Formel 1 in Austin: Darum wurde Max Verstappen bestraft: (03:40 Min.)

War die Strafe gegen Max Verstappen beim USA GP der Formel 1 in Austin nun richtig oder falsch? Beim Blick in das Regelbuch muss man sagen: Ja. Verstappen fuhr mit allen vier Rädern neben der eigentlichen Rennstrecke. Das ist regelwidrig.

Aber mit ein wenig Racing-Verstand sollte man doch erkennen, dass Verstappens Manöver mehr Geniestreich als Regelbruch war. Räikkönen fuhr außen auf der Ideallinie. Die Ideallinie geht in der mehrfachen Rechtskurve nach innen an den Scheitelpunkt. Wäre Verstappen auf der Strecke geblieben, wäre es zur Kollision gekommen - außer er zieht komplett zurück.

Erwarten wir von einem Rennfahrer, dass er komplett zurückzieht? Nein. Es sind genau diese Zweikämpfe, die den Motorsport ausmachen. Niki Lauda und Dr. Helmut Marko waren sich einig: Eine solche Entscheidung macht den Sport kaputt. Recht haben sie.

Was passiert, wenn die Fahrer mehr Angst vor einer möglichen Bestrafung haben als vor dem Zweikampf selbst? Max Verstappen kann sich das in dieser Saison noch erlauben, weil es für ihn um nichts mehr geht. Aber im WM-Kampf ist jeder Punkt wertvoll.

Solche Entscheidungen können sich bei Fahrern ins Unterbewusstsein einbrennen. Im Zweifel wird lieber zurückgezogen. Trotz großer Kritik hat sich Verstappen seine kompromisslose Fahrweise beibehalten - zum Glück. Hätte er sie auch beibehalten, wenn er für jede Kleinigkeit bestraft worden wäre? Bislang taten die Stewards gut daran, ihn meist fahren zu lassen.

Abgesehen davon hat die Strafe noch weitere Fragen aufgeworfen: Gilt das, was der Rennleiter am Freitag im Fahrerbriefing sagt, nicht uneingeschränkt? Charlie Whiting sagte den Piloten, dass es keine Probleme mit Tracklimits geben würde. Dazu stellt sich einmal mehr die Frage: Wie sinnvoll ist es, den Streckenrand mit weißen Linien und Mini-Kerbs zu gestalten?

Ebenfalls stellt sich die Frage nach der Konstanz solcher Entscheidungen: Unzählige Piloten verließen im Rennen die Strecke, ohne dafür bestraft zu werden. Wer hatte einen Vorteil, wer nicht? Die Stewards versuchten vielleicht fair zu sein, waren dabei aber das Gegenteil. Was wohl auch dem Umstand geschuldet war, dass man unbedingt den richtigen Fahrer auf dem Podium haben und keine nachträglichen Änderungen wollte. Dabei hat man sich selbst Zeit genommen, die Lage gründlich zu überdenken und mit den betroffenen Fahrern zu besprechen.