Der Große Preis von Aserbaidschan in Baku findet 2018 durch einen Termintausch mit dem Russland GP zwei Monate früher statt als die 2017er Ausgabe des noch jungen F1-Rennens am Kaspischen Meer. Das führt zu einigen Problemen seitens der Formel-1-Teams. Denn: Das Wetter, vor allem die Temperaturen, sind komplett anders, die Vorjahresdaten lassen sich nur ansatzweise gebrauchen.

Entsprechend wird für die F1-Teams der richtige Umgang mit den 2018 eine Nummer weicheren Reifen (generell konstruktionsbeding als in Baku auch durch eine aggressivere Reifenwahl als 2017) ein Stückweit Neuland sein. "Der Grand Prix von Aserbaidschan sollte diesmal anders verlaufen als in den Jahren zuvor, denn er findet zwei Monate früher statt und steht vermutlich im Gegensatz zum Vorjahr, als die Streckentemperaturen über 50 Grad Celsius betrugen", sagt Pirelli-Motorsportchef Mario Isola.

Formel 1: Rennen in Baku 2018 zehn Grad kühler

32 Grad Celsius betrug die durchschnittliche Umgebungstemperatur in Baku in den ersten beiden Jahren mit der Formel 1 - gerechnet über alle Sessions hinweg. Für 2018 wird in keiner einzigen Session ein Wert erwartet, der diesem Schnitt näher kommt als 10 Grad Celsius. In einem Sport, in dem schon ein oder zwei Grad Unterschied, einen gewaltigen Unterschied (Stichwort Arbeitsfenster) machen, eine Hausnummer sondergleichen.

Formel 1 2018: Brennpunkte vor dem Aserbaidschan GP: (06:42 Min.)

Nach aktuellem Stand sollen es im ersten und zweiten Training am Freitag rund 22 werden, genauso am Samstag im FP3 und Qualifying. Im Rennen am Sonntag brechen die Temperaturen sogar auf nur noch maximal 17 Grad ein. Tendenz fallend, startet der niedrigst gelegene Grand Prix der Formel-1-Saison (Baku liegt 28 Meter unter Meeresspiegel) erst um 16:10 Uhr Ortszeit, die Sonne geht also unter. Das macht es den Teams zusätzlich schwer, richtig zu antizipieren.

Schatten, Session-Termine, lange Gerade: Baku extrem komplex

Wenn sich die Streckentemperatur während eines Rennens stark verändert, stehen den Fahrern mehrere Möglichkeiten zur Verfügung. Sie können nicht nur beeinflussen, wie stark sie die Reifen herannehmen, sondern auch ihre Fahrlinie verändern, um diese besser an die Balance des Autos anzupassen. Sie können aber auch das Differenzial - also den Betrag an Drehmomentübertragung zwischen den Hinterrädern - oder die Bremsbalance nach vorne oder nach hinten verstellen.

Damit nicht genug: Noch dazu verläuft keine Session des F1-Wochenendes zur genau gleichen Uhrzeit wie das Rennen starten wird und sorgen die Häuser entlang der Strecke durch Schattenwurf zudem dafür, dass die Streckentemperaturen auf der zweitlängsten Strecke des Rennkalenders nach Spa auch zur identen Zeit massiven Schwankungen ausgesetzt sind. Zuletzt sorgt die zwei Kilometer lange Hauptgerade entlang der Promenade für drastisches Abkühlen der Reifen.

Temperaturschwankungen verändern den Kühlbedarf, der notwendig ist, um die Power Unit innerhalb des optimalen Fensters zu halten und den Teams den bestmöglichen Leistungs-Output zu bieten. Wenn die Umgebungstemperatur sehr heiß ist, wird mehr Luftfluss benötigt, um die optimalen Temperaturen zu erreichen. Entsprechend öffnen die Teams das Bodywork des Autos, um den Luftfluss durch die Kühler zu erhöhen.

Die Teams können an einem Rennwochenende verschiedene Konfigurationen der Kühlung einsetzen, um sich an die erwarteten Bedingungen anzupassen. Das gilt besonders an Rennwochenenden wie in Bahrain, an denen Sessions sowohl bei heißen Tagestemperaturen als auch bei kühleren Temperaturen am Abend stattfinden.

Etwas kniffliger wird es, wenn sich die Bedingungen am Samstag und Sonntag stark voneinander unterscheiden. Denn das Reglement erlaubt zwischen dem Qualifying und dem Rennen keine Veränderungen an den Autos. Wenn von Samstag auf Sonntag eine Temperaturveränderung vorhergesagt wird, erhöht das die Herausforderung für die Teams also, da sie bei der Vorbereitung des Autos für das Qualifying am Samstag immer die Bedingungen am Sonntag im Hinterkopf haben müssen.