In der Konstrukteurs-WM liegt Renault in der Saison 2018 relativ komfortabel auf dem vierten Platz. Damit liegt das Team von Nico Hülkenberg und Carlos Sainz voll auf Kurs, das erklärte Ziel sich hinter den Top-Teams als Best of the Rest zu etablieren dieses Jahr zu erreichen. In den letzten Rennen machte es die Konkurrenz von McLaren, Haas und auch Force India sowie Toro Rosso den Franzosen aber alles andere als leicht. Mit Montreal steht nun eine Strecke an, die dem R.S.18 auf dem Papier so gar nicht in die Karten spielt.

"Es ist kein Geheimnis, dass Montreal eine der Rennstrecken ist, auf denen du eine gute aerodynamische Effizienz und einen guten Topspeed brauchst. Ich denke, es wird für uns das bisher schwierigste Wochenende aufgrund der Streckencharakteristik", so Carlos Sainz gegenüber Motorsport-Magazin.com. Zwei Dinge, denen sich Renault nicht unbedingt rühmen kann. Was Power angeht geht es dem Werksteam wie den anderen von ihren Power Units befeuerten Teams, Red Bull und McLaren.

Bei einem Vollgasanteil von 60 Prozent sieht Sainz auf dem Circuit Gilles Villeneuve die Konkurrenz im Vorteil. "Haas und Force India sind auf solchen Kursen normalerweise gut. Wir müssen ein sehr starkes Wochenende zeigen um sie im Kampf um Punkte herausfordern zu können", erwartet Sainz einen harten Kampf. In Monaco kassierte Renault sogar gegen Toro Rosso eine Schlappe.

Aero oder Power? Renault-Piloten wünschen sich mehr von allem

Während Red Bull im Fürstentum zeigte was Renaults Power Unit in Verbindung mit einem guten Chassis drauf hat, schafften es Sainz und Hülkenberg nur mit Ach und Krach in die Punkte. "Es fehlt an beidem", gibt Sainz zu Protokoll. "Wir wissen, dass wir in Sachen Power noch nicht auf dem Level von Mercedes oder Ferrari sind. Und was die Aerodynamik-Effizienz angeht ist Red Bull wohl auch noch ein Stück vor uns."

In Kanada bringt Renault wie die gesamte Konkurrenz - bis auf Mercedes, welche ihres kurz vor dem Start ins Wochenende absagten - ein Motorenupgrade. "Ich erwarte etwas mehr Power. Aber das wird für uns nicht die Welt verändern", erklärt Hülkenberg. Wie für Sainz muss sich für ihn an der Balance etwas tun, wenn sich Renault vom Mittelfeld absetzen will. "Es geht um die Balance durch die gesamte Kurve. Die Anbremsphase, die Einlenkphase, die Rollphase, das Gasanlegen."

"Wenn wir das Team sein wollen, das in ein paar Jahren um die WM fahren will - und das ist das Ziel dieses Teams - müssen wir diese beiden Bereiche Schritt für Schritt verbessern", mahnt Sainz. Die vielen Baustellen klingen nach mühsamer Arbeit, doch die aktuelle Platzierung in der Hersteller-WM ist auch ein Beleg für den anhaltenden Aufwärtstrend der Truppe aus Enstone. "Ich denke, wir waren in den letzten sechs Rennen das konstanteste Team in den Top-10", so Sainz.

Formel 1 Kanada 2018: Brennpunkte zum Rennen in Montreal: (06:49 Min.)

Renault dank höherer Update-Frequenz besser als 2017

"Die Stärke unseres Autos ist, dass es ein guter Allrounder ist. Bei den anderen Teams geht es mehr auf und ab, abhängig von den unterschiedlichen Streckenlayouts, so wie bei Haas oder Toro Rosso. Wir waren ziemlich konstant, immer das viert- oder fünftbeste Team", stimmt Hülkenberg mit dem Stallgefährten überein. Ein Grund dafür ist die in diesem Jahr andere Herangehensweise der Ingenieure in Bezug auf die Weiterentwicklung des Fahrzeugs.

"Wir haben gute Fortschritte gemacht. Letztes Jahr hatten wir nicht so viele Updates und haben nur in Silverstone ein großes gebracht. Dieses Jahr gibt es jedes Wochenende Kleinigkeiten, was gut ist", erklärt Hülkenberg. "Ich denke unsere Verbesserungsrate war bisher gut." Technik-Chef Nick Chester kündigte in Monaco außerdem einen Fix an, der einen Problembereich des Autos beheben soll.

"Wir haben etwas Probleme mit Untersteuern in den Highspeed-Passagen. Wir wissen schon wie wir es lösen können, die Entwicklung um die Teile an die Strecke zu bringen dauert nur etwas. Es ist nur das Warten auf die Teile die uns was das angeht helfen, aber in Montreal sollte es soweit sein", so der Brite. Trotz der für das Renault-Paket fordernden Strecke sind Hülkenberg und Sainz zuversichtlich, dass Renault an die bisherigen Resultate anknüpfen wird.

Hülkenberg: Aggressiver Hypersoft für Montreal die richtige Wahl

"In Baku waren wir auch ziemlich konkurrenzfähig", merkt Hülkenberg an, dass eine Power-Strecke für Renault längst kein Genickbruch bedeuten muss. "Ich denke, das Q2 und Punkte sind trotz allem möglich", ist auch Sainz zuversichtlich. Hülkenberg hofft außerdem darauf, dass die Reifen Montreal auch strategisch interessant machen. "Graining könnte hier wie in Monaco ein Thema sein. Aber ich denke es ist richtig, dass wir hier diese aggressive Reifenwahl haben. So sehen wir hoffentlich kein Einstopp-Rennen", befürwortet der Emmericher den Hypersoft.

Dass die Top-Teams es sich anders als in Monaco dieses Mal erlauben können, den Startstint auf einem härteren Reifen zu fahren, glaubt er übrigens nicht. "Ich bin mir noch nicht sicher, wie die Abstände zwischen den Mischungen sein werden. Normalerweise sind die Abstände zwischen der Spitze und dem Mittelfeld auf einer so kurzen Strecke aber auch geringer. Ich bin mir also nicht sicher, ob sie das hinbekommen", so Hülkenberg zu Motorsport-Magazin.com..