Kimi Räikkönen sorgt für das Formel-1-Wunder von Austin. Der Finne holt sich mit seinem Sieg in den USA den ersten Triumph seit Australien 2013. Damit beendete der Ferrari-Pilot eine 113 Rennen beziehungsweise 2044 Tage lange Durststrecke. Max Verstappen wurde nach einer tollen Aufholjagd Zweiter, Lewis Hamilton komplettierte als Dritter das Podest. Sebastian Vettel leistete sich den nächsten Fehler, vertagte als Vierter aber die WM-Entscheidung.

Das Rennen begann abermals turbulent. Schon in der ersten Runde drehte sich Vettel erneut, als er im Zweikampf gegen Ricciardo zu forsch zu Werke ging. Der Ferrari-Pilot fiel damit fast bis ganz ans Ende des Feldes zurück, womit der WM-Titel schon nach wenigen Kilometern Hamilton mehr oder weniger vor die Füße fiel.

Spannend wurde das Rennen durch die unterschiedlichen Strategien von Mercedes, Ferrari und Red Bull aber trotzdem noch. Hamilton übernahm nach einem cleveren Boxenstopp unter VSC zunächst die Führung von Räikkönen, doch der Weltmeister musste in der zweiten Rennhälfte noch einmal stoppen.

In der Schlussphase war neben Räikkönen und Hamilton, die beide auf Soft-Reifen unterwegs waren, auch Verstappen auf Supersoft im Kampf um den Sieg. Der Showdown blieb jedoch aus. Am Ende überquerte Räikkönen knappe zwei Sekunden vor Verstappen die Ziellinie, Hamilton folgte eine weitere Sekunde dahinter. Vettel kämpfte sich nach seinem Malheur am Start noch bis auf Platz vier zurück.

Die Punkteränge: Bottas wurde hinter Vettel Fünfter. Den Sieg im Mittelfeld holte sich Renault gleich mit beiden Autos. Hülkenberg wurde vor Sainz Sechster. Die Top-10 komplettierten Ocon, Magnussen und Perez.

USA GP 2018: Das sagen Räikkönen, Verstappen & Hamilton zum Rennen

Kimi Räikkönen: "Wir hatten genug Speed und blieben konstant. Es ist lange her, aber hier sind wir wieder. Ich bin viel glücklicher, als wenn ich Zweiter werde... Ich bin glücklich."

Max Verstappen: "Ich habe meinen Schuh zerstört. Ich glaube, ich habe ein bisschen zu hart gepusht. Ich hatte wirklich Probleme mit den Hinterreifen, als ich mit Lewis kämpfte. Es war ein guter Kampf durch die Haarnadeln, klar war bereits am Limit, also bin ich natürlich glücklich, Zweiter geworden zu sein."

Lewis Hamilton: "Natürlich dachte ich, dass wir es hätten besser machen können, aber das ist das Beste, wozu wir am Ende in der Lage waren. Wir müssen einfach weiterarbeiten und beim nächsten Rennen weiter pushen. Nach meinem zweiten Stopp waren zwölf Sekunden viel zu viel, um das aufzuholen. Ich bin mir nicht ganz sicher, wie die Strategie so laufen konnte."

Formel 1, WM-Stand 2018: Hamilton muss Weltmeister-Feier verschieben

Der WM-Stand: Hamilton gelang es in Austin nicht, acht Punkte mehr als Vettel und damit den vorzeitigen Gewinn der Weltmeisterschaft sicherzustellen. Der Mercedes-Pilot liegt bei drei noch ausstehenden Rennen 70 Punkte vor seinem Rivalen. Räikkönen machte mit seinem Sieg einen großen Schritt und übernahm Platz drei, liegt nun drei Punkte vor Bottas. Verstappen ist Vierter, Ricciardo Fünfter. Dahinter hat sich Hülkenberg im Kampf um Platz sieben wieder etwas Luft verschafft. Der Renault-Pilot liegt nun sechs Zähler vor seinem ersten Verfolger, Kevin Magnussen.

In der Konstrukteurs-WM ist Mercedes trotz Einbußen gegenüber Ferrari weiterhin auf Titelkurs. 66 Punkte Vorsprung haben die Titelverteidiger vor dem italienischen Rivalen. Hinter Red Bull hat Renault in Austin mit wieder einen wichtigen Punktsieg gegen Haas gelandet. Die Franzosen liegen nun 20 Punkte vor ihren Verfolgern. McLaren ist weiterhin Sechster, doch Force India rückte auch in den USA wieder ein Stückchen näher.

Das Wetter: Petrus meinte es am Sonntag richtig gut mit Austin und verwöhnte die Formel 1 pünktlich zum Rennen mit perfekten Bedingungen. Nachdem es am Freitag noch wie aus Kübeln geregnet hatte und auch das Qualifying unter einer dicken Wolkendecke über die Bühne ging, herrschte am Sonntag strahlend blauer Himmel bei 20 Grad Celsius Außen- und 29 Grad Streckentemperatur.

Vettel-Dreher in Runde eins: Wieder Patzer vom Ferrari-Piloten

Der Start: Hamilton kam von der Pole gut weg, doch Räikkönen nutzte die bessere Traktion seines Ultrasoft-Reifens und beschleunigte den Mercedes-Piloten auf dem Weg zur ersten Kurve aus. Der Iceman übernahm damit die Führung, dahinter folgten Hamilton und Bottas. Dahinter verlief es bei Vettel und Ricciardo zunächst geordnet. Dafür krachte es in den Esses zwischen Stroll und Alonso. Für den Spanier war das Rennen damit vorbei.

Am Ende der Gegengerade schlug die Ferrari-Box dann wieder einmal die Hände über dem Kopf zusammen, denn es folgte schon in der ersten Runde des Rennens das nächste Vettel-Missgeschick: Der Deutsche drehte sich im Zweikampf mit Ricciardo und fiel bis auf Platz 17 zurück. Dahinter krachte es außerdem zwischen Grosjean und Leclerc, als der Haas-Pilot den zukünftigen Ferrari-Fahrer beim Anbremsen am rechten Hinterrad traf. Grosjean musste sein Rennen aufgeben.

Die Strafen: Stroll wurde für das Manöver gegen Alonso von der Rennleitung mit einer Durchfahrtsstrafe belegt. Ebenfalls abgestraft wurde Carlos Sainz, der sich in Turn 1 nach dem Start unter Missachtung der Tracklimits einen Vorteil verschafft haben soll. Dem Renault-Piloten wurden ebenfalls fünf Sekunden aufgebrummt, die beim Boxenstopp abzusitzen waren.

Mercedes nutzt VSC-Phase für Strategiespielchen

Der frühe Rennverlauf: Räikkönen führte nach der ersten Runde mit knapp zwei Sekunden Vorsprung auf Hamilton, dahinter folgten Bottas und Ricciardo. Hülkenberg und Sainz führten das Mittelfeld auf den Rängen fünf und sechs an, gefolgt von Ocon und Perez. Verstappen war von der 18. bereits auf die neunte Position vorgefahren.

Zunächst hielt Räikkönen eine komfortable Führung. Ab der vierten Runde begann Hamilton jedoch die Lücke wieder zu schließen. Bottas musste mit fünf Sekunden Rückstand abreißen lassen und hatte stattdessen Ricciardo im Nacken, der sich nicht abschütteln ließ. Verstappen arbeitete sich kontinuierlich vor und war in der siebten Runde bereits Fünfter. Vettel kam ebenfalls gut durch und lag zu diesem Zeitpunkt auf Platz neun.

In der achten Runde musste Ricciardo seine Jagd auf Bottas beenden. Wieder einmal streikte die Renault-Antriebseinheit im Heck seines Red Bulls, woraufhin Ricciardo seinen Boliden am Streckenrand parken musste. Die Rennleitung rief das virtuelle Safety Car auf den Plan, um den RB14 zu bergen. An der Spitze begannen aufgrund der Neutralisierung die Strategiespielchen.

Die VSC-Boxenstopps: Hamilton wurde im Boxenfunk angewiesen, das Gegenteil von Räikkönen zu machen. Der Iceman fuhr weiter und Hamilton kam dementsprechend zum Reifenwechsel von Supersoft auf Soft. Mit 2,5 Sekunden Standzeit leistete die Mercedes-Crew wieder einmal saubere Arbeit. Der Brite war der einzige Pilot, der das VSC für einen Boxenstopp nutzte.

Der weitere Rennverlauf: Hamilton verlor durch das VSC lediglich acht Sekunden auf Räikkönen und kam als Dritter hinter Bottas zurück auf die Strecke. Während Vettel sich nach dem Restart gleich die fünfte Position von Hülkenberg schnappte, schaltete Bottas in der 13. Runde sofort in den Wingman-Modus und ließ Hamilton passieren. Der Brite holte daraufhin knapp zwei Sekunden pro Runde auf Räikkönen auf.

Der Ferrari-Pilot litt zunehmend unter Reifenabbau. In der 19. Runde war Hamilton erstmals im DRS-Fenster. Bottas folgte mit vier Sekunden Rückstand, drei Sekunden hinter ihm lag Verstappen, wiederum neun dahinter Vettel. Im Mittelfeld lag Renault nach wie vor an der Spitze, dahinter klagte Perez wieder einmal, dass ihm die Pace von Ocon zu langsam sei.

In der 21. Runde attackierte Hamilton Räikkönen am Ende der Gegengerade mit DRS erstmals, doch der Iceman wehrte den Angriff erfolgreich ab. Der Showdown blieb allerdings aus, denn wenige Kurven später bog Räikkönen zum Boxenstopp ab. Damit fiel er auf Platz fünf hinter Vettel zurück.

Red Bull setzt auf Supersoft-Strategie: Verstappen kämpft um den Sieg

Die Boxenstopps: Räikkönen wechselte in der 21. Runde von Ultrasoft auf Soft. Mit 2,3 Sekunden war die Ferrari-Boxencrew einen Hauch schneller als Mercedes bei Hamilton. Verstappen kam einen Umlauf später zum Reifenwechsel. Der Niederländer wechselte von Soft auf Supersoft, klagte im Funk allerdings über Bremsprobleme.

Bottas wechselte in der 23. Runde von Supersoft auf Soft. Auch sein Boxenstopp verlief problemlos, allerdings fiel er dem Undercut Red Bulls zum Opfer und kam hinter Verstappen zurück auf die Strecke. Vettel ging als letzter Fahrer der Top-Teams in der 26. Runde an die Box, um von Supersoft auf Soft zu wechseln.

In der 37. Runde kam Hamilton zum zweiten Mal an die Box, um seinen heruntergerittenen Soft-Reifen gegen einen neuen Satz dieser Mischung auszutauschen. Damit verlor er die Führung an Räikkönen. Mit 13 Sekunden Rückstand auf den Ferrari-Piloten kam er auf Platz vier zurück auf die Strecke.

Hamiltons Soft-Reifen gehen ein: Mercedes muss nochmal stoppen

Die Rennmitte: In Runde 26 lotste Ferrari Räikkönen an Vettel vorbei, der damit wieder die zweite Position hinter Hamilton übernahm. Durch den strategischen Schachzug von Mercedes in der VSC-Phase lag der Finne allerdings 17 Sekunden hinter Hamilton. Vettel fiel nach seinem Reifenwechsel auf Platz fünf hinter Bottas zurück.

Hamilton kontrollierte den Vorsprung auf Räikkönen bei 17 Sekunden, vier Sekunden dahinter folgte Verstappen, der wiederum drei Sekunden Luft zu Bottas hatte. Vettel fuhr zu diesem Zeitpunkt zwar die schnellsten Runden im Feld, doch der Rückstand auf Bottas betrug durch den Fahrfehler zu Beginn immer noch 16 Sekunden.

Kurz darauf zog Räikkönen das Temp etwas an. In der 33. Runde lag er nur noch 14 Sekunden hinter Hamilton, der rund anderthalb Sekunden pro Runde langsamer unterwegs war. An den Hinterreifen des Mercedes-Piloten war das Graining deutlich sichtbar. Bei noch 20 zu fahrenden Runden zeichnete sich ein zweiter Boxenstopp für den Weltmeister ab.

Nach dem Stopp zog Hamilton das Tempo auf seinem frischen Soft-Reifen sofort an. Nach drei Runden war er bereits wieder Dritter, neun Sekunden hinter dem Führenden Räikkönen. Nachdem er von Bottas vorbeigewunken wurde, musste er sich den Weg an Verstappen hingegen erst noch vorbeikämpfen.

Räikkönen vs. Verstappen vs. Hamilton geht ohne Showdown aus

Die Schlussphase: Der Red-Bull-Pilot war auf seinem Supersoft-Reifen selbst noch mitten im Kampf um den Sieg. Nur zwei Sekunden hinter Räikkönen, fuhr er etwas schnellere Rundenzeiten als der Finne. In der 46. Runde kam es allerdings zunächst zum Kampf zwischen Bottas und Vettel. Der Ferrari-Pilot hatte die Lücke erfolgreich geschlossen, kam aber nicht vorbei.

An der Spitze wurde es zunehmend zäh. Erst als Räikkönen durch die Überrundung von Stroll etwas Zeit verlor, kam Verstappen wieder etwas näher. Für eine Attacke reichte es allerdings noch nicht. Erst in der vorletzten Runde ritt Hamilton die erste Attacke auf Verstappen. Im letzten Sektor kam er jedoch nicht vorbei. Beide Piloten verloren dadurch viel Zeit, sodass Räikkönen den Sieg ab diesem Moment sicher hatte.

Vettel kassierte fast zeitgleich noch Bottas und übernahm Platz vier. Kimi Räikkönen holte sich nach 56 Runden auf den Tag genau elf Jahre nach seinem WM-Gewinn 2007 in Brasilien seinen 21. Sieg in der Formel 1. Durch die Plätze zwei und vier für Hamilton und Vettel wurde die WM-Entscheidung noch einmal vertragt.

Die Top-Facts des Rennens

  • Räikkönen holt ersten Sieg nach 2044 Tagen
  • Verstappen mit starker Aufholjagd
  • Vettel patzt in der ersten Runde
  • Mercedes-Strategie schlägt fehl
  • WM-Entscheidung vertagt