitet. "Tony Ross wird der Chefingenieur unseres Formel-E-Programms", bestätigte Toto Wolff bereits in Abu Dhabi.

"Dort wird er einfach in ein spaßiges Umfeld springen mit nur einem Renntag und irren Städten", scherzte Wolff. Was unterhaltsam klingt, ist für Bottas nicht die beste Botschaft. Natürlich kann ein klarer Cut nach dem ganzen 2018er Frust für 2019 auch eine mentale Hilfe sein, ein echter Reset. Dass das - den Kopf freibekommen, von Null starten - das Ziel ist, zeigt sich zudem an anderer Stelle: Bottas' Rallye-Abenteuer im Januar in seiner finnischen Heimat.

Bottas-Hypothek für 2019: Mit neuem Ingenieur erst eingrooven

Doch handelt es sich bei einem Renningenieur um einen der absolut wichtigsten Vertrauten im Team, den ersten Ansprechpartner, den Mann im Ohr am Boxenfunk. Sich hier umzustellen, auf eine neue Person einzulassen, erfordert Zeit bis alles perfekt aufeinander abgestimmt ist. Zeit, die Bottas zu Saisonstart nicht haben wird, will er nicht wieder von Beginn an ins Hintertreffen geraten. Immerhin: Die Nachfolge hat Mercedes bereits geklärt, nur noch nicht öffentlich kommuniziert.

Ohnehin kommt der F1-Ausstieg von Tony Ross nicht wegen Bottas - oder weil Ross einen schlechten Job gemacht hätte, mitverantwortlich für das Tief des Finnen in der Saison 2018 zeichnete. Sondern nur, weil Ross in der Formel E offenbar mehr helfen kann. Denn hochgeschätzt wird der Brite - 2011 mit Nico Rosberg von Williams zum Team gestoßen- bei Mercedes von jeder Seite. Bottas selbst dachte trotz eines gerade erneut frustrierenden Rennens in Abu Dhabi sofort daran, Ross noch per Boxenfunk zu danken.

Erinnerungen an Tony Ross: Kuriose Bottas/Rosberg-Verwechslung

Auch Mercedes' leitender Ingenieur an der Strecke, Andrew Shovlin, schwärmte ausladend: "Ich möchte mich bei Tony Ross für all seine harte Arbeit in den vergangenen acht Jahren bedanken. Tony wird im nächsten Jahr eine wichtige Rolle in unserem Formel-E-Programm übernehmen. Er hatte einen großen Anteil an unseren fünf Konstrukteurs-Weltmeistertiteln und dem Fahrer-Titel von Nico. Entsprechend sind wir alle traurig, ihn gehen zu sehen, aber wir freuen uns auch darüber, dass wir gemeinsam mit ihm so viele Erfolge feiern durften."

Erfolge wie lustige Momente - auch in Bottas-Tagen. Als der Finne 2017 als Rosberg-Nachfolger noch ganz frisch bei Mercedes war, unterlief Ross beim China GP eine unterhaltsame Verwechslung. "Wir haben noch Chancen auf Platz vier, Nico... ähm Valtteri! Also gib weiter Gas", funkte der Brite. Auch das zeigt jedoch nur, wie eng, wie intensiv in der Formel 1 die Verbindung im Gespann Renningenieur/Fahrer ist.