Daniel Ricciardo war sein Schicksal schon vor dem Qualifying der Formel 1 auf dem Hockenheimring klar. Der Red-Bull-Pilot wird nach einer Motorenstrafe vom letzten Startplatz ins Rennen gehen. Wie Lewis Hamilton im Mercedes steht ihm ein actionreicher Sonntag ins Haus. Ein radikales Rennsetup soll Ricciardo nach vorne spülen.

"Für das Fernsehen und das Racing ist es cool", so Ricciardo, der als einer der zweikampfstärksten Fahrer im Feld gilt und sich die Grid Penalty vielleicht auch deshalb nicht so sehr zu Herzen nimmt. "Ich wusste schon vor dem Wochenende, dass es sehr wahrscheinlich sein würde, dass wir diese Strafe nehmen würden. Also konnte ich mich darauf einstellen und vorbereiten."

Tatsächlich freut sich der 29-Jährige sogar ein bisschen über die Herausforderung. "Ich freue mich jetzt darauf, durchs Feld zu pflügen. Ich würde lieber vorne starten, aber so wird es sicher jede Menge Spaß machen. Und auch Lewis startet ja von da hinten", so Ricciardo. "Hoffentlich gibt es einen Kampf zwischen uns, wer schneller durchs Feld kommt."

Ricciardo widerspricht Hamilton: Hockenheim gut für Überholmanöver

Der Weltmeister ist im Gegensatz zu ihm jedoch um eine Strafversetzung herumgekommen und wird als 14. eine ganze Ecke weiter vorne starten. "Ich würde gerne Geld auf mich setzen", scherzt Ricciardo. Seine realistische Einschätzung sieht dann doch etwas anders aus. "Sie haben eine gute Pace", räumt er ein, dass Hamilton mit dem Silberpfeil wohl so oder so etwas besser durchkommen wird.

Der Brite wiederum hatte gleich nach seinem desaströsen Qualifying gejammert, dass das Überholen in Hockenheim nahezu unmöglich sei. "Das denke ich nicht", widerspricht Ricciardo. "Du kannst hier an ein paar Stellen überholen, in den Kurven sechs und acht. Dort geht es. Im letzten Sektor vielleicht nicht, aber dafür sind die zwei Kurven sehr gut."

Ricciardo über radikales Rennsetup: Nichts Dummes gemacht

Im Qualifying erledigte Ricciardo nur seinen Pflichtteil und steuerte den Red Bull ins Q2. Danach war sein Samstag beendet. Da die Strafe für den Wechsel von MGU-K, Batterie und Steuergerät früh feststand, fokussierten er und seine Ingenieure sich ohnehin von Beginn des Wochenendes an auf das Rennsetup. "Ich habe etwas weniger Downforce als Max. Das hilft mir auf den Geraden", erklärt Ricciardo gegenüber Motorsport-Magazin.com.

"Wir haben wirklich sehr wenig Flügel. Wir haben den niedrigsten Anpressdruck gewählt, der Sinn macht." Das Team hat jedoch trotzdem darauf geachtet, dass Ricciardo auch bei freier Fahrt noch eine konkurrenzfähige Pace hat. "Wir brauchen immer noch ein schnelles Auto zum Rennfahren, deshalb haben wir nichts Dummes gemacht", sagt er. Durch das Handicap bei der Startposition ist die Zielsetzung aber trotz aggressiverem Rennsetup relativ klar.

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Ricciardo setzt auf antizyklische Strategie: Muss es anders machen

"Sechster ist realistisch und das Minimum", so Ricciardo, der mit einem Schmunzeln anfügt. "Wenn alle ins Ziel kommen, aber dann werde ich sicher etwas unglücklich sein." Tatsächlich dürfte es für ihn in den vorderen Gefilden des Mittelfeldes in Hockenheim auch mit dem Red Bull knifflig werden.

"Haas ist ziemlich schnelle Zeiten gefahren", merkt Ricciardo an. Platz sechs soll es im Normalfall also werden. Andererseits hat der Honey Badger bereits mehrfach Rennen aus dem Mittelfeld gewonnen. Auch in Hockenheim will er nicht ausschließen, dass mit der richtigen Strategie am Ende doch mehr herausspringt.

"Ich habe die freie Reifenwahl und werde sicher nicht auf Ultrasoft starten. So viel kann ich sagen", erklärt er. "Ich will auf jeden Fall etwas anderes machen, denn wenn es ein Safety Car oder Zwischenfälle gibt, würde ich dann ja nur dasselbe wie die anderen Fahrer machen, wenn ich auf der gleichen Reifenmischung starte. Ich starte aber von Platz 20 und da muss ich etwas anderes machen, wenn ich sie schlagen will."