Zwischen Max Verstappen und Sebastian Vettel ging es in der 43. Runde des Formel-1-Rennens in China zwar nicht um den Sieg, trotzdem war die Kollision zwischen dem Red Bull und dem Ferrari die Szene des Sonntags. Das F1-Fahrerlager war sich bis auf wenige Ausnahmen sofort einig: Der Niederländer trägt die Verantwortung für den Zwischenfall. RTL-Experte Nico Rosberg sparte gegenüber Motorsport-Magazin.com nicht mit Kritik an Mad Max.

"Das kann man so nicht machen", lautete das Urteil des Weltmeisters von 2016. Rosberg selbst hatte Verstappen zu seiner aktiven Zeit stets selbst als einen eher ungemütlichen Zweikampfgegner betitelt und fügte an, dass der 20-Jährige auch nach drei vollen Saisons Formel 1 seiner Meinung nach nicht ausreichend reflektiert: "Verstappen muss sich langsam auch mal selbst ein bisschen in Frage stellen."

Beim Anbremsen auf Kurve 14 hatte Verstappen sich verschätzt, Vettel am Heck getroffen und umgedreht. Er selbst verlor spätestens in diesem Moment die Chance auf den Sieg, den letztendlich Teamkollege Daniel Ricciardo feierte. Das Podium wäre Verstappen ohne den Fehler sicher gewesen. Vettel rutschte durch den Vorfall auf Platz acht ab und verlor in der WM wichtige Punkte, da Lewis Hamilton als Vierter vor ihm ins Ziel kam.

Verstappen war schon vor der Vettel-Kollision auffällig geworden, als er es in Turn 7 bei Hamilton mit der Brechstange außenherum versuchte und von der Strecke abkam. "Da war Lewis schon sehr aggressiv", nahm Rosberg seinen ehemaligen Erzrivalen etwas in die Pflicht und Verstappen gleichzeitig in Schutz. "Er war da zwar auch nicht weit genug vorne, aber es war schon okay." Andererseits sind Rosberg die Vorstellungen Verstappens in den vorherigen Rennen nicht entgangen.

Bereits am vergangenen Sonntag war Verstappen in Bahrain im Zweikampf mit Hamilton aneinandergeraten und hatte dabei sein eigenes Rennen zerstört. Im Qualifying beim Wüstenrennen flog er zudem ab, obwohl hier selbst zwischen Fahrer und Team darüber debattiert wurde, ob ein technisches Problem oder ein Fahrfehler vorlag. Nachdem Verstappen sich aber auch beim Auftakt in Melbourne nicht mit Ruhm bekleckert hatte, sieht Rosberg ein klares Muster.

Rosberg empfiehlt Verstappen weniger Aggressivität

"Ich meine, es waren jetzt drei Rennen und er hat ungefähr fünf kapitale Böcke geschossen", so der 32-Jährige, der Verstappen keinesfalls das Talent absprechen will, dafür aber meinte, dass es so nicht weitergehen kann. "Alles schön und gut, aber irgendwann muss man dann auch mal eine Umdrehung herunterschrauben", so die Empfehlung des ehemaligen Mercedes-Piloten und Teamkollegen von Michael Schumacher und Lewis Hamilton bei den Silberpfeilen.

Zur Entscheidung der Rennleitung, die trotz der wiederholten Auffälligkeit Verstappens nur mit einer Zeitstrafe von zehn Sekunden durchgriff, wollte sich Rosberg nicht äußern: "Ob zehn Sekunden gerechtfertigt sind... das möchte ich jetzt nicht beurteilen. Aber es war schon heftig." Dass mit Vettel der WM-Leader abgeschossen wurde, spielte für ihn aber keine Rolle. "Die WM ist da eigentlich wurscht, denn darum geht es dabei nicht. In dem Moment ist Sebastian einer wie jeder andere."

Rosberg kritisiert Ferrari: Haben Vettels Strategie verhauen

Abgesehen davon zeigte sich Rosberg von der Action beim dritten Rennen zur Saison 2018 begeistert. "Die Formel 1 lebt!", freute sich der 23-fache GP-Sieger. Rosberg fühlte sich durch Ferraris Taktik-Fehler außerdem in seiner vor dem Rennen getätigten Aussage bestätigt, dass Mercedes am Kommandostand durchaus noch dazu in der Lage ist, bessere Arbeit zu leisten. "Sebastian ist ein super Rennen gefahren, aber das Team hat seine Strategie verhauen. Das war völlig unnötig, dass man da so einen Undercut zulässt."

Sein Ex-Team war in seinen Augen nicht nur am Kommandostand, sondern auch auf der Strecke siegfähig. "Wir konnten sehen, dass der Speed ähnlich war. Das war schon gut. Sie haben ja Sebastian überholt. Zwar beim Boxenstopp, aber sie sind drangeblieben und haben überholt", so Rosberg, für den es in China unter dem Strich aber nur einen Helden geben konnte. "Ricciardo war top - richtig top. Der ist für mich natürlich der Mann des Tages, das muss er einfach sein."