Weltmeister Lewis Hamilton machte beim Trainingsauftakt der Formel 1 in Österreich dort weiter, wo er beim Rennen in Frankreich am vergangenen Sonntag aufgehört hatte. Der Mercedes-Pilot markierte am Freitag in beiden Sessions die Bestzeit, jeweils gefolgt von Teamkollege Valtteri Bottas. Die Silberpfeil-Piloten zeigten sich vom Update des F1 W09 begeistert.

"Ich habe versucht sie am Auto zu erkennen, aber ich konnte gar nicht so viele Unterschiede sehen", beginnt Hamiltons Fazit über die Updates an seinem Auto mit einer leicht verwunderlichen Aussage. Ein Formel-1-Fahrer der seinen Boliden nicht wie die Westentasche kennt? Der Weltmeister ist damit nicht allein. Die wenigsten Piloten beäugen die neuesten Ideen der Ingenieure bis ins letzte Detail. Letztendlich zählt, was auf der Strecke passiert. Und da lief es für Hamilton und Bottas planmäßig.

"Das Auto fühlt sich in unterschiedlichen Bereichen der Strecke besser an, was großartig ist", so Hamilton, der auf Teamkollege Bottas am Nachmittag anderthalb Zehntel und auf den Drittplatzierten Sebastian Vettel zweieinhalb Zehntel Vorsprung aufwies. "Das erste Gefühl war, dass sie sehr gut funktionieren", pflichtet Bottas bei, der bei seinen Ausführungen etwas mehr ins Detail geht.

Bottas lobt Mercedes-Updates: Erfolgsquote von 99 Prozent

"Mir gefällt besonders wie sich das Heck des Autos anfühlt. Es ist sehr stabil", so der Finne. "Das Team hat da wirklich einen sehr guten Job gemacht." Teamchef Toto Wolff ist erleichtert, dass nach dem Motorenupdate von Le Castellet nun auch die Weiterentwicklung des Chassis ein Volltreffer zu sein scheint. "Es gibt eine kleine Änderung am Aerodynamik-Konzept unseres Autos und die Fahrer scheinen damit glücklich zu sein. Es war ein notwendiger Schritt", so der Österreicher.

"Wir pushen uns von Rennen zu Rennen, von Upgrade zu Upgrade. Selbst wenn du nur 50 Tausendstelsekunden für ein Rennen herausholen kannst, wirst du es machen, denn das kann den Unterschied zwischen Pole Position und Platz drei bedeuten", fügt er an. Während bei den meisten anderen Teams selbst kleine Updates an jedem Rennwochenende mehr oder weniger groß angekündigt werden, tüftelte Mercedes still und heimlich an dem Paket für Österreich.

"Die Leute in der Fabrik arbeiten so hart, um Qualitätsteile statt Quantität zu liefern. Nicht so wie andere, die permanent neue Teile bringen. Wir warten und bringen dann ein großes Paket, das mehr Qualität liefert", so Hamilton. "Was auch immer mit dem Motor oder dem Auto gemacht wurde, zu 99 Prozent hat es auf der Strecke so funktioniert wie erwartet", lobt Bottas die Arbeit der Ingenieure. Wolff wiederum erklärt: "Wir haben versucht, alles aus der Aerodynamik-Entwicklung zu komprimieren und auf einmal zu bringen. Sprich, das ganze Konzept."

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Hamilton: Ultrasoft bereitet auch Mercedes in Österreich Probleme

Richtig perfekt lief es aber auch für Mercedes am Freitag nicht. "Im ersten Training hat sich das Auto sofort besser angefühlt, aber mit dem Start der zweiten Session wurde es im Verlauf immer schlechter", so Hamilton, der wie das gesamte Feld damit kämpfte, auf Pirellis Ultrasoft-Reifen eine schnelle Rundenzeit abzuliefern. "Die Reifen sind häufig das größte Problem, so der Brite. "Die Unterschiede zwischen den Reifen sind sehr, sehr gering. Die Reifen sind alle nahezu identisch."

Hamilton fuhr seine schnellste Zeit im 2. Freien Training auf dem härtesten in Spielberg verfügbaren Reifen, dem Soft. Mit dem weichsten Reifen ging hingegen nichts. "Wir hatten schon so viele Rennen und es ist immer noch eine Unbekannte. Überall wo wir hinkommen verhalten sie sich anders. In einer Session funktionieren sie, in der nächsten nicht mehr und du verstehst nicht weshalb. Das ist ziemlich verwirrend."

Der 33-Jährige fuhr auf dem Ultrasoft zwischenzeitlich zwar Sektorbestzeiten, doch die komplette Runde auf dem Red Bull Ring schaffte der Pneu nicht. Die schnellen Kurven im Mittelsektor sorgten offenbar dafür, dass dem Reifen am Ende die Puste ausging. "Der harte Reifen fühlt sich gut an und mit dem Ultrasoft wird es dann schlechter und schlechter", erklärt Hamilton, der seine Ingenieure zu Experimenten mit den Reifendrücken animierte.

"Ich wollte nur, dass die Jungs mal etwas anderes probieren und nicht immer dasselbe mit jedem Reifen. Das kann richtig oder auch falsch sein, aber ich mag es einfach nicht, weiter dasselbe zu machen, besonders dann nicht, wenn es nicht funktioniert", so der viermalige Weltmeister, der weiß, dass das Team für das Qualifying daran arbeiten muss: "Wir müssen das nachbesprechen und lösen."

Wolff ist trotz der Reifenprobleme zuversichtlich. Der starke Auftakt seines Teams ist für ihn nach den Erfahrungen der letzten Rennen ein guter Anfang für ein weiteres starkes Resultat: "Der Freitag hat zuletzt einen kleinen Anhaltspunkt gegeben, wie der Rest des Wochenendes verläuft", so der Österreicher.