Monaco, Ungarn, Singapur: Seit Fernando Alonso bei McLaren Honda fährt, sind dies die drei Austragungsorte an denen er sich noch traut, gewisse Ambitionen zu hegen. Um auf dem Hungaroring auftrumpfen zu können, nahm er zuletzt in Silverstone sogar freiwillig einen Motorwechsel in Kauf. Das Ziel für das Rennen in Budapest ist klar: Q3 und Punkte. Für mehr hat es in den vergangenen beiden Jahren in Ungarn zwar auch nicht gereicht, doch angesichts des bisherigen Saisonverlaufs wäre dies für McLaren durchaus ein Erfolg.

"Es gibt ein paar Wochenenden im Jahr, die für uns wichtiger sind als andere. Ungarn ist eines von drei Rennen, wo wir gut dabei sein sollten. Die anderen sind Monaco und Singapur", so Alonso, der mit Monaco einen seiner drei goldenen Schüsse im Jahr für die Jagd nach dem Indy 500-Titel sausen ließ. McLaren schaffte es in den Straßen des Fürstentums mit beiden Autos ins Q3, während Alonso in den USA im Kampf um den Sieg einen Motorschaden erlitt. Für Alonso, der in dieser Saison lediglich auf zwei Punkte aus Baku zurückblicken kann, hätte Monaco durchaus zu einer Art Saisonhöhepunkt werden können.

Doch kommt Alonso auf die Frage nach positiven Momenten in der ersten Jahreshälfte nur einer über die Lippen. "Ja, das Indy 500", so der zweimalige Weltmeister. Und in der Formel 1? "Nein." Motivationsprobleme hat er trotz der anhaltenden Misserfolge mit McLaren aber dennoch keine. "Ich hasse es, zu verlieren. Ich motiviere mich selbst jedes Wochenende und versuche auch, das Team zu motivieren. Es gibt immer eine Chance um die Ecke und die müssen wir ergreifen", gibt er sich kämpferisch.

In Ungarn, so ist er sicher, bietet sich ihm und seiner Mannschaft eine der besonders großen Möglichkeiten. "Hoffentlich wird dieses Wochenende unser bisheriger Höhepunkt in dieser Saison", so Alonso, der mit dem Team auf technischer Seite vorgesorgt hat, um bei einem der drei goldenen Schüsse im Jahr keine Ladehemmung zu haben: "Wir haben in den letzten paar Rennen ein paar Opfer gebracht. Wir hatten eine Strafe in Baku und in Silverstone nochmal. Hoffentlich haben wir hier dafür ein paar Extra-Teile in der Tasche, falls am Freitag etwas passiert."

Trotz des Ausfalls bot Alonso das Indy 500 im Jahr 2017 bisher den größten Spaßfaktor, Foto: IndyCar
Trotz des Ausfalls bot Alonso das Indy 500 im Jahr 2017 bisher den größten Spaßfaktor, Foto: IndyCar

Alonso: Platz sieben in der Theorie das Maximum

In den vergangenen beiden Saisons konnte Alonso auf dem Hungaroring mit den Plätzen fünf und sieben jeweils gute Resultate für McLaren einfahren. Der im dritten Jahr der Honda-Ehe immer noch schwächelnde Traditionsrennstall ist was die Chance auf Punkte angeht seit jeher auf besonders kurvenreiche Layouts angewiesen, auf denen die Motorleistung nur eine untergeordnete Rolle spielt. "Das Layout hier sollte unserem Paket uns einen Stärken in die Karten spielen. An Wochenende wie diesen, wo die Power nicht so eine große Rolle spielt, versuchen wir viele Punkte mitzunehmen", erklärt der Spanier, der am Samstag seinen 36. Geburtstag feiert.

Eine Extraportion Power von Honda wäre da doch eine schöne Überraschung, oder? "Ich denke nicht. Wir werden grünen Tee trinken und Sushi essen oder so", macht sich Alonso keine Illusionen. Für ihn wäre es schon ein Geschenk, wenn das Wochenende in Ungarn ohne Komplikationen über die Bühne geht: "Das Ziel ist natürlich, ein gutes Wochenende ohne Probleme zu haben, was uns für das Rennen am Sonntag in eine gute Position bringen sollte." Was seine Ambitionen angeht, bleibt Alonso jedoch realistisch.

"In der Theorie ist es wohl Position sieben, denn die ersten sechs Autos sind normalerweise außer Reichweite", so der McLaren-Pilot, der in dieser Saison bereits bei seinem Heimspiel in Barcelona das Kunststück schaffte, sich auf dem siebten Platz zu qualifizieren. Er erwartet jedoch ein hartes Stück Arbeit. "Wenn wir diesen theoretischen Bestwert erreichen wollen, müssen wir das Maximum aus dem Wochenende holen. Mit Toro Rosso, Renault, Force India und Williams sind dort einige Teams, die auch sehr konkurrenzfähig sein werden", warnt er vor der Konkurrenz.

Die Chancen auf eine Wiederholung der überraschend starken McLaren-Darbietung in Monaco sind für Alonso aber durchaus realistisch. Er spürt nach dem katastrophalen Saisonauftakt nach wie vor einen Aufwärtstrend im Team. "Ich denke, wir werden jedes Wochenende besser. Das Team gibt alles, um die Situation zu verbessern. Wir fühlen uns konkurrenzfähiger, aber wir haben noch einen weiten Weg vor uns. Aber alles Schritt für Schritt. Hoffentlich schaffen wir es hier ins Q3 und am Sonntag mit beiden Autos in die Punkte. Das wäre der erste Schritt", so Alonso, dem es schon vor den nächsten Rennen graut: "Nach der Sommerpause wird es in Spa und Monza wieder hart für uns."

Alonso hofft in Ungarn auf McLaren als vierte Kraft, Foto: LAT Images
Alonso hofft in Ungarn auf McLaren als vierte Kraft, Foto: LAT Images

Alonso entscheidet Zukunft im September

Nach dem Rennen in Ungarn stehen für Alonso mit der Sommerpause aber erst einmal Wochen der Entscheidung an. Bisher ist unklar, ob er 2018 weiter in der Formel 1 fahren wird. Genauso wie die Frage, ob McLaren auch im kommenden Jahr mit Honda-Motoren antritt. Alonsos Ziel ist nach wie vor der dritte Weltmeistertitel in der Königsklasse, doch die Möglichkeiten für 2018 sind rar gesät. Sowohl bei Ferrari als auch bei Mercedes scheint für ihn kein Platz zu sein. Aus Mangel an Alternativen könnte Alonso daher mit McLaren weitermachen.

"Ich will nächstes Jahr Rennen gewinnen und dafür brauchen wir einige Änderungen. Wenn das passiert, erhöht das die Wahrscheinlichkeit, dass ich bleibe. Aber das ist etwas, dass ich erst im September abwägen werde", erklärt der Spanier. Bis September passiert auf der Rennstrecke allerdings nicht mehr allzu viel, denn nach Budapest steht Ende August nur noch Spa-Francorchamps an. Zwei starke Wochenenden dürften kaum ausreichen um Alonsos Forderungen zu erfüllen: "Uns fehlen etwa zwei Sekunden, um Pole Positions einzufahren. Und das muss passieren, bevor ich eine Entscheidung fälle und mit dem Team weitermache."

Sollte sich Alonso in der Formel 1 keine Perspektive bieten, sein großes Ziel zu erreichen, wäre er auch anderen Rennserien gegenüber nicht abgeneigt: "Die Möglichkeit ist da, ich bin für die Zukunft gegenüber allem offen. Meine Priorität ist die Formel 1 und den dritten WM-Titel zu gewinnen, aber ich bin was das Team angeht offen, um dieses Ziel zu erreichen. Ich bin auch offen anderen Rennserien gegenüber, wenn sich mir diese Chance nächstes Jahr nicht bieten sollte."