Formel-1-Routinier Kimi Räikkönen hat den Deutschland GP 2018 da beendet, wo er ihn auch begonnen hatte: auf dem dritten Platz (sofern Lewis Hamilton für ein Vergehen am Boxeneingang einer Strafe entgeht). Doch über weite Strecken des Rennens in Hockenheim sah es für den Ferrari-Pilot sogar weitaus besser aus. Kurzzeitig schien Räikkönen gar seinem ersten F1-Sieg seit Australien 2013 entgegen zu fahren.

In Runde 15 steuerte der Finne als erster Spitzenfahrer die Box an, wechselte von Ultrasoft auf Soft. Mercedes reagiert mit Valtteri Bottas nicht auf den Undercut, Räikkönen machte massiv Boden gut, war vorbei als der Landsmann schließlich kam. Doch war Räikkönen nicht nur an Bottas vorbei. Auch Vettel kassiert der Iceman. Ferrari hatte dessen Stopp so lang hinausgezögert, dass plötzlich Räikkönen führte.

Kimi Räikkönen in Hockenheim plötzlich auf Siegkurs

Kaum ein Beobachter traute seinen Augen. Hatte die Scuderia da gerade Vettel im WM-Kampf einen wichtigen Sieg geraubt? Oder würde Räikkönen nochmal stoppen müssen? Oder Vettel einfach passieren lassen? Gegen Ersteres sprachen sofort die Rundenzeiten. Für einen Zweistopper quetschte Räikkönen, der am Tag zuvor noch angekündigt hatte, ganz klar sein eigenes Rennen fahren zu wollen, nicht nur Vettel-Helfer zu spielen, einfach nicht genug aus dem Pirelli heraus.

Gegen Letzteres das Verhalten auf der Strecke. Anstalten, Vettel überholen zu lassen, machte Räikkönen nicht - während die TV-Zuschauer bereits längst einem zeternden Vettel am Boxenfunk lauschen konnten. Er zerstöre so nur seine eigenen Reifen, werde aufgehalten, funkte der Heppenheimer. Doch Räikkönen blieb beharrlich vorne. Ein potentiell fataler Fehler von Ferrari: Von hinten kam Bottas wieder näher.

Räikkönen & Vettel beide verwirrt von Ferrari-Konfusion

Doch erst nach dem Rennen klärte sich die ganze Verwirrung etwas auf. Wichtigste Nachricht hier: Räikkönen hatte sich nie geweigert, sondern war selbst verwirrt. "Wir haben bestimmte Regeln. Aber für mich war nicht klar genug, wie die Situation war. In der Phase musste ich ja nicht stoppen", berichtet der Finne. Zuvor hatte er bereits im Funk sogar selbst angeboten: "Wenn ihr wollt, dass ich ihn vorbeilasse, sagt es mir nur …"

Bis die eindeutige Message durchging und in Runde 39 per Platztausch durch die Fahrer umgesetzt wurde verstrich jedoch jede Menge Zeit. "Am Ende hat es nicht wirklich viel verändert", winkt Räikkönen letztlich jedoch ab. Wohl wahr, sollte Vettels Rennen durch dessen Abflug ohnehin einen sehr viel schlimmeren Schock erleben.

Magnussen kostet Räikkönen P2 gegen Bottas

Entsprechend ist für Vettel selbst das Thema nachher nicht mehr von Belang. "Wir waren auf unterschiedlichen Strategien. Ich wurde aufgehalten und habe nicht verstanden, was wir machen wollten: überholen oder Reifen schonen", wundert sich Vettel wie auch Räikkönen über die konfuse Kommunikation seines Teams.

Für Räikkönen sollte es jedoch noch eine weitere Position nach hinten gehen als er auf nasser Fahrbahn gegen Rennende in Runde 51 Platz drei an Landsmann Bottas verlor. Doch das nicht selbstverschuldet. "Es war sehr rutschig mit dem Regen. Ich hatte ein Problem beim Überrunden, ein Sauber glaube ich, und so kam Bottas vorbei", schildert Räikkönen.

Tatsächlich hatte es sich um den Haas von Kevin Magnussen gehandelt, der – mit Problemen auf der feuchten Strecke - den Finnen vor der Mercedes-Arena nach rechts über die Streckenbegrenzung drückte. "Ich fahre nur mein Auto und kann auch nur mit meinem Auto die Streckenverhältnisse beurteilen", kommentiert Räikkönen mit keiner allzu scharfen Kritik daran, zeigt sogar ein wenig Verständnis: "Es war ein schwieriges Rennen, nicht einfach, weil schwierig zu sagen war, wo Grip war und wo nicht."