Die oberste Sporthoheit FIA hat nun ein Statement zu den Vorfällen in Amerika ausgesandt. Der von den Formel 1-Teams und auch von Michelin geäußerten Kritik, die FIA habe mit der strikten Ablehnung der Installation einer Schikane verhindert, dass alle zwanzig Fahrzeuge an dem Rennen teilnehmen, begegnet die FIA mit Vehemenz: "Die Formel 1 ist ein sportlicher Wettbewerb und sie muss sich an Regeln halten. Diese können nicht einfach außer Kraft gesetzt werden, wenn ein Bewerber das falsche Equipment zu einem Rennen bringt."

Die Installation einer Schikane wäre der FIA nach erstens "unfair gegenüber den Bridgestone-Teams" und zweitens "regelwidrig" gewesen. Man hätte damit "eine Rennstrecke verändert, ohne dabei die modernen Sicherheits-Prozedere einzuhalten". Und: "Es ist sicherlich nicht schwer, sich vorzustellen, wie ein amerikanisches Gericht reagiert hätte, wäre es an dieser Stelle - aus welchen Gründen auch immer - zu einem Unfall gekommen. Die FIA hätte dann zugeben müssen, dass sie ihre eigenen Sicherheitslinien nicht befolgt hat."

In der FIA-Aussendung heißt es weiter: "Was ist mit den amerikanischen Fans? Mit den Fans vor den Bildschirmen? Anstatt das Rennen zu boykottieren, hätten die Michelin-Teams lieber wie von der FIA vorgeschlagen in Kurve 13 ihre Geschwindigkeit reduzieren sollen. So hätte man die Regeln befolgt, man hätte WM-Punkte bekommen und die Fans hätten ein Rennen gesehen." Damit, dass man "nur dann gefahren wäre, wenn die FIA die Regeln gebrochen und die Bridgestone-Piloten benachteiligt hätte", habe man "sich selbst und den Sport demoliert".

Auch wenn diese Begründung an sich schlüssig wirkt, könnten Skeptiker wiederum Fragen stellen wie: Wäre es wirklich sicherer gewesen, hätten die 14 Michelin-Autos die Kurve 13 mit verminderter Geschwindigkeit genommen? Was hätte ein amerikanisches Gericht im Falle eines Unfalls in der Steilwandkurve oder gar eines Reifenschadens bei einem der Michelin-Fahrzeuge dazu gesagt, dass die FIA es zulässt, dass man mit Reifen an den Start geht, die zuvor öffentlich als Sicherheitsrisiko bezeichnet wurden? Und schließlich: Wieso verfügt die FIA als Sporthoheit nicht über die ausreichende Macht, Flexibilität respektive das Knowhow, um binnen mehrerer Stunden eine Schikane zu installieren, die den Sicherheitsvorlagen entspricht? Liegt das vielleicht auch daran, dass man die Formel 1 zu Tode reglementiert hat?

Wie auch immer - es ist klar, dass jetzt niemand die Schuld tragen möchte. Und es ist auch klar, dass jede Seite ihren Standpunkt als den richtigen betrachtet. Und es ist auch überhaupt nicht verwunderlich, dass man sich jetzt dem Schuldzuweisen zuwendet, anstatt sich zu überlegen, wie man in Zukunft eine solche Farce verhindern und die Gunst der Fans wieder zurückerobern könnte.