Valtteri Bottas spielte beim Formel-1-Rennen in Japan wieder hinter Mercedes-Teamkollege Lewis Hamilton die zweite Geige. Nachdem er in Russland das Zeug zum Sieg gehabt hätte, sah es in Suzuka nicht so aus. Der Finne ist jedoch sicher, dass er eine Performance wie in Sotschi jederzeit wieder abliefern kann - auch wenn es in Japan nicht so aussah.

"Natürlich bin ich noch in der Lage, ihn herauszufordern", beteuert Bottas. "Es hängt nur von der Situation ab, wie beim Rennen in Russland." Er ist sich sicher, dass schon im Qualifying mehr für ihn drin war. "Im Q3 hatten wir nur eine Runde und Lewis hatte die bessere. Ich weiß aber, dass ich im zweiten Run eine ähnliche Runde hätte fahren können."

Bottas als perfekter Wingman: Wollte Lewis helfen

Nachdem es im Zeittraining anders als in Russland gegen den Teamkollegen nicht klappte, war der Sonntag für ihn allerdings schon vorbestimmt. "Nach dem Start wusste ich, dass wir sicherstellen müssen, einen perfekten Job abzuliefern. Mein Job war es, den Doppelsieg für uns nach Hause zu fahren. Das ist es, was ich gemacht habe", so Bottas, der anfügt, in Suzuka ausschließlich im Wingman-Modus gewesen zu sein.

"Ich arbeite natürlich immer für das Team. Wir sind hier um die Weltmeisterschaft zu gewinnen und es ist nicht so, dass wir spazieren fahren. Lewis führt in der WM und ich kann nicht gewinnen, also bin ich gewillt zu helfen. Lieber wird mein Teamkollege Weltmeister, als irgendjemand anderes. Ich wollte ihm helfen", macht er deutlich.

Wolff glaubt: Nummer-zwei-Status hat Bottas mental zurückgeworfen

Mercedes-Teamchef Toto Wolff wird nicht müde, die vorbildliche Einstellung seines Piloten zu loben. "Er ist ein großartiger Teamplayer und ich kann das nicht genug hervorheben", so der Österreicher, der weiß, in welch schmerzhafte Situation er Bottas in Russland brachte. "Ich denke wir müssen uns auch daran erinnern, dass ein Rennfahrer all seine Anstrengungen darauf kanalisiert, Rennen zu Meisterschaften zu gewinnen", sagt Wolff.

"Wenn du ihm das wegnimmst, wird es ihn automatisch mental zurückwerfen. Er sagt zwar, dass er das nicht hat, aber ich glaube, dass es eine kleine Rolle spielt." Daraus, dass Bottas seine Sieglosigkeit schmerzt, macht der 29-Jährige selbst allerdings kein Geheimnis. In China und Baku war er jeweils auf Siegkurs, doch das Schicksal meinte es nicht gut mit ihm. Nach 17 Rennen noch ohne Triumph dazustehen, während der Teamkollege schon neun Mal gewann und den Titel fast im Sack hat, ist ein schweres Kreuz.

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Bottas hofft auf Sieg-Erlaubnis: Irgendwann wird Lewis hoffentlich Weltmeister

"Letztes Rennen [Russland] bin ich wie ein Gewinner gefahren, hatte aber am Ende nicht den Sieg", so Bottas. "Wenn dein Teamkollege am Ende was weiß ich wie viele Rennen gewonnen hat und du null, ist das nicht ideal. Aber wir haben noch vier Rennen. Das sind vier Möglichkeiten", versucht er optimistisch zu bleiben. "Ich versuche immer noch alles, was ich kann, um für jedes Rennen dranzubleiben und zu versuchen, ihn herauszufordern."

Die Erlaubnis zum Sieg, da macht sich Bottas keine Illusionen, erhält er erst, wenn die Missino WM-Titel für Hamilton erfüllt ist. "An irgendeinem Punkt, schätze ich, wird er den Titel hoffentlich holen und dann sehen wir weiter", hofft Bottas. 2017 gewann Bottas nach Hamiltons vorzeitigem Titelgewinn in Mexiko das Finale in Abu Dhabi und holte dort sowie in Brasilien die Pole Position.

Wolff baut auf Zukunft: Valtteri wird noch viele Siege holen - spätestens 2019

Wolff weiß, wie wichtig es für seinen Piloten ist, in diesem Jahr noch ein Rennen zu gewinnen. "Ich denke, Valtteri wird noch einen Sieg holen", sagt der Teamchef. Doch auch auf die Gefahr hin, dass es nicht mehr klappen sollte, hat er was Bottas' mentale Verfassung angeht keine Bedenken: "Macht euch keine Sorgen, Valtteri wird noch viele Rennen in seinem Leben gewinnen. Er wird in seine dritte Saison mit Mercedes gehen und einen weiteren Schritt machen."

"Er wird gelernt und sich verbessert haben, und ein starker Herausforderer für die Weltmeisterschaft sein. Und das ist genau das, was wir wollen." Bottas selbst habe ihm außerdem schon zu verstehen gegeben, dass er begriffen hat, was er 2019 anders machen muss, um nicht noch einmal in die Rolle des Wingman zu geraten.

"Nach Sotschi hatten wir abends eine Unterhaltung. Er sagte: Wenn ich in eurer Haut stecken würde, hätte ich genau dasselbe gemacht. Ich muss Lewis nächste Saison von Beginn an hinter mir lassen, mehr Rennen gewinnen und mich selbst in die Position bringen, um die Weltmeisterschaft zu kämpfen. Macht euch um mich also keine Sorgen."