Die Erwartungshaltung der Formel-1-Piloten war vor dem ersten Trainingstag für den Japan GP 2017 besonders hoch. Nach Silverstone versprach das Layout des Suzuka Circuit mit seinen schnellen Kurven in diesem Jahr besonders viel Spaß - dem Technischen Reglement für 2017 sei dank. Anders als erwartet waren es aber nicht etwa die Mutkurven wie die 130R, die den Stars der Königsklasse ein Grinsen ins Gesicht zauberten.

"Das Auto fühlt sich hier in Suzuka sehr gut an. Es ist ein Highspeed-Kurs mit vielen Richtungswechseln. Besonders mit dem Anpressdruck und den breiten Reifen die wir dieses Jahr haben, ist der erste Sektor wirklich beeindruckend. Er ist sehr aufregend zu fahren", lautet das Fazit von McLaren-Honda-Pilot Stoffel Vandoorne.

Der Belgier kennt den Kurs wie aus seiner Westentasche. Vergangenes Jahr war er als Pilot in der Super Formula regelmäßig auf der japanischen Traditionsrennstrecke zu Gast und konnte dabei sogar eines der Rennen gewinnen. "Jetzt mit der Formel 1 in Suzuka zu sein, ist etwas ganz Besonderes", fügt er an.

Für Vandoorne war Suzuka im F1-Cockpit zwar ein Novum, Teamkollege Fernando Alonso und Red-Bull-Pilot Max Verstappen pflichteten ihm aber bei. "Der erste Sektor ist einfach sehr schön zu fahren", so der 20-Jährige, der damit wie seine beiden Fahrerkollegen mehr oder weniger das bestätigte, was sein eigener Stallgefährte Daniel Ricciardo schon im Vorfeld angekündigt hatte.

"Kurve 3 wird Vollgas gehen, 4 und 5 mit einem kleinen Lupfer und 6 genauso. Turn 7 wird komplett voll gehen. Dann die erste Degner mit kleinem Lupfer... das wird sicherlich die meisten von uns erregen...", hatte die australische Stimmungskanone bei seinem Ausblick auf Suzuka geflachst. Wie sehr der erste Sektor die Piloten "erregt" hat, zeigt vor allem die Stoppuhr.

Formel 1 2017 in Suzuka bereits schneller als Pole Position 2016

Sebastian Vettels Bestzeit im 1. Freien Training reichte bereits, um Nico Rosbergs Pole-zeit aus 2016 zu unterbieten. Rosberg hatte letzte Saison eine Rundenzeit von 1:30.647 Minuten für den ersten Platz im Grid gereicht. Vettel war mit 1:29.166 Minuten schon beim Warmlaufen für das Rennwochenende anderthalb Sekunden schneller unterwegs.

"Wir konnten heute schon sehen, dass es eine ganze Ecke schneller ist", konstatiert Verstappen. Ausschlaggebend für die bereits üppige Verbesserung der Rundenzeit waren hauptsächlich die bei den Fahrern dieses Jahr besonders beliebten Passagen.

Vergangene Saison hatte Hamilton im ersten Sektor, der nach Turn 7 gleich vor der ersten Degner-Kurve endet, mit 32,233 Sekunden im Zeittraining die absolute Bestzeit vorgelegt. Vettel war im FP1 mit 31,170 Sekunden allein dort 1,063 Sekunden schneller. Die von den Piloten für ihren 2017 besonders hohen Spaßfaktor gelobten S-Kurven machten auf der Rundenzeit also den größten Unterschied.

Im Mittelsektor, dessen Zeit bei der Anfahrt zur berüchtigten 130R (Kurve 15) genommen wird, waren die Formel 1 in diesem Jahr ebenfalls schon schneller. Hier unterbot Vettel Rosbergs Bestwert aus 2016 mit 40,231 zu 40,719 Sekunden um 0,488 Sekunden. Im letzten Streckenabschnitt hingegen war keine Zeitenverbesserung drin.

Der Grund dafür ist, dass die dort zu durchfahrenden Kurven es den neuen Autos trotz ihres Puls an Downforce nicht möglich machen, hier keine entscheidenden Zehntel zu holen. 130R wird bereits seit einigen Jahren mit Vollgas durchfahren. Demzufolge gibt es an dieser Stelle keinen Zeitgewinn. Ebenso in der finalen Schikane, welche die Piloten zurück auf die Start- und Zielgerade führt.

Die Sektorzeiten belegen dies. Rosberg war 2016 mit 17,545 Sekunden in der Qualifikation der schnellste Mann. Statt Vettel war es im ersten Training Lewis Hamilton, der hier 2017 die bisherige Bestmarke aufstellte. Mit 17,583 Sekunden war er aber sogar einige Hundertstel langsamer als der Ex-Teamkollege im Vorjahr.

Verstappen: In Suzuka geht noch mehr

Das Ende der Fahnenstange soll mit den am Freitag gezeigten Rundenzeiten aber noch längst nicht erreicht sein. "Eine weitere Sekunde ist noch drin. Es ist also richtig schnell", prognostiziert Verstappen. Der Niederländer könnte Recht behalten, sofern die Piloten im Qualifying am Samstag optimale Bedingungen vorfinden.

Wenn wir zum Beispiel Silverstone zum Vergleich heranziehen, waren die Zeiten dort am Freitag 1,2 Sekunden schneller als im Qualifying 2016. Im Zeittraining waren die Piloten dann noch einmal 1,8 Sekunden schneller. Wenn die Teams in Suzuka in den Qualifying-Modus schalten, sollte die von Verstappen veranschlagte Sekunde durchaus drin sein.

In diesem Fall dürfte auch wieder einmal ein Streckenrekord fällig sein. Noch hält diesen in Suzuka Michael Schumacher, der 2006 im Q2 mit 1:28.954 Minuten die bis dato schnellste jemals von der Formel 1 auf dem japanischen Kurs gefahrene Rundenzeit in den Asphalt brannte.