Was im Chaosaufarbeiten und im Schuldzuweisen beinahe untergeht: 18 WM-Punkte hat die Scuderia Ferrari mit ihrem Doppelsieg beim Grand Prix der USA erobert! Mit einem Schlag hat sie damit McLaren-Mercedes in der Konstrukteurswertung einholen können. Michael Schumacher und Rubens Barrichello belegen in der Fahrerwertung nun die Plätze 3 und 4. Ein höchst erfolgreiches Rennwochenende also für das Team aus Maranello - auch wenn man sich darüber zunächst einmal nicht wirklich freuen konnte.

Ferrari-Rennleiter Jean Todt sprach sein Bedauern aus - darüber, was am Sonntag in Indianapolis passiert ist: "Mir tun vor allem die Fans vor Ort und die TV-Zuschauer leid. Doch es war nicht unsere Entscheidung." Todt klärt auf: "Wir wurden in punkto Schikane nicht gefragt. Es hat uns niemand gefragt, ob wir damit einverstanden wären." Später sagt Todt: "Um ehrlich zu sein - wir hätten natürlich nicht zugestimmt. Ist es seriös, innerhalb einer halben Stunde eine Schikane einzubauen, die niemand testen kann? Das ist doch lächerlich."

Todt wiederholte: "Erstens: Diese Frage konnte nur die FIA entscheiden. Zweitens: Wenn es umgekehrt passiert wäre, wenn wir beispielsweise nicht genügend Grip für das Qualifying aufbauen könnten und wir würden um drei Extrarunden bitten, weil dann unsere Reifen besser sind oder wenn wir um eine Schikane bitten würden, weil unsere Reifen dann sicherer wären - dann würde man uns auslachen."

Todt: "Ganz ehrlich - warum hätten wir einen Kompromiss eingehen sollen? Wir versuchen gemeinsam mit Bridgestone einen guten Job zu erledigen und am Beginn dieser Saison erledigten wir einen nicht so guten Job. Und hier schienen wir konkurrenzfähig zu sein und wir hatten keinerlei Probleme mit den Reifen..."

Die Michelin-Teams hätten laut Jean Todt eben die drei Möglichkeiten nützen sollen, die ihnen die FIA gab: "Die Reifen wechseln. Durch die Boxengasse fahren. Oder in Kurve 13 die Geschwindigkeit reduzieren. Wenn diese Autos diese Kurve nicht befahren können - was kann ich dafür?"

Michael Schumacher sieht es auch so: "Ich weiß zwar, dass jetzt viele in Ferrari die Schuldigen sehen wollen, aber wir haben nichts falsch gemacht." Es sei schade, dass sein erster Saisonsieg auf diese Art und Weise passiert sei: "Vor allem, weil ich glaube, dass wir auch unter normalen Umständen gute Chancen auf den Sieg gehabt hätten."

Der WM-Tabelle ist es jedoch herzlich egal, wie diese 18 WM-Punkte zustande kamen. Ferrari hat damit einen Riesensprung vorwärts machen können. Michael Schumacher ist nicht mehr Siebenter in der WM, sondern Dritter. 25 Punkte fehlen dem Kerpener auf WM-Leader Fernando Alonso. Die Scuderia ist nicht mehr Sechster, sondern punktegleich mit McLaren Zweiter. Läppische 13 Punkte fehlen auf Renault. Sollte sich die Performance der Italiener bei den kommenden WM-Läufen weiter verbessern, steht auch einer Titelverteidigung nichts mehr im Wege.

Das Unschöne daran: Sollten es Michael Schumacher und Ferrari tatsächlich noch schaffen, wird man ihnen diese 18 Punkte aus Indianapolis für immer und ewig als leichte Beute ankreiden. Genau das hat diese WM, die bislang so knisternd war, nicht verdient. Doch wir werden damit leben müssen.