Zum zweiten Mal in dieser Saison musste sich Pascal Wehrlein im Qualifying-Duell Teamkollege Marcus Ericsson geschlagen geben. Ericsson startet von Position 19, Wehrlein vom letzten Platz - vorausgesetzt, er startet überhaupt aus der Startaufstellung. Denn womöglich wird der Deutsche das Rennen auf dem Red Bull Ring aus der Boxengasse aufnehmen.

Während Wehrlein bei seiner ersten Qualifying-Niederlager mit einem Unfall selbst Schuld am Ergebnis hatte, war er an diesem Wochenende machtlos. Ein defektes Energiemanagement sorgte dafür, dass die Batterie nicht geladen wurde.

Weil die Batterie in der Garage geladen werden darf, kam Wehrlein öfter als geplant an die Box. Doch lang hielt die Elektro-Power nicht. "In der ersten Runde ging es noch, aber danach habe ich auf jeder Geraden sieben Stundenkilometer verloren. Die Reifen sind aber erst in der zweiten Runde voll da", so Wehrlein.

Weil der letztjährige Ferrari-Motor ohnehin schon ein Leistungsdefizit von rund 50 bis 60 PS hat, fährt es sich ohne ausreichend Elektro-Power umso schlechter. An allen Geschwindigkeitsmessstellen findet sich Wehrlein fast ganz hinten wieder, Teamkollege Marcus Ericsson war überall schneller.

Gleiches Problem schon im Training

Um das Problem zu lösen, baut Sauber für das Rennen wohl eine andere Spezifikation ein. Das ist ein Bruch der Parc-ferme-Regelungen, weshalb Wehrlein aus der Boxengasse starten wird. Zuversichtlich ist Wehrlein aber nicht: "Aber ich bin mir nicht sicher, ob das Problem danach gelöst ist. Wir hatten diese Probleme schon gestern und haben Teile gewechselt - trotzdem waren die Probleme noch da."

Eine Punkteplatzierung wie im Vorjahr scheint utopisch, Foto: Sutton
Eine Punkteplatzierung wie im Vorjahr scheint utopisch, Foto: Sutton

Im Longrun am Freitag musste Wehrlein immer wieder in den Lademodus gehen, um die Batterie mit Energie zu versorgen. "Wenn ich dann alle paar Runden die Batterie aufladen muss und fünf Sekunden verliere, bringt das nicht viel", klagt der Sauber-Pilot.

Immerhin sind die Probleme nicht doppelt ärgerlich. "Das wären sie, wenn wir konkurrenzfähiger wären. Ich könnte dann natürlich vor Marcus stehen oder noch eine Position weiter vorne, aber in Q2 wäre ich nicht gekommen. Realistisch sind morgen keine Punkte drinnen, wenn nicht irgendetwas komplett Verrücktes passiert. Klar bin ich frustriert, wenn ich nicht zeigen kann, was geht, aber zum Glück ist es nicht am einem Wochenende, an dem wir konkurrenzfähig sind..."

Sauber laboriert weiterhin an mehreren Baustellen: Dem C36 fehlt Abtrieb, um die Reifen auf Temperatur zu bekommen. Dazu wiegt das Leistungsdefizit des alten Ferrari-Aggregats auf der Power-Strecke von Spielberg mehr. Gleichzeitig bekommt die Konkurrenz Upgrades, die immer mehr Leistung bringen. Haas bekam in Österreich die zweite Spezifikation des Ferrari-Motors, auch Honda hat neue Teile im Einsatz. Renault fand durch das Motor-Mapping schon in Baku zwei Zehntelsekunden.

Vernetzter Stabi funktioniert nicht richtig

Dazu bekommt Sauber die Hinterachse am Kurvenausgang nicht so in den Griff, wie man es gerne würde. In Baku brachte man dazu einen neuen vernetzten Stabilisator, der allerdings am Samstag wieder ausgebaut wurde. In Österreich kam eine überarbeitete Version des Stabis, allerdings scheint auch die keine Wunder zu bewirken.

Zwei Dinge dürften Sauber ein wenig optimistischer stimmen: Im Vergleich zu Freitag fehlte den schweizerischen Boliden am Samstag nicht mehr eine ganze Sekunde auf den nächsten Konkurrenten. Williams war nur gut zwei Zehntelsekunden schneller. "Und unsere Longrun-Pace sah deutlich besser aus als die Pace auf den Performance-Runs", erklärt Technik Direktor Jörg Zander. In Silverstone wird Sauber vermutlich noch einmal leiden, in Ungarn soll dann ein größeres Update kommen.