Warum schied Vettel aus?

Der WM-Traum für Sebastian Vettel ist nun wohl ausgeträumt. Bereits nach vier Runden steuerte Vettel seine Box an und musste seinen Boliden abstellen. Was war passiert? Schon in der Startaufstellung arbeiteten die Mechaniker hektisch am Ferrari mit der Startnummer fünf. Wie sich herausstellte, gab es ein Problem an der Zündkerze, das erst auf dem Weg in die Startaufstellung sichtbar wurde.

Trotz aller Bemühungen konnte das Problem nicht abschließend behoben werden. Im Rennen fehlte Vettel deutlich sichtbar Leistung. Am Start kam er besser weg als Lewis Hamilton, konnte davon aber nicht profitieren. Noch in Runde eins ging Max Verstappen an ihm vorbei. Später folgten nacheinander Esteban Ocon, Daniel Ricciardo und Valtteri Bottas Am Ende der vierten Runde gab Ferrari auf.

"Auf der Runde in die Startaufstellung habe ich schon Probleme bemerkt, auf der Aufwärmrunde hatte ich dann keine Leistung. Auch am Start war die Leistung nicht da", beschrieb ein frustrierter Vettel die Situation. "Wir sind alle am Limit, manchmal gehen da Dinge kaputt - auch wenn man sich das anders wünschen würde", so der Deutsche weiter. In der WM liegt er nun 59 Punkte hinter Hamilton, der bereits in Austin seinen vierten Titel einfahren könnte. Dafür müsste Hamilton 16 Punkte mehr holen als Vettel.

Wie sehr wurde Verstappen durch Alonso und Massa behindert?

Ein bis dahin eher ereignisarmes Rennen hätte auf den letzten Metern noch zu einem echten Drama werden können. Lewis Hamilton an der Spitze büßte plötzlich seinen gesamten Vorsprung auf Verfolger Max Verstappen ein. Anderthalb Runden vor dem Ende hing Verstappen dem Briten direkt im Getriebe. Dann aber liefen beide auf das zu überrundende Duo Fernando Alonso/Felipe Massa auf.

In der Haarnadelkurve ließ Alonso zunächst Hamilton passieren, warf Verstappen aber die Tür zu. "Es ist im Spiegel schwierig zu sehen. Ich habe gesehen, dass Lewis kommt. Aber nicht, dass direkt dahinter noch ein Auto ist. Ich wusste nicht, ob es Palmer ist, gegen den ich gekämpft habe. Ich hätte nicht erwartet, dass es so schnell geht", verteidigte sich Alonso. Er ließ Verstappen kurz darauf auch brav passieren.

Max Verstappen verpasste knapp seinen zweiten Sieg in Folge, Foto: LAT Images
Max Verstappen verpasste knapp seinen zweiten Sieg in Folge, Foto: LAT Images

Doch für Verstappen bahnte sich bereits das nächste Problem an. Auf Start/Ziel kam Hamilton problemlos an Felipe Massa vorbei, doch Verstappen musste fast den gesamten ersten Sektor hinter dem Williams stecken. "Es war mitten in den Esses, da habe ich ihn dann vorbeigelassen, sobald ich konnte. Fernando hat ihn ja auch relativ lange aufgehalten. Ich habe ihn wirklich vorbei gelassen, sobald es ging.", meinte Massa danach.

Die letzte Siegchance war passé, doch Verstappen nahm es sportlich. "Es war mehr die letzte Runde mit Massa. Aber ich denke nicht, dass ich an Lewis vorbeigekommen wäre. Es war nicht ideal, aber hätte keinen Unterschied gemacht", ist er sich sicher. Die Rennleitung verhing übrigens nur an Fernando Alonso eine Strafe, der bereits in der Runde zuvor nicht auf die blauen Flaggen geachtet haben soll. Der Spanier bekam eine Verwarnung und zwei Strafpunkte.

Wie lief die Aufholjagd der Finnen?

Beide Finnen gingen mit der Hypothek von fünf Strafplätzen in das Rennen, nachdem sowohl bei Valtteri Bottas, als auch bei Kimi Räikkönen das Getriebe gewechselt werden musste. Im Rennen dann lief es für die beiden Finnen recht unterschiedlich. Räikkönen fiel gleich in der ersten Runde weit zurück nach einem Kontakt mit Nico Hülkenberg. Nur Rang 15 für den Ferrari-Piloten nach Runde eins.

Es folgte ein wilder Ritt durch das halbe Feld, nach acht Runden war er zurück auf dem achten Platz. Dank der Strategie mit den weichen Reifen zum Schluss ging es noch weiter nach vorne. Der Overcut gegen Force India saß, zudem wurde auch Nico Hülkenberg, schnell noch geschnappt. Heraus kam im Ziel ein fünfter Platz für den Oldie.

Bottas dagegen hatte in seinem Rennen weit weniger Stress. Nach einer wenig aufregenden Anfangsphase und dem Ausfall Sebastian Vettels hing Bottas zusammen mit Daniel Ricciardo einige Runden hinter Esteban Ocon fest. In Runde elf respektive zwölf kamen beide dann vorbei, von da an war der Australier stets in Sichtweite des Finnen.

Valtteri Bottas kam auf Rang vier ins Ziel, Foto: Mercedes-Benz
Valtteri Bottas kam auf Rang vier ins Ziel, Foto: Mercedes-Benz

Als nacheinander die beiden Red Bulls sowie Lewis Hamilton an die Box kamen, übernahm Bottas kurzfristig die Führung, wurde dann aber für zwei Runden als Bremsklotz eingesetzt, um Max Verstappen von Hamilton - die beide schnell auf neuen Reifen den Anschluss ehrstellen konnten- wegzublocken. Dieses Manöver kostete Bottas einige Zeit, weshalb er nach seinem Boxenstopp einen größeren Rückstand auf Ricciardo hatte. Zwar stellte Bottas den Anschluss bis zum Rennende wieder her, doch der Sprung auf das Podium gelang ihm nicht mehr.

Warum musste Stroll aufgeben?

Kurz vor Rennende sorgte Lance Stroll für einen Schreckmoment. Beim Durchfahren der Esses schoss der Kanadier plötzlich geradeaus, räuberte durch die Botanik und hätte beim unkontrollierten Zurückkommen auf die Strecke beinahe noch Daniel Ricciardo abgeschossen. Doch Stroll kam das Gefährt noch rechtzeitig unter Kontrolle und stellte es wenige Meter später am Sreckenrand ab.

Die TV-Aufnahmen zeigten ein Versagen am rechten Vorderreifen. Ein Plattfuß, der jedoch, so Technikchef Paddy Lowe, durch einen Schaden am Auto ausgelöst wurde. "Irgendetwas hatte sich seltsam angefühlt an der Front, dann hatte ich auch schon den Plattfuß", beschrieb Stroll, für den es der erste Ausfall seit dem Spanien GP war.

Was war mit Hülkenbergs DRS?

Nico Hülkenberg wird den Japan GP 2017 wohl schnell vergessen wollen. Im Qualifying bereits in Q2 gescheitert, versuchte es der Deutsche im Rennen mit einer anderen Strategie als der Großteil des Feldes. Auf den härteren Reifen gestartet, sollte mit den weicheren Pneus gegen Rennende der Angriff erfolgen. Zwar kam Hülkenberg nach seinem Stopp hinter einer größeren Kampfgruppe heraus, doch mit den neuen Reifen schienen Überholmanöver machbar.

Dann aber plötzlich Aufregung. Die TV-Bilder zeigten ein permanent geöffnetes DRS an Hülkenbergs Auto. Der Mechanismus schloss einfach nicht mehr, in den Kurven war das Auto durch den Abtriebsverlust damit unfahrbar. Hülkenberg kam an die Box, wo die Mechaniker teils mit roher Gewalt versuchten, das DRS zu schließen. Doch es half nichts, der Emmericher musste aufgeben. "Das war frustrierend, weil heute gute Punkte drinnen waren", ärgerte sich Hülkenberg. Schuld an dem Desaster war ein gebrochenes Metallteil am DRS-Mechanismus.

Nico Hülkenberg schied mit defektem DRS aus, Foto: LAT Images
Nico Hülkenberg schied mit defektem DRS aus, Foto: LAT Images

Wie verliefen die Abschiede von Sainz und Palmer?

Durchwachsen bis schlecht. Jolyon Palmer schaffte es in seinem letzten Rennen für Renault immerhin ins Ziel. Nach einer Aufholjagd von Startplatz 18 und einer Ein-Stopp-Strategie mit den schnelleren Supersofts am Ende kam der Brite auf Rang zwölf, verpasste die Punkte aber um zwei Sekunden. Zum Abschied gab es warme Worte. "Es war eine harte Saison, aber das Team und ich haben vieles durchgemacht. Ich war seit Beginn der neuen Ära des Teams mit dabei. Es war ein langer Weg, ich habe es genossen. Ich wünsche dem Team alles Gute für die Zukunft", sagte Palmer.

Carlos Sainz, der Palmer nun doch schon in Austin bei Renault ersetzen wird, hatte einen deutlich kürzeren letzten Arbeitstag bei Toro Rosso. Der Spanier flog bereits in der ersten Runde nach wenigen Metern ab, als abseits der Ideallinie auf den Dreck kam und dort sein Auto verlor. "Ich wollte noch einmal alles geben für das Team im letzten Rennen. So sollte es nicht enden. Es tut mir leid für alle, so sollte diese schöne Geschichte nicht zu Ende gehen", sagte Sainz.

Warum ist das Haas-Team der heimliche Gewinner des Rennens?

Haas schaffte in Japan beinahe schon Historisches. Die Amerikaner brachten mit Kevin Magnussen auf Rang acht und Romain Grosjean knapp dahinter beide Autos in die Punkte. Das gelang Haas überhaupt erst zum zweiten Mal in der Teamgeschichte nach Monaco in diesem Jahr. Noch wichtiger aber: In der Konstrukteurs-WM schaffte es das Team aus Kannapolis wieder vorbei an Renault auf Rang sieben, ein Punkt trennt die beiden Teams nun.

"Beide Fahrer sind ein tolles Rennen gefahren, das war einwandfrei", drückte Teamchef Günther Steiner sein Lob aus. "Es war das Beste, was wir erreichen konnten und wir haben es geschafft. Ich bin stolz auf jeden Einzelnen. Das Wochenende hat schlecht begonnen. Es war komplex, aber es ist gut zu Ende gegangen und nur das zählt", so Steiner weiter.

Haas brachte beide Boliden in die Punkte, Foto: LAT Images
Haas brachte beide Boliden in die Punkte, Foto: LAT Images

Warum fiel Vandoorne so weit zurück?

Von Rang neun aus gestartet war für Stoffel Vandoorne eigentlich alles angerichtet, um zum dritten Mal in Folge in die Punkte zu fahren. Doch dieses Unterfangen hatte sich bereits nach wenigen Metern erledigt. Der Belgier tauchte nach dem ersten Sektor plötzlich auf dem letzten Platz auf. Was war passiert?

"Ich hatte einen brauchbaren Start. In Kurve zwei dann hat jeder seinen Raum gesucht und dabei wurde ich von Kimi getroffen. Ich denke nicht, dass es Absicht war, die Autos waren nur zur falschen Zeit am falschen Ort", erklärte Vandoorne. Die Folge: der 25-Jährige wurde abgedrängt und fiel noch hinter seinen ganz hinten gestarteten Teamkollegen Fernando Alonso zurück. Das Rennen war für ihn damit quasi gelaufen.

Welche Order gab Force India heraus?

Force India war in Suzuka einmal mehr das mit Abstand beste Mittelfeldteam. Esteban Ocon wurde Sechster, Sergio Perez landete gleich dahinter. Auf der Strecke aber kam es zu keinem Zweikampf der beiden Fahrer, obwohl sich Perez als der Schnellere der beiden sah. Doch als Perez per Funk zwecks einer möglichen Attacke fragte, kam die klare Anweisung: "Position halten!". Perez hielt sich daran und kam hinter Ocon ins Ziel.

"Ich hatte im zweiten Stint das Gefühl, schneller zu sein als Esteban und hatte auch die Chance, ihn nach dem zweiten Restart zu überholen. Aber wir haben die Teamanweisung befolgt", sagte Perez. Der Grund für die Anweisung ist klar: Nach dem Zwischenfall in Belgien, der dem Rennstall haufenweise Punkte kostete und nicht der erste jener Art zwischen den beiden Fahrern war, schritt das Team ein. Freie Fahrt zwischen den beiden Piloten gibt es nicht mehr, wenn der Teamerfolg nicht signifikant dadurch gesteigert werden könnte.

In Suzuka wäre das aber nicht der Fall gewesen, das weiß auch Perez. "Uns tauschen zu lassen hätte an den Punkten für das Team nichts geändert, daher verstehe ich die Perspektive des Teams", stellte er klar. Nicht auszudenken, wenn statt 14 Punkten für Force India am Ende nach einer weiteren Kollision ein Nuller gestanden hätte…