Weit, weit entfernt sind die Formel 1-Protagonisten hinter den elektronischen Drehkreuzen. Eine hermetisch abgeschlossene Welt. Stellwanderotik ist, wenn alles, was interessant sein könnte, hinter Stellwänden versteckt wird. Ein Formel 1-Auto mit den eigenen Händen berühren? Bei einem Grand Prix? Keine Chance...

Doch es gibt einen Ausnahmezustand - und der heißt Goodwood. Das "Goodwood Festival of Speed" macht's wieder gut, könnte man sagen. Es bringt den Motorsport ganz nah an die Fans. Es ist der Event für Motorsport-Enthusiasten. Einmal im Jahr lädt der Earl of March in die Parks des historischen Goodwood House im Süden Englands - am vergangenen Wochenende war es wieder soweit. Neben dem Zeitfahren, hinauf auf den berühmten Berg, gibt es zahlreiche legendäre und auch aktuelle Rennboliden zu bestaunen. Goodwood ist quasi das Klassentreffen des Motorsports. Rund 100.000 Besucher kommen Jahr für Jahr - nirgendwo sonst begegnet man so vielen Motorsport-Legenden.

Olivier Panis ließ es ordentlich rauchen., Foto: Sutton
Olivier Panis ließ es ordentlich rauchen., Foto: Sutton

Jenson Button hat sogar die Testfahrten in Jerez vorzeitig verlassen, um rechtzeitig in Goodwood zu sein. Der Brite wurde gestern Sonntag von den Besuchern besonders stürmisch begrüßt, als er mit seinem B·A·R-Honda den Berg hinauf fuhr- und er bedankte sich mit einigen qualmenden "Burnouts". Button war begeistert: "Das macht wirklich Spaß. Wir haben mit den Autos gespielt, sodass sich das Heck rausdrehte. Ich liebe es, wenn ich in die Rückspiegel schaue und nur noch Rauch sehen kann." Mit einem Augenzwinkern fügt er hinzu: "Natürlich nicht in einem Rennen."

Takuma Sato durfte den B·A·R am Samstag fahren - Honda zelebrierte im Rahmen des Festivals seine "40 Years Grand Prix Success". WM-Leader Fernando Alonso und Testpilot Franck Montagny jagten einen Renault R24 den Berg hinauf, Marc Gené pilotierte einen Ferrari F2003GA, Daren Turner einen McLaren-Mercedes MP4-19B, Olivier Panis einen Toyota und Tonio Liuzzi seinen Red Bull-Cosworth RB1.

Daren Turner im McLaren-Mercedes MP4-19B, Foto: Sutton
Daren Turner im McLaren-Mercedes MP4-19B, Foto: Sutton

Vitantonio Liuzzi ergriffen: "Das ist fantastisch, ein Riesen-Event. Ich bin zum ersten Mal hier. Ich konnte Burnouts und all die Dinge machen, die wir auf der Strecke nicht tun können. Wir konnten einfach für Spaß bei den Zuschauern sorgen."

Im Paddock sah man die berühmten Gesichter von Sir Jackie Stewart, Murray Walker, Martin Brundle, Mark Blundell, Sir Frank Williams, Ron Dennis, Patrick Head, Ross Brawn, David Richards, Adrian Newey, Juan Pablo Montoya, Carl Fogarty, Giacomo Agostini, Jean Alesi, Jacky Ickx, Colin McRae, Petter Solberg, Hannu Mikkola and Alan Jones und viele mehr.

Zu bestaunen gab es nicht nur die aktuellen Formel 1-Renner, sondern natürlich auch die Boliden und Zweiräder sämtlicher Rennklassen und Epochen. Hier treffen Generationen aufeinander, hier wird miteinander kommuniziert und nicht gestritten. Ein Antipol zur aktuellen Formel 1-Szenarie. Quasi ein "Mini-Goodwood" veranstalten alljährlich der österreichische Formel 1-Experte Helmut Zwickl und sein Partner Michael Glöckner in der Steiermark - die "Ennstal-Classic" in Gröbming wird in diesem Jahr vom 20. bis zum 23. Juli abgehalten. Im letzten Jahr begegnete man dort Christian Klien, Gerhard Berger, Emerson Fittipaldi, Stirling Moss und vielen mehr.