Im Kampf um den Sieg beim Belgien GP 2017 konnte Sebastian Vettel im Qualifying den Anschluss an Lewis Hamilton zumindest wahren. Der WM-Leader und jüngst bis 2020 bestätigte Ferrari-Pilot startet in Spa von Rang zwei, direkt neben seinem britischen Rivalen. Danach, dass es überhaupt zu Reihe eins reichen würde, sah es zuvor nicht aus. Noch in Q2 war der Heppenheimer nur Fünfter geworden und auch sein letzter Versuch im letzten Abschnitt schien nicht für Rang zwei zu reichen. Doch dann kam ihm - wieder einmal - Teamkollege Kimi Räikkönen zur Hilfe.

Finnischer Windschatten bringt Startplatz zwei

Der Finne war das gesamte Wochenende über schneller als Vettel und schien seinem Ruf als König von Spa gerecht zu werden. Doch mit Beginn des Qualifyings tauchten auf einmal Vibrationen am Ferrari des Finnen auf. "Ich weiß nicht genau, was es war. Es war zunächst ziemlich schlimm, dann etwas weniger. Es hat sicherlich nicht geholfen, eine gewisse Verwirrung war da", konnte Räikkönen auch keinen Aufschluss über die Ursache der Probleme geben.

Trotz der Probleme schien er sich aber zumindest vor seinem Teamkollegen halten zu können. Noch der erste Versuch in Q3 sah Räikkönen zwei Zehntel vor Vettel. Der entscheidende Schuss aber missriet dem 37-Jährigen dann. Nach einer klaren persönlichen Bestzeit im ersten Sektor baute er im zweiten Abschnitt einen Fehler ein und musste seine Runde abbrechen. Mehr als Platz vier war für ihn somit nicht mehr drin.

Während Räikkönen auf dem Weg zurück zur Box war, kam Vettel von hinten an auf seinem letzten Versuch. Im letzten Streckenabschnitt gab Räikkönen Vettel dann Windschatten, was diesem wiederum die entscheidenden Zehntel brachte, um vor Valtteri Bottas zu landen. Gegenüber seinem vorherigen Versuch in Q3 legte Vettel im Schlusssektor um fast drei Zehntel zu. Ein cleverer Ferrari-Schachzug?

Nein, betonte Räikkönen selbst. Es sei keine Teamanweisung gewesen. "Ich hatte einen Fehler und kam zurück. Wenn ich unserem Team helfen kann, tue ich das", stellte er klar. "Es hat mich nichts gekostet, denn ich war ohnehin auf dem Weg zurück zur Box. Ich wusste, dass er hinter mir war, daher habe ich Gas gegeben und versucht, ihm auf der Geraden zu helfen. Das ist alles", sagte er.

Ein äußerst kollegiales Verhalten, was die Verantwortlichen bei Ferrari nochmals darin bestätigt haben dürfte, warum sie den Vertrag mit dem Finnen bis 2018 verlängert haben. Vettel jedenfalls bedankte sich im Anschluss bei Räikkönen. "Ich glaube, ich hatte ein bisschen Hilfe von einem Freund", so Vettel. "Kimi musste seine Runde abbrechen und es war sehr großzügig von ihm, mir im letzten Sektor einen Windschatten zu geben. Das hat mir etwa zwei Zehntel gebracht, also hat es auf jeden Fall geholfen. Es war einfacher dann mit Valtteri", erklärte Vettel.

Er glaubte ebenfalls, dass es eine eigene Entscheidung Räikkönens war. "Das war nicht geplant. Ich habe einige andere Teams gesehen, die mit dem Windschatten gespielt haben, aber normalerweise gehört das zu den Dingen, die man nicht planen kann. Daher tendiert man eher dazu, Abstand zu lassen", erklärt der viermalige Weltmeister.

Räikkönen (l.) kam Vettel zur Hilfe, Foto: Ferrari
Räikkönen (l.) kam Vettel zur Hilfe, Foto: Ferrari

Vettel mit Front unzufrieden

Dass Vettel überhaupt auf gütige Mithilfe seines Teamkollegen angewiesen war, lag in einem laut Vettel nicht perfekten Auto. "Meine Front war etwas lose, besonders im Mittelsektor mit den mittelschnellen und schnellen Kurven", erklärte er. "Ich habe nicht das richtige Feedback bekommen, aber in der letzten Runde war das Auto mehr am Leben. Ich habe es gleich in Kurve eins hinein gespürt", berichtete er.

Somit konnte sich Vettel noch in eine gute Ausgangslage für das Rennen bringen, startet er doch direkt neben seinem WM-Rivalen. Die Pole wäre ohnehin nur Zugabe gewesen, wie er erklärt. "Auf eine Runde hatte ich das ganze Wochenende über das Gefühl, dass es schwierig wird. Aber über mehrere Runden, mit vollem Tank, habe ich mich richtig gut gefühlt. Wir werden sehen, was uns die Strategie ermöglicht", blickte Vettel voraus.

Und schickte gleich noch eine Kampfansage Richtung Mercedes. "Natürlich wird Mercedes schnell sein, aber wir müssen uns nicht verstecken. Wir sind aus gutem Grund in Reihe eins, wir haben den Speed und wir sollten ihn das gesamte Rennen über haben", zeigt sich Vettel zuversichtlich.