Force Indias Höhenflug in der zweiten Hälfte der Formel-1-Saison geht weiter. Nach dem Top-Resultat in Spa zeigte Sergio Perez im verregneten ersten Training von Monza mit der Bestzeit auf. Unter trockenen Bedingungen waren er und Teamkollege Esteban Ocon im Mittelfeld klar die erste Kraft. Italien verspricht für den wiedererstarkten Rennstall die nächste große Nummer zu werden.

"Es ist fantastisch. Nach schwierigen Zeiten für das Team und alle die hier arbeiten, kämpfen wir wieder um diese Positionen. Es ist ein tolles Comeback in großartigem Style, ein neuer Weg für das Team", freut sich Ocon über die Fortsetzung des starken Aufwärtstrends in Monza. Im FP1 wurde er hinter Perez und Kimi Räikkönen Dritter, am Nachmittag führte er als Siebter das Feld hinter den Top-Teams an.

Die Wiederauferstehung Force Indias nach dem Kauf durch Lawrence Stroll ist nicht von der Hand zu weisen. Doch ist es wirklich die neue wirtschaftliche Situation, welche das Team zurück auf den richtigen Weg brachte? "Es hat sich nichts geändert", beteuert Ocon auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com, dass es weder eine technische Wunderkur für den VJM11 noch einen Aufschwung in der Arbeitsmoral des Teams gab.

Ocon erklärt Force-India-Aufschwung: Arbeiten genauso wie vor Kauf durch Stroll

"Ich denke, alle wollen glauben, dass sich irgendetwas geändert hat und wir deshalb plötzlich solch gute Resultate einfahren. Aber es ist nicht so. Das Auto ist dasselbe und wir arbeiten immer noch genauso hart. Es funktioniert und wir haben nichts geändert, das seit Jahren schon für das Team funktioniert hat. Es ist also nicht so interessant wie es scheint", erklärt er mit einem Augenzwinkern.

Beim 14. Rennen der Saison in Italien scheint es wieder die Streckencharakteristik zu sein, die dem Team in die Karten spielt. "Wir waren auf dieser Art von Rennstrecke wie Spa und Monza immer stark, auch letztes Jahr", so Ocon. Etwas, das auch Haas-Pilot Kevin Magnussen nicht entgangen ist: "Ich denke, Force India wird hier sehr stark sein. Rennstrecken wie diese sind ihre Lieblingsstrecken."

Ocon rechnet sich in Monza jedenfalls beste Chancen aus - egal welche Herausforderung der Renngott ihm und seinem Team stellt: "Wir sind unter allen Bedingungen konkurrenzfähig." Der junge Franzose hat gute Erinnerungen an das Autodromo Nazionale di Monza. 2017 fuhr er auf dem Highspeed-Kurs im verregneten Qualifying auf den fünften Platz.

"Wir sind in jedem Fall bereit für beide Bedingungen", ist Ocon selbstbewusst, dass es dieses Jahr auch ohne Hilfe vom Wettergott richtig gut laufen wird. Perez ist ähnlich gut gestimmt: "Egal ob es nass oder trocken wird, wir zielen darauf ab am Samstag und am Sonntag Best of the Rest zu sein."

Ferrari vs. Mercedes: Wer ist Favorit in Monza? - Formel 1 2018: (04:57 Min.)

Force India trotz Top-Performance pessimistisch: Red Bull zu schnell für uns

Angesichts des Motorennachteils von Red Bull sieht der eine oder andere Force India sogar als echte Gefahr für das Top-Team. Die Piloten selbst halten das allerdings für unrealistisch. "Red Bull ist zu schnell für uns", so Ocon gegenüber Motorsport-Magazin.com. "Der Abstand ist etwas größer als in Spa, aus welchem Grund auch immer." Auch Perez glaubt, dass Red Bull zu weit weg ist: "Best of the Rest wird alles sein, was für uns möglich ist."

Diesen Titel werden ihnen wiederum die Gegner aus dem Mittelfeld streitig machen. Vor allem die Ferrari-Kunden Haas und Sauber dürften in Monza spätestens im Qualifying richtig aufdrehen, wenn der Power-Modus des italienischen Aggregats zum Zuge kommt. "Haas wird denke ich unser größter Gegner hier sein. Und auch Sauber sieht sehr stark aus. Wir werden morgen viel Konkurrenz haben", glaubt Perez im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com.

Ocon will keine Windschatten-Spielchen im Qualifying: Bleiben sauber

Gegen die Power Units aus Maranello könnte im Monza-Zeittraining vor allem eines helfen: Windschatten. Bei Red Bull wechseln sich Max Verstappen und Daniel Ricciardo bekanntermaßen von Wochenende zu Wochenende ab, wenn es darum geht dem Teamkollegen Hilfe zu leisten. "Das ist natürlich etwas, das man nicht ignorieren kann. Da muss man drüber nachdenken", so Ocon.

Andererseits glaubt er im Sinne der Chancengleichheit nicht, dass Force India sich für diesen Weg entscheidet. "Wir werden versuchen uns so wie in Spa zu qualifizieren, sauber wie wir es immer machen", so der 20-Jährige, dem eine Wiederholung des letztjährigen Qualifyings am liebsten wäre: "Wir haben im Regen offenbar etwas mehr Performance. Wenn es regnet, wäre ich glücklicher."

Perez ignoriert Punkteverlust: Rechne mir Weltmeisterschaft selbst aus

Ob Red Bull, Haas oder Sauber: Das Ziel für Force India ist trotz des Verlustes aller bis Spa eingefahrenen Punkte immer noch dasselbe. "Wir wollen an diesem Wochenende mit beiden Autos so viele Punkte wie möglich holen", so Perez, der in der Weltmeisterschaft weiter um den vierten Platz kämpfen will.

"In meinem Kopf ändert sich nichts. Ich will Vierter in der Konstrukteurs-WM werden, so als ob wir die Punkte niemals verloren hätten", erklärt der Mexikaner, der scherzhaft ausführt: "Am Ende der Saison werde ich es mir mit ganz einfacher Mathematik ausrechnen, und zwar so als ob wir die Punkte nicht verloren hätten, und sehen ob wir dabei erfolgreich waren oder nicht."