Singapur und Mercedes, das passt einfach nicht zusammen. Auch in der Formel-1-Saison 2017 ist der Stadtkurs durch die Millionenmetropole nicht Mercedes-Land. Für Lewis Hamilton und Valtteri Bottas reichte es im Qualifying nur zu den Plätzen fünf und sechs, Ferrari und Red Bull qualifizierten je zwei Autos vor den Silberpfeilen.

"Singapur ist unser jährlicher Weckruf", sagte Mercedes Motorsportchef Toto Wolff zu Motorsport-Magazin.com. "Das, was wir heute gesehen haben, war einfach die Pace unseres Autos in Singapur."

Schon in den letzten Jahren hatte Mercedes auf dem engen Kurs enorme Probleme. Selbst in den drei dominanten Jahren der Silberpfeile waren Siege alles andere als garantiert. 2015 starteten Hamilton und Nico Rosberg ebenfalls hinter Ferrari und Red Bull nur auf den Plätzen fünf und sechs, 2016 konnte nur Rosberg mit einer Zauber-Runde die Konkurrenz entzaubern.

Mercedes weiterhin ratlos und auf Fehlersuche

Doch auch im dritten Jahr mit Problemen weiß Mercedes noch nicht genau, woran es liegt. "Wir müssen noch sehen, was unser Auto hier langsam macht", so Wolff. Viele glauben, dass der lange Radstand des F1 W08 Mercedes in Singapur verwundbar macht. "Aber im letzten Jahr hat sich der Radstand unseres Autos nicht so sehr von jenem der Konkurrenz unterschieden und da hatten wir auch Probleme", relativiert Wolff.

Am prinzipiellen Fahrzeug-Konzept sieht der Mercedes Motorsportchef deshalb keinen Hebel, um das Problem für die nächste Saison auszumerzen: "Ich glaube noch immer, dass wir das beste Konzept haben. Wir kommen gerade aus Monza, wo unser Auto mit Abstand das Beste war. Deshalb tendiere ich jetzt nicht dazu, alles schlecht zu sehen." Was Wolff meint: Die wenigen Schwächen des Boliden nimmt man in Kauf, wenn man dafür auf dem Großteil des Rennkalenders das schnellste Auto hat.

"Die Probleme in den letzten Jahren waren genau gleich", meint Lewis Hamilton. "Ich glaube noch nicht einmal, dass es am Abtrieb liegt. Ich glaube eher, dass es am mechanischen Setup liegt." In der Tat gibt es in Singapur kaum schnelle Kurven, in denen wirklich Abtrieb gefragt ist. Die vielen langsamen Kurven verlangen vor allem nach mechanischem Grip.

"Fahrerisch war dieses Qualifying so gut wie viele, bei denen ich auf Pole gestanden habe", so Hamilton. Der WM-Führende sah sich nach dem Qualifying Onboard-Aufnahmen der Konkurrenz an: "Da sieht man, dass sie an Stellen Grip haben, an denen wir keinen haben."

Bottas: Komplett anderes Setup als Hamilton

Bottas hatte noch ein bisschen weniger Grip als Teamkollege Hamilton. Der Finne qualifizierte sich zwar nur einen Platz dahinter, hatte aber satte sieben Zehntel Rückstand auf Hamilton. "Er hat mehr unter dem Setup gelitten als Lewis, der konnte das besser umfahren", erklärt Wolff. Bottas ging nach dem durchwachsenen Freitag auf ein komplett anderes Setup.

Im 3. Freien Training funktionierte dann allerdings genauso wenig. "Sollen wir zurückgehen auf das von gestern?", wurde er von seinem Renningenieur am Funk gefragt. "Gute Frage", antwortete Bottas nur. Für die letzten Minuten der Session konnten noch Änderungen vorgenommen werden, die sofort eine Sekunde brachten.

Doch alle Probleme waren längst nicht gelöst und so baute Mercedes den Bottas-Boliden noch einmal gravierend um. "Ich hatte dann zwar Vertrauen ins Auto, aber aus irgendeinem Grund hatte ich keinen Grip und konnte einfach nicht schneller. Sobald ich schneller gefahren bin, wurden die Probleme wieder größer", erklärt Bottas.