Als erstes Werksteam hat Renault seinen Boliden für die Formel-1-Saison 2018 vorgestellt. In der Vorsaison verfehlten die Franzosen ihr Ziel. Statt Platz fünf gab es am Ende gerade so Rang sechs in der Konstrukteurswertung. Teilweise ist daran auch Jolyon Palmer schuld, der zu spät ersetzt wurde. Doch der Renault blieb 2017 auch Performance-technisch etwas hinter den Erwartungen zurück.

Allerdings sprach der Trend für Renault. Am Saisonende war der R.S.17 das viertschnellste Auto. The trend is your friend, wie es so schön heißt. Das hat sich Renault über den Winter offenbar zu Herzen genommen. Denn abgesehen von der Lackierung muss man die Änderungen am R.S.18 mit der Lupe suchen.

Technik-Direktor Nick Chester erklärt, warum: "Das Konzept des R.S.18 ist eine Entwicklung der Philosophie, die wir mit dem R.S.17 verfolgt haben. Dazu haben wir alles hinzugefügt, was wir im letzten Jahr gelernt haben."

Renault R.S.18: Ein Auto für die Fahrer

Tatsächlich sieht der R.S.18 der letzten Evolutionsstufe seines Vorgängers zum Verwechseln ähnlich. Möglicherweise, weil es den Ingenieuren in Enstone nicht nur darum ging, maximalen Abtrieb zu finden, sondern auch, die Fahrbarkeit zu verbessern. "Dadurch haben wir ein Auto, das man einfacher ans Limit bringen kann und es den Fahrern erlaubt, die maximale Performance herauszuholen", so Chester.

Nicht nur bei der Aerodynamik haben die Ingenieure viel in die Fahrbarkeit investiert. Auch beim Fahrwerk gab es Neuerungen - die ebenfalls nicht auf den ersten Blick zu erkennen sind. "Es gibt substantielle Änderungen an der Aufhängung", verspricht Chester aber. "Dadurch sollten wir besser über Bodenwellen sein und für die Fahrer sollte das Fahrverhalten vorhersehbarer werden."

Formel 1 2018: Renault liefert ersten Technik-Fail: (05:08 Min.)

Dass Renault in der vergangenen Saison einen neuen Super-Computer für bessere CFD-Simulationen in Enstone erhielt, sieht man dem R.S.18 nicht an. Auch der etwas in die Jahre gekommene Windkanal wurde 2017 überarbeitet.

Renault stellt altes Auto vor

Während alle bisher vorgestellten Fahrzeuge radikale Änderungen an den Seitenkästen aufweisen, setzt Renault beim neuen Boliden fast eins zu eins auf die Lösung des Vorjahres. Nur aus der Draufsicht wird deutlich, dass die Seitenkästen etwas schmäler sind als noch 2017. Die Motorabdeckung verjüngt sich zum Heck etwas eleganter. Auch die Einlässe haben sich verändert, sind nun länglicher und erlauben es damit, die Seitenkästen stärker zu unterschneiden.

Fake: Nico Hülkenberg und Carlos Sainz posieren nicht wirklich am neuen Auto, Foto: Renault
Fake: Nico Hülkenberg und Carlos Sainz posieren nicht wirklich am neuen Auto, Foto: Renault

Doch Vorsicht: Renault veröffentlichte bei der Präsentation nur ein echtes Foto, auf dem Nico Hülkenberg und Carlos Sainz mit dem Auto zu sehen sind. Alle anderen Bilder sind nur Renderings des neuen Autos. Dabei fällt auf, dass die Autos nicht übereinstimmen.

Schummel-Alarm bei der Renault-Präsentation: Auf dem echten Foto sind noch zahlreiche Teile des alten Autos zu sehen. Zum Beispiel die rundlichere Airbox, die auf den Renderings eckig ist oder die Spiegel, die am neuen Boliden an der Oberseite des Chassis angebracht sind und nicht mehr an der Seite.

Beim Frontflügel zeigt Renault sogar eine simplere Version als in Abu Dhabi am Vorgänger. In Abu Dhabi fuhr Renault mit sechs größeren Elementen, auf den Renderings sind nur fünf zu sehen. Hier darf man in Barcelona bei den Testfahrten sicherlich mehr erwarten.

Ob das die finale Version des Frontflügel ist? Eher nicht, Foto: Renault
Ob das die finale Version des Frontflügel ist? Eher nicht, Foto: Renault

Gleiches gilt für das Flügelwerk zwischen Vorderachse und Seitenkästen. Renault zeigt am neuen Boliden fast die identischen Teile wie am Vorgänger. Gut möglich, dass man hier die Katze noch nicht aus dem Sack lassen wollte.

Apropos Katze: Die sogenannte Aerocat scheint zu bleiben. Dabei handelt es sich um das vertikale Luftleitblech am Seitenkasten, das in Stufen-Form vom Unterboden hoch zum Seitenkasten führt. Neu: Das obere Element ist einfach geschlitzt. Der geschwungene Übergang an die Oberseite des Seitenkastens ist nun größer, weil der schlankere Seitenkasten weiter entfernt ist.

Renault und Hülkenberg 2018 mit Gewichtsproblemen?

Ein Performance-Faktor, der weder auf Fotos, noch auf Renderings zu erkennen ist, ist das Gewicht. Hier könnte Renault 2018 tatsächlich Probleme bekommen. Bereits im vergangenen Jahr hatte Renault Nico Hülkenberg eine Diät verordnet. Zwar wächst das Mindestgewicht der Autos in der Formel-1-Saison 2018 wegen Halo von 728 auf 733 Kilogramm, allerdings kompensiert das nur einen Teil des Titanbügels.

Formel 1 2018: Renault liefert ersten Technik-Fail: (05:08 Min.)

Technische Daten Renault R.S.18

ChassisRenault Eigenentwicklung, Karbon-Monocoque mit Aluminium-Wabenkern
VorderradaufhängungKarbon-Querlenker, Pushrod-Aufhängung
HinterradaufhängungKarbon-Querlenker, Pullrod-Aufhängung
BremsenBrembo Karbon-Bremsen
Breite2,00 Meter
Höhe0,95 Meter
Gewicht733 kg (inkl. Fahrer und Schmierstoffe, exkl. Benzin)
Getriebe Renault Eigenentwicklung, sequentielles Getriebe mit 8 Vorwärtsgängen + Rückwärtsgang, Karbon-Gehäuse

Technische Daten Motor

Bauart
Zylinder6
Zylinderwinkel90 Grad
Hubraum1600 ccm
Bohrung80 mm
Max. Drehzahl15.000 U/min
BenzinflussMax 100 kg/h ab 12.000 U/min
AufladungSingle-Turbo mit Elektro-Motor (MGU-H)
Energierückgewinnung
Kinetisch (MGU-K)Motor-Generator-Einheit an Kurbelwelle, max. 50.000 U/min
Thermisch (MGU-H)Motor-Generator-Einheit an Turbolader, max. 125.000 U/min
Leistung
Verbrennungsmotorüber 700 PS
MGU-K163 PS
Systemleisungüber 950 PS (Renault-Angabe)
Gewicht
Gewicht145 kg (inkl. Batterie)
Gewicht Batterie20 - 25 kg