Lewis Hamilton ist der Sieger des Großen Preises von Deutschland 2018. Der Mercedes-Pilot gewann ein Rennen das an Drama kaum zu überbieten war. Lokalmatador Sebastian Vettel fiel in Führung liegend dem Regen zum Opfer. Für Hamilton war es der vierte Saisonsieg und der 66. seiner Karriere. Valtteri Bottas sorgte als Zweiter für einen Doppelsieg der Silberpfeile. Kimi Räikkönen wurde Dritter.

Hockenheim 2018: Wie teuer kommt Vettel sein Fehler zu stehen?: (06:52 Min.)

Sebastian Vettel hatte das Rennen von der Pole Position aus zunächst über weite Strecken kontrolliert. Der erste Sieg des Heppenheimers auf dem Hockenheimring schien so gut wie sicher, doch der Regen änderte in der zweiten Rennhälfte alles. Vettel verbremste sich in der 51. Runde in der Sachskurve. Das Rennen des Ferrari-Piloten endete im Reifenstapel.

Damit war der Weg frei für Hamilton, der während der durch Vettels Fahrfehler ausgelösten Safety-Car-Phase nicht zum Reifenwechsel kam und die Führung übernahm. Nach einer Attacke des Zweitplatzierten Bottas sprach Mercedes eine Stallorder aus. Das Duo hielt die Positionen vor Räikkönen sicher bis ins Ziel.

Die Punkteränge: Max Verstappen konnte aus den widrigen Bedingungen dieses Mal nicht Kapital schlagen und wurde Vierter. Dahinter fuhr Nico Hülkenberg im Renault als Fünfter sein bestes Saisonresultat ein. Die Top-10 komplettierten Grosjean, Perez, Ocon, Ericsson und Hartley.

Deutschland GP 2018: Das sagen Hamilton, Bottas & Räikkönen zum Rennen

Lewis Hamilton: "Es war offensichtlich sehr schwierig von dieser Position, aber du musst immer daran glauben. Ich wollte nur ruhig und gesammelt bleiben. Ich bin so dankbar, ich habe weiter gepusht und daran gegelaubt, und es ist passiert. Ich habe meinen Traum heute wirklich wahr werden lassen. An all diejenigen, die mich nicht kennen: jetzt tut ihr es."

Valtteri Bottas: "Als Seb abflog dachte ich, dass jetzt eine gute Chance sein könnte. Nach dem Safety Car hatten wir (er und Hamilton, Anm. d. Red.) einen kleinen Kampf in der ersten Runde, aber ich kam nicht vorbei. Dann sagten sie mir, ich solle das Risiko minimieren. Ich verstehe das."

Kimi Räikkönen: "Es war sehr rutschig mit dem Regen. Dann war die Situation als ich einen Sauber überholen wollte, in der Valtteri vorbei kam. Es war immer schon sehr schwierig bei diesen Bedingungen. Auch heute war es nicht einfach, weil schwierig zu sagen ist wo Grip ist und wo nicht."

Formel 1, WM-Stand 2018: Hamilton verdrängt Vettel von der Spitze

Der WM-Stand: Nach 11 von 21 Rennen liegt Hamilton in der Weltmeisterschaft wieder in Führung. Mit 188 zu 171 Punkten hat er ein Rennen vor der Sommerpause einen relativ komfortablen Vorsprung vor Vettel, für den der Fahrfehler bei seinem Heimrennen damit in vielerlei Hinsicht schmerzhaft ist. Im Kampf um Platz sieben machte Hülkenberg mit seinem fünften Platz einen wichtigen Schritt. Der Renault-Pilot liegt mit 52 Punkten nun zwölf vor seinem ersten Verfolger Fernando Alonso.

In der Konstrukteurs-WM hat Mercedes mit dem Doppelsieg beim Heimspiel ebenfalls Ferrari von der Spitze verdrängt. Die amtierenden Weltmeister liegen mit 310 zu 302 Punkten nun wieder knapp vor dem großen Rivalen. Red Bull ist mit 211 Punkten Dritter. Renault hat als Vierter jetzt 80 Zähler auf dem Konto. Dahinter folgen Force India und Haas, die beide bei 59 Punkten halten. McLaren verliert mit 48 Zählern immer mehr den Anschluss.

Das Wetter: Während es in anderen Teilen Deutschlands wie aus Eimern goss, hatte die Formel 1 Petrus in Hockenheim zu Beginn wieder einmal auf ihrer Seite. Bei 26 Grad Celsius Außen- und 44 Grad Asphalttemperatur wurde das Rennen bei trockenen Bedingungen gestartet. Es hingen jedoch dicke Wolken über der Strecke, die in der zweiten Rennhälfte mit Regen für Chaos sorgten.

Der Start: Vettel erwischte von der Pole aus einen optimalen Start und verteidigte seine Führung erfolgreich gegen Bottas. Dahinter griff Verstappen in der Nordkurve Räikkönen für Platz drei an, musste jedoch zurückziehen. Hinter den Top-Teams behauptete Magnussen seine Position. Auf den ersten fünf Plätzen änderte sich somit nichts. Hülkenberg gelang es im Renault das Haas-Duo zu splitten und Grosjean den sechsten Platz abzunehmen.

Vettel hat Rennen nach dem Start im Griff

Der frühe Rennverlauf: Das Quartett an der Spitze setzte sich in den ersten Runden sukzessive ab, die Abstände blieben mit anderthalb bis zweieinhalb Sekunden aber überschaubar. Im Mittelfeld ging es richtig eng zu. Vom Fünftplatzierten Magnussen bis zu Gasly auf dem letzten Platz fuhren die Piloten in Abständen von nur rund einer Sekunde. Hamilton und Ricciardo arbeiteten sich Runde für Runde durchs Feld.

Der Mercedes-Pilot hatte für den ersten Stint auf Soft-Reifen gesetzt, Ricciardo fuhr als einziger Fahrer im Feld Medium. Nach zwölf Runden hatte Hamilton bereits das gesamte Mittelfeld hinter sich gelassen und war Fünfter. Der Rückstand auf Verstappen betrug zu diesem Zeitpunkt jedoch schon 15 Sekunden. Ricciardo tat sich deutlich schwerer und hing hinter Alonso auf Platz 13 fest.

Mercedes spekuliert mit Hamilton auf Regen

Die Boxenstopps: In der 14. Runde kam Räikkönen als erster Fahrer zum Reifenwechsel und tauschte Ultrasoft gegen Soft. Der Finne kam als Vierter genau vor Hamilton zurück auf die Strecke und wurde von Ferrari damit strategisch bestmöglich platziert. In den Runden 19 und 21 zogen mit Hülkenberg und Magnussen zunächst zwei Piloten aus dem Mittelfeld nach.

In Runde 25 holte der Ferrari-Kommandostand Vettel zum Wechsel auf Soft-Reifen. Der WM-Leader kam gerade so vor Hamilton zurück auf die Strecke und fiel hinter Räikkönen zurück. Drei Runden später kam Bottas zum Stopp. Auch für ihn gab es Soft-Reifen. Einen Umlauf danach stoppte der daraufhin in Führung gegangene Verstappen.

Bei Hamilton spekulierte Mercedes angesichts der schwarzen Wolken für lange Zeit auf Regen. In der 42. Runde gab man diese Hoffnung jedoch auf und holte den Briten zum Reifenwechsel an die Box. Der Silberpfeil mit der Startnummer 44 wurde für die letzten 25 Runden auf Ultrasoft gesetzt.

Dicke Wolken über Hockenheim

Der weitere Rennverlauf: Räikkönen nutzte seinen frischen Soft-Reifen und fuhr teilweise eine ganze Sekunde pro Runde schneller als Hamilton. In der 20. Runde hatte er den Abstand auf Verstappen von 15 auf nur noch neun Sekunden verringert. Selbst auf den Führenden Vettel fehlten ihm zu diesem Zeitpunkt nur noch 20 Sekunden.

Mit seinem Boxenstopp in der 25. Runde fiel Vettel hinter Bottas, Verstappen und auch Räikkönen auf Platz vier zurück. Gleichzeitig blieb er mit zwei Sekunden Vorsprung knapp vor Hamilton. In der 29. Runde rollte Ricciardo kurz vor dem Motodrom mit einem Defekt aus. Eine Runde später holte sein Kommandostand Teamkollege Verstappen zum Boxenstopp.

Damit waren die Reifenwechsel der Spitze erledigt. Räikkönen war der neue Führende, eine knappe Sekunde vor Vettel. Drei Sekunden dahinter folgte Hamilton, der allerdings noch nicht gestoppt hatte. Vettel klagte in der 33. Runde im Funk, dass das Hinterherfahren hinter dem Teamkollegen seinen Reifen schadet. Das Team reagierte zunächst jedoch nicht.

Erst in der 38. Runde wurde Räikkönen von Chefstratege Jock Clear erklärt, dass Vettel auf einer anderen Strategie unterwegs ist. Der Weltmeister von 2007 reagierte und ließ den Teamkollegen vorbei, damit dieser seine elf Runden frischeren Reifen nutzen kann. In Runde 42 folgte der Boxenstopp von Hamilton für Ultrasoft, nachdem Mercedes die Hoffnung auf Regen aufgegeben hatte.

Regen sorgt in Hockenheim für Chaos

Pech für die Silberpfeil-Strategen: Zwei Runden später öffneten sich die Wolken und im Bereich der Spitzkehre begann es zu regnen. Die Rundenzeiten an der Spitze fielen bei Vettel und Räikkönen sofort. Hamilton hingegen fuhr auf seinem frischen Ultrasoft was das Zeug hielt und war pro Runde bis zu drei Sekunden schneller als die Spitze.

Die Regen-Boxenstopps: Die Piloten aus dem Mittelfeld nutzten den Regen als erstes für einen taktischen Boxenstopp. Gasly wechselte sogar auf Regenreifen. Zwei Runden nachdem Leclerc und Alonso auf Intermediates gewechselt hatten, wagte auch Verstappen den Gamble. Der Regen war jedoch nicht stark genug. Alle vier Piloten hatten in der 49. Runde wieder zurück auf Ultrasoft gewechselt.

Der Regen: Die ersten Regenwolken hatten sich zwar zwischenzeitlich verzogen, wenig später begann es jedoch in anderen Streckenteilen zu regnen. Leclerc drehte sich sowohl in der Nordkurve als auch bei der Einfahrt in die Parabolica. Vor der Mercedes-Tribüne blieben Räikkönen und Bottas in den Überrunden stecken, die ihre Autos kaum noch auf der nassen Strecke halten konnten.

Regen-Drama: Vettel schmeißt Heimsieg in der Sachskuve weg

Bottas gelang es im Durcheinander Räikkönen den zweiten Platz abzunehmen. Die Rundenzeiten waren über zehn Sekunden eingebrochen. Wenig später das Drama, als die TV-Kameras den Ferrari von Sebastian Vettel im Reifenstapel zeigten. Der Führende hatte sich in der Sachskurve verbremst und es nicht geschafft, das Auto auf der Strecke zu halten. Die Rennleitung rief das Safety Car auf den Plan.

Die letzten Boxenstopps: Mercedes wollte die Chance nutzen und holte Bottas an die Box, hatte aber keine Reifen parat. Mit 15 Sekunden Standzeit kam er aufgrund der Neutralisierung aber trotzdem mit zwei blauen Augen davon, denn der Finne blieb vor Räikkönen auf dem zweiten Platz, der ebenfalls auf einen neuen Satz Ultrasoft wechselte. Hamilton übernahm dadurch die Führung. Verstappen zog einen angefahrenen Satz Ultrasoft auf.

Hamilton wäre um ein Haar auch nochmal für einen neuen Satz Ultrasoft reingekommen, kurz vor der Boxeneinfahrt änderte er jedoch eigenmächtig die Pläne und fuhr über die Wiese zurück auf die Strecke. Weiter hinten zockten Hülkenberg, Grosjean und Magnussen mit dem Wechsel auf Intermediate-Reifen. Sie mussten aber noch während der Safety-Car-Phase erkennen, dass die Strecke dafür zu schnell abtrocknet und wechselten noch vor dem Restart zurück auf Ultrasoft.

Die Schlussphase: In der 57. Runde wurde das Rennen wieder freigegeben. Bottas lies nichts anbrennen und attackierte auf seinen frischeren Reifen sofort Hamilton auf dem Weg zur Spitzkehre. Der Weltmeister verteidigte sich jedoch erfolgreich gegen den Teamkollegen. Gleich darauf ordnete der Mercedes-Kommandostand an, dass die Positionen zu halten sind. Bottas reagierte und lies sich zurückfallen.

Im Mittelfeld ging es zum Schluss noch einmal richtig rund. Zwischen den Piloten von Haas, Force India und Sauber wurde mit harten Bandagen gekämpft. Die Plätze an der Spitze waren aber bezogen. Hamilton fuhr ungefährdet zu seinem vierten Saisonsieg, gefolgt von Bottas, Räikkönen und Verstappen.

Die Top-Facts des Rennens

  • Hamilton holt vierten Saisonsieg
  • Vettel schmeißt Rennen in Führung liegend weg
  • Regen sorgt für Chaos
  • Hamilton & Mercedes in der WM wieder vorne