Wieder Zoff zwischen Fernando Alonso und Kevin Magnussen. Im Qualifying der Formel 1 für den Grand Prix von Italien gerieten die beiden Streithähne abermals aneinander. Am Ende des Q2 zerstörten sie sich mit einem beinhart geführten Zweikampf gegenseitig ihren letzten Run. Alonso will von Absicht nichts wissen. Magnussen hingegen feuert aus allen Rohren gegen den Spanier.

"Was er gemacht hat war einfach dumm und unnötig", schimpfte er Däne. Nachdem er Alonso auf der Outlap bei der Anfahrt auf die Parabolica überholt hatte, hatte sich dieser bei ihm auf der Start- und Zielgeraden in den Windschatten geklemmt und bei der Anfahrt auf die erste Schikane attackiert. Magnussen fuhr Kampflinie, doch Alonso presste sich beim Anbremsen außen mit Gewalt vorbei und ließ den Haas-Piloten am Ausgang der Schikane verhungern.

"Fernando hat absichtlich versucht am Eingang zur Parabolica nah dran zu sein, um dann einen perfekten Windschatten zu haben und in die erste Kurve zu überholen. Das ist einfach respektlos", so Magnussen, der gar nicht daran dachte dem McLaren-Piloten Vorfahrt zu gewähren: "Ich lasse mich nicht von ihm überholen und opfere meine eigene Runde. Auf keinen Fall. Er redet davon wie überragend seine Runden sind und was weiß ich. Er denkt wirklich er sei Gott, aber keine Chance."

Alonso vorbeilassen? Magnussen würde sich lieber erhängen

Dem Zweikampf vorangegangen war ein Überholmanöver Magnussens gegen Alonso nach der Ascari-Schikane. "Wir waren eine Gruppe von mehreren Autos und Fernando war am Ausgang langsam, während ich schnell unterwegs war. Also fuhr ich an ihm vorbei und aus irgendeinem Grund beschleunigte er und versuchte zu mir aufzuschließen, statt eine Lücke zu lassen wie es alle anderen machen", erklärte er die Situation. "Er dachte, er könne einen perfekten Windschatten erwischen und mich in Turn 1 überholen. Aber da erhänge ich mich lieber."

Noch auf der Strecke verhöhnte Alonso seinen Gegner im Boxenfunk, ob dieser gegen ihn ein Rennen fahren will. Unmittelbar nach dem Qualifying trafen beide aufeinander, jedoch ohne sich auszusprechen. "Er kam nach dem Zeittraining zu mir und lachte mir ins Gesicht", so Magnussen. "Das war einfach nur respektlos. Ich kann kaum abwarten, dass er zurücktritt." Harte Worte vom 26-Jährigen über eine Situation, die sich aus Alonsos Mund ganz anders anhört.

Alonso streitet Vorsatz ab: Gebe niemandem die Schuld

Alonso wollte von Absicht hingegen nichts wissen, als Motorsport-Magazin.com bei ihm nachfragte. "Es war eine normale Outlap, bis ich vor der Parabolica einen Haas auf der Innenseite sah. Er entschied sich die Runde zusammen zu beginnen und leider kamen wir zusammen in der ersten Kurve an", so der zweimalige Weltmeister, der als 13. im Q2 ausschied und damit am Sonntag zwei Positionen hinter Magnussen starten wird.

Für ihn hat sich Magnussen ganz klar ins eigene Knie geschossen: "Für mich hat es nicht viel geändert, von der Performance her wäre nicht mehr als P13 drin gewesen. Aber für ihn ist es schade, denn sein Teamkollege startet als Sechster." Eine Lücke zu Magnussen zu lassen und der Konfrontation aus dem Weg zu gehen, kam für ihn nicht in Frage: "Nein, denn ich habe natürlich auch meine Runde vorbereitet."

"Vor allem nach der Ascari bereitet jeder seine Outlap vor und da wird die Position respektiert und der Abstand zu den Autos vorne beibehalten. Mit der Entscheidung, die er traf, konnte ich meine Runde nicht beenden. Mit meiner Entscheidung hätte hingegen jeder seine Runde beenden können, in den Abständen in denen wir gefahren sind", so der Routinier, der die Sache letztendlich aber herunterredete: "Ich gebe niemandem die Schuld."

Fernando Alonso war sich keiner Schuld bewusst, Foto: Sutton
Fernando Alonso war sich keiner Schuld bewusst, Foto: Sutton

Kein Streit zwischen Teamchefs: Steiner und Brown kommen gut aus

Niemandem die Schuld geben wollte auch Haas-Teamchef Günther Steiner. Unmittelbar nach dem Zwischenfall war er mit McLaren-CEO Zak Brown in der Boxengasse zu sehen. Dort wurden aber weniger Nettigkeiten als zwischen Magnussen und Alonso ausgetauscht. "Ich sagte nur: Mein Freund, war das wirklich nötig? Beide Jungs haben ihre Runden ruiniert", so der Tiroler, der lachend anfügte: "Aber Zak hatte nicht wirklich gesehen was passiert war. Ich denke, deshalb ist er weggegangen."

Die Konfrontation hatte keiner der beiden gesucht, wie Steiner gegenüber Motorsport-Magazin.com sagt. "Ich war natürlich aufgebracht über das, was passiert war. Ich musste mal kurz von der Boxenmauer runter, ansonsten wäre ich gar nicht dort gewesen. Ich war auf meinem Weg zurück und sah ihn kommen. Es wurde nicht laut", erklärt er. "Ich komme mit Zak sehr gut aus."

Steiner versteht Alonsos Aktion gegen Magnussen nicht

Alonsos Aktion stellt er dennoch in Frage. "Für Alonso war es kein Rennen. Er hätte uns heute nicht einmal an seinem besten Tag schlagen können, selbst mit dem besten Windschatten hätte er uns nicht bekommen", so Steiner. "Und wenn Kevin ihn vor der Parabolica überholt hat, wird er einen Grund gehabt haben. Er wollte nicht, dass seine Reifen abkühlen und überholte ihn im richtigen Moment."

Dass die beiden Piloten aneinander geraten könnten, roch Steiner jedoch schon lange vorher: "Ich sah Kevin hinter Alonso rausfahren und dachte mir: es geht wieder los. Aber ich wollte nichts sagen, denn dann sieht es so aus, als ob du paranoid wärst. Aber dann passiert es doch, weil es immer dasselbe ist. Ich denke, da ist ein Trend zu erkennen. Alonso hat nichts mehr zu verlieren, wir schon."

Die Frustration des Spaniers kann Steiner zwar verstehen, nachvollziehen kann er dessen Verhalten aber nicht. "Fernando ist zu McLaren gegangen, aber McLaren sollte nicht darum kämpfen um das Q1 zu überstehen. Aber ich kann ihm da auch nicht helfen, sorry. Ich hab die Entscheidung nicht getroffen", so Steiner mit einem Augenzwinkern.

Haas-Teamchef Günther Steiner verstand Alonsos Aktion nicht, Foto: LAT Images
Haas-Teamchef Günther Steiner verstand Alonsos Aktion nicht, Foto: LAT Images

Rennleitung entscheidet: Keine Strafen für Alonso und Magnussen

Eine Entscheidung trafen auch die Stewards im Fall Alonso vs. Magnussen. Sie sprachen sich gegen eine Bestrafung aus. Sie sahen keine unnötige Behinderung, obwohl sich beide Piloten gegenseitig die Runde zerstörten. "Wenn du jemanden behinderst während du selbst auf einer schnellen Runde bist, ist das offenbar keine Behinderung", war Magnussen doch etwas verwundert.

Sein Teamchef kann Alonsos 13. Startposition sogar noch etwas Positives abgewinnen. "Er wurde nicht bestraft und steht jetzt immer noch mittendrin vor den Fahrern, gegen die wir kämpfen. Die Stewards und das Verweigern einer Entscheidung, die eine Kontroverse hätte auslösen können, hat uns einen Gefallen getan", so Steiner.