Sieger Kimi Räikkönen war beim Formel-1-Rennen in Austin nicht der einzige große Triumphator. Max Verstappen durfte nach seinem zweiten Platz mindestens genauso stolz auf sich sein. Der Red-Bull-Pilot zeigte vom 18. Startplatz aus eine atemberaubende Aufholjagd und war plötzlich ein echter Sieganwärter. Für die ganz große Sensation reichte es am Ende zwar nicht, doch dafür rundete ein erfolgreicher Zweikampf mit Lewis Hamilton seinen Sonntag ab.

"Ich habe meinen Schuh kaputtgemacht. Ich glaube, ich habe ein bisschen hart gepusht", war Verstappen trotz des nur um eine Sekunde verpassten Sieges nach dem Rennen zu Scherzen aufgelegt. Der Niederländer hatte allen Grund dazu, hatte er nach dem Missgeschick im Qualifying und der daraus resultierenden Strafversetzung selbst nicht einmal im Ansatz mit diesem Ergebnis gerechnet.

"Ich bin sehr zufrieden, als 18. zu starten und Zweiter zu werden. Als ich heute Morgen aufgewacht bin, habe ich das nicht erwartet", gibt der 20-Jährige zu. Von Teamchef Christian Horner gab es gegenüber Channel 4 erneut überschwängliches Lob. "Max ist heute ein unglaubliches Rennen gefahren", so der Brite.

Verstappen und Red Bull perfekt: Strategie und Reifenmanagement par excellence

Den Grundstein für das nächste Top-Resultat legte Verstappen bereits in der Startrunde, die er bereits als Neunter beendete. Dabei half ihm auch die Alternativ-Strategie, die sich Red Bull für sein Rennen zurechtgelegt hatte.

"Wir machten das Gegenteil", so Verstappen, der auf dem Soft-Reifen startete und mit diesem eigentlich länger als die Konkurrenz auf Super- und Ultrasoft hätte fahren können. "Der Soft fühlte sich für mich nicht besonders toll an, also haben wir ähnlich gestoppt wie die Autos um mich herum", erklärt er, weshalb er trotz langlebigerem Reifen in der 22. Runde nur einen Umlauf nach Räikkönen stoppte.

"Den Boxenstopp haben wir perfekt getimet, aber dann dachten wir zu dem Zeitpunkt, dass es ein Zweistopp-Rennen werden würde", sagt Horner. Während die Konkurrenz die zweite Rennhälfte auf Soft in Angriff nahm, hatte Verstappen mit seinem Stopp Bottas erfolgreich undercuttet und war auf dem schnelleren Supersoft unterwegs. Wider Erwarten hielt der Pneu bei ihm trotz äußerst zügiger Gangart bis zum Schluss durch. "Entgegen all unserer Simulation war er dazu in der Lage, den Supersoft am Leben zu halten", so ein verblüffter Horner.

Verstappen Sieganwärter wider Willen: Wegen Hamilton Räikkönen eingeholt

Dabei hatte Verstappen gar nicht vor, eine so schnelle Pace zu fahren. Erst der zweite Boxenstopp von Hamilton sorgte dafür, dass er die letzten vier Sekunden zu Räikkönen aufholte. "Lewis pushte hart, also begann ich auch hart in Richtung Kimi zu pushen", so Verstappen, der sich plötzlich im Kampf um den Sieg wiederfand. Rundenlang kratzte er beim Finnen am DRS-Fenster und Hamilton bei ihm.

"Die letzten paar Runden waren wirklich aufregend, aber ich hatte einfach nicht den Speed um ihn anzugreifen", erklärt Verstappen, der auf der langen Geraden selbst mit DRS nicht zum Ferrari aufschließen konnte. "An einem Punkt beanspruchst du deine Reifen zu sehr um dranzubleiben, dann überhitzen die Reifen", so Verstappen, der stattdessen alle Hände voll mit Hamilton zu tun hatte.

Duell Verstappen vs. Hamilton: Hart, aber nicht hart genug

"Mit dem Druck von Lewis war es nicht einfach", sagt der 20-Jährige, der in der drittletzten Runde vom Mercedes-Piloten hart attackiert wurde. Mit DRS fuhr Hamilton sich im Mittelsektor heran. In den darauffolgenden Kurven ging es zwischen den beiden eng zu. "Ich musste in ein paar Kurven die Tür zumachen", so Verstappen. In Kurve 17, dort wo Verstappen letztes Jahr in der letzten Runde Räikkönen für Platz drei kassierte, versuchte Hamilton es außenherum.

"Er war außen und ich war innen schon am Limit und rutschte etwas", so Verstappen, der seine Position erfolgreich behauptete. "Ich sah wie Lewis der Platz ausging, und wenn du dort weit gehst und die ganzen Marbles aufsammelst, dauert es ungefähr eine Runde bis der Reifen wieder Grip hat", erklärt er die Szene, als ihm Hamilton in der Pressekonferenz dazwischengrätscht.

"War es so eng zwischen uns? Ich glaube, ich habe dir noch zu viel Platz gelassen", so Hamilton, der bei seinem Manöver in der Tat recht verhalten war. Verstappen sah das ähnlich: "Ich denke, du hättest mich noch ein bisschen mehr bedrängen können." Letztendlich spielten in dem Moment beide sicher. Vor allem Hamilton, der erklärt: "Wenn Sebastian es gewesen wäre, wäre ich härter gefahren."

Verstappen dankt Team: Großartiger Job, tolle Strategie

Letztendlich verlor das Duo damit den Anschluss an Räikkönen. Verstappens Siegchance war damit dahin, doch das perfekt ausgeführte Rennen entschädigte ihn dafür. "Ich bin glücklich Zweiter zu sein, das Team hat einen großartigen Job gemacht mit dem Undercut gegen Valtteri, also ein großes Dankeschön an alle. Wir hatten eine tolle Strategie", lobt der viermalige GP-Sieger seine Mannschaft.