Vier gewinnt. So lautete die Erkenntnis des Großen Preises von Frankreich in der vergangenen Saison. Denn in dieser bewiesen Michael Schumacher und Ferrari wahrlich Mut zu einer Multistoppstrategie und tauchten folgerichtig gleich viermal zum Nachtanken und - zum damals noch erlaubten - Reifenwechsel in der Box auf.
Letzteres werden wir am kommenden Wochenende nicht erleben. Noch wichtiger erscheint nach den neuesten Boykottdrohungen von Minardi-Teamboss Paul Stoddart allerdings die Frage, ob wir am nächsten Wochenende überhaupt Boxenstopps erleben werden. Denn die negative Steigerung des Indy-Debakels mit nur sechs Autos am Start wäre in Magny Cours ein Start mit nur vier Autos - nämlich den zwei Jordan und den beiden Ferrari. Diese Konstellation würde dann aber keineswegs mit dem Titel "Vier gewinnt" versehen werden.
Renault: Kommt der Konter?
Nach dem letzten Tief in Monaco konnte Renault am Nürburgring postwendend zurückschlagen - wenn auch unter gütiger Mithilfe von Kimi Räikkönens Radaufhängung. Nach dem Doppelausfall von Kanada, verhinderte das Reifendebakel von Indy jedoch den angekündigten Konter der Franzosen. Dieser soll nun beim Heimspiel in Magny Cours folgen. Fernando Alonso und vor allem der Pechvogel Giancarlo Fisichella hätten ein Erfolgserlebnis auf alle Fälle wieder einmal nötig.
McLaren: Weiter auf der Jagd?
Genau umgekehrt präsentieren sich die Vorzeichen bei den Silbernen aus Woking. Nachdem man in Kanada den Rückstand auf Renault verkürzen konnte, wurde die Aufholjagd von Kimi Räikkönen in Indianapolis im wahrsten Sinne des Wortes zum Stillstand gebracht. In Frankreich müssen die Silberpfeilpiloten nun wieder Schwung holen, was ihnen angesichts der guten Form der letzten Wochen aber kaum schwer fallen dürfte - selbst auf dem Terrain der Gelb-Blauen. Teamintern wird zudem interessant zu beobachten sein, ob Juan Pablo Montoya seine ansteigende Formkurve der beiden Nordamerikarennen auch in Europa fortsetzen wird können.
Ferrari: Strohfeuer oder Rückkehr zum alten Glanz?
Der amtierende Konstrukteurs- und Fahrerweltmeister muss auf dem Circuit de Nevers ebenfalls etwas beweisen, und zwar ob man in Indianapolis tatsächlich wie behauptet auch mit den Michelin-Teams siegfähig gewesen wäre. Dank des Sechserrennens liegt man zumindest vor dem zehnten WM-Lauf mit 63 Zählern gleichauf mit McLaren auf Rang zwei. Die Ausgangsposition für eine erfolgreiche Titeljagd wäre also gegeben. Nur ob der F2005 wirklich plötzlich wieder zur Spitze gehört, bleibt vorerst noch zu bezweifeln.
Williams: Wo ist der Schwung geblieben?
Nach einem Zwischenhoch in Monaco und am Nürburgring fielen die Weiß-Blauen zuletzt wieder in ein kleines Loch, welches man nun in Frankreich mit einem neuen Aerodynamikpaket zu stopfen gedenkt. Sollte sich der FW27 damit tatsächlich verbessert zeigen, dann können Nick Heidfeld und Mark Webber ihrer Außenseiterrolle in Magny Cours vielleicht wieder gerecht werden und ein paar Punkte oder sogar mehr mitnehmen. Die Konkurrenz ist jedoch groß...
Toyota: Wird der Abwärtstrend gestoppt?
Einer der Konkurrenten ist dabei Toyota, die in Indy immerhin die Pole einfahren konnten - auch wenn mittlerweile nicht nur darüber spekuliert wird, dass Jarno Trulli nicht viel mehr als heiße Luft in seinem Tank hatte. Der Traum vom ersten Sieg scheint derweil noch nicht in Reichweite zu sein. Denn seit dem sensationellen Saisonstart fallen die Japaner Rennwochenende für Rennwochenende weiter zurück und liegen mittlerweile nur noch auf Platz fünf der Team-WM. Im französischen Niemandsland soll es also wieder aufwärts gehen.
Red Bull: Hoffnung dank mehr Power
Vor den Reifenproblemen von Indianapolis schien die neue Motorenausbaustufe von Cosworth den roten Bullen einen klaren Schub verliehen zu haben. Aber kaum war das Setup verändert und der Reifendruck erhöht, mussten die Piloten wahrlich auf wilden Bullen reiten. Sollten diese Probleme in Frankreich ausbleiben, könnten David Coulthard und Christian Klien in Magny Cours wieder zu den Punkteanwärtern gehören.
Sauber: Alles schaut auf 2006
Bislang galt die Saison 2005 nur als Abschiedsjahr für das Jordan Team, welches ab 2006 als MidlandF1 an den Start gehen wird. Nun müssen wir uns aber wohl auch vom Namen Sauber in der Formel 1 verabschieden, die ab der kommenden Saison unter dem weiß-blauen Banner von BMW um Punkte und Siege kämpfen möchten. Während im Hintergrund also schon alle Weichen für eine neue Zeitrechnung gestellt und die Ressourcen aufgestockt werden, beginnt für Felipe Massa und Jacques Villeneuve in Magny Cours die Abschiedstournee der Hinwiler.
Jordan: Elf Freund sollt ihr sein
Unglaubliche elf Punkte durften die Gelben nach dem US Grand Prix und Tiago Monteiros Podestplatz auf ihrem Punktekonto gutschreiben. So schnell dürften unter normalen Umständen - und ohne diverse Boykottumsetzungen - aber keine weiteren Zähler mehr hinzukommen. Noch unklar ist unterdessen, ob Franck Montagny im dritten oder vielleicht sogar zweiten EJ15B sitzen wird, welcher seinerseits das Team nach nur einem Testtag mehr in Richtung Sauber und Red Bull sowie weg von Minardi bringen soll.
Minardi: Die glorreichen Sieben
Sieben WM-Punkte sammelten Patrick Friesacher und Christijan Albers in Indy. Das ist das beste Minardi-Ergebnis seit 16 Jahren. Und dennoch war Teamboss Paul Stoddart nach dem Rennen aufgebracht und verärgert. Die Indy-Farce war zu viel für das rechtschaffene Herz des australischen Rebellen. Ohne eine Wiederholung der Schmach von Indianapolis, werden die Mannen aus Faenza und Ledbury aber wohl kaum weitere Punkte sammeln können.
B•A•R: Endlich die ersten Punkte?
Noch gar keine Punkte auf dem Konto hat der amtierende Vizekonstrukteursweltmeister. Und während Jenson Button und Takuma Sato dies in Frankreich auswetzen möchten, schwebt zumindest bis Mittwoch noch ein großes Damoklesschwert über British American Racing. Denn im Gegensatz zu den anderen sechs Michelin-Teams, die mit ihnen zusammen vor dem FIA World Motor Sport Council zitiert wurden, fahren die Weißen seit der Tankaffäre von Imola auf Bewährung...
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