Der Cockpitschutz Halo wird in der Formel 1 wohl nie zum besten Freund der 20 F1-Piloten. Auch bei den Testfahrten zur Saison 2018 hagelte es wieder Kritik an dem jetzt verpflichtenden Cockpitschutz. "Ich finde, es sieht immer noch grässlich aus", wetterte Nico Hülkenberg. Halo sollte am besten gleich wieder in der Schublade verschwinden.

F1-Fahrer über Halo: Grässlich, hässlich, eklig, nervig

"Es ist kein Schmuckstück", klagte auch Sebastian Vettel. Max Verstappen sah einen Mini-Lichtblick, stimmte dem Ferrari-Piloten aber zu. "Insgesamt besser als erwartet, aber noch immer total eklig", sagt der Formel-1-Youngster von Red Bull Racing.

Kevin Magnussen nahm dagegen kein Blatt vor den Mund: "Er stört total. Einfach hässlich. Es ist schwierig ein- oder auszusteigen, das Lenkrad aufzustecken oder abzuziehen. Einfach nur umständlich nur nervig." Mercedes Teamchef Toto Wolff hatte zuvor bereits bei der Präsentation des neuen Silberpfeils gesagt, den Halo am liebsten gleich einer Sonderbehandlung per Kettensäge unterziehen zu wollen.

Jean Todt: Das sind kindische Spielchen

Die Kritik reißt alles andere als ab. Einer stört sich daran ganz gewaltig: FIA-Präsident Jean Todt, erster Anwalt für mehr Sicherheit im Automobilsektor. Nur Toto Wolffs Kritik nimmt der Franzose nicht recht ernst. "Ich gehe nicht darauf ein, was er gesagt hat. Das sind doch kindische Spielchen", so der 72-Jährige am Dienstag in London.

Todt: GPDA forderte selbst Cockpitschutz in Formel 1

Doch die auch 2018 anhaltende Schelte seitens der Fahrer stößt Todt dagegen extrem sauer auf. Weil die Fahrer doch selbst einst nach einem Cockpitschutz gerufen hätten. "Einige scheinen ein schlechtes Gedächtnis zu haben, immerhin war es eine Anfrage von den Fahrern selbst. Am 16. Dezember 2015 habe ich einen Brief erhalten, der von Jenson Button, Sebastian Vettel und Alex Wurz (damalige Direktoren der Fahrervereinigung GPDA, Anm. d. Red.) unterzeichnet war. Sie haben uns darin dazu gedrängt, in Sachen Kopfschutz zu handeln. Ich habe dann gesagt: 'Wir sind da, wir hören zu'", erinnert Todt.

"Wir haben dann sofort unsere Techniker gebeten, es als Priorität zu sehen, was man daraus machen kann, und als wir am 27. Juli 2016 ein Meeting abhielten und es vorstellten, waren es die Fahrer, die zu uns gesagt haben: 'Lasst nicht nach, respektiert, worum wir euch in Sachen Sicherheit gebeten hatten', schildert der Präsident des Weltverbands für da Automobil.

Todt: Hasse es, wenn Leute ihr Wort nicht halten

Todt weiter: "Von den jüngsten Aussagen bin ich deshalb überrascht. Ich liebe die Formel 1, aber diesen Teil der F1 hasse ich. Die Leute stehen nicht alle zu ihrem Wort. Für mich ist das einer der größten Werte im Leben: Loyalität, Wort halten, Respekt zeigen. Wir haben das getan, aber einige scheinen das vergessen zu haben."

Formel-1-Onboard mit Halo: So sieht es für den Fahrer aus: (01:24 Min.)

"Aber ich halte es für unangemessen, etwas zu kritisieren, das in der Formel 1 bereits eingeführt worden ist. Mit konstruktiver Kritik kann ich leben, weil sie dich im Leben vorwärtsbringt. Aber öffentliche Kritik, die nicht gut ist für den Sport? Darin sehe ich keinen Wert", ergänzt der FIA-Präsident.

Doch nicht nur wegen der Bestrebungen der Formel-1-Fahrer wenige Monate nach dem bis dato letzten schrecklichen Unfall in der F1, jenem fatalen Crash von Jules Bianchi, müsse die FIA jetzt dem nachweißlich effektiven Halo-System treu bleiben. Ansonsten würde sie ihre oberste Pflicht selbst mit Füßen treten.

FIA muss ihren Pflichten nachkommen

Todt: "Ich wundere mich, wie einige argumentieren, der Rennsport müsse doch gefährlich sein. Und wenn der Tod vorbeikomme, dann sei es eben so. Aber wenn wir das Risiko vermindern sollen, wieso sollen wir dann nicht Leben schützen? Ich verstehe, dass der Mensch keine Veränderungen mag. Aber können Sie sich vorstellen, wie wir uns fühlen würden, wenn etwas passiert, und wir hätten den Halo gehabt, leider aber nicht ans Auto gesetzt?"

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