Sebastian Vettel startet den Österreich GP in Spielberg von Platz zwei. Im Qualifying musste sich der Ferrari-Pilot einzig dem Mercedes von Valtteri Bottas geschlagen geben - und das um einen Wimpernschlag von gerade einmal 0,042 Sekunden. Viel wichtiger aber: Vettels größter WM-Rivale, Lewis Hamilton, startet nach P3 wegen einer Getriebestrafe nur von Rang acht ins Rennen. Die Chancen auf einen Big Point im Titelkampf stehen für den Ferrari-Piloten trotz der bärenstarken Silberpfeil-Vorstellung am Freitag also gar nicht einmal so schlecht.

Vettel muss die gute Ausgangslage nur nutzen, zu Rennbeginn vorne mit Bottas wegziehen während Hamilton bei der Aufholjagd Zeit verliert und den Briten gegen Rennende dann nur hinter sich halten - schon hat er seinen WM-Vorsprung ausgebaut. Theoretisch zumindest. Vettel jedoch lässt sich auf taktische Überlegungen, nur vor Hamilton über die Ziellinie zu fahren jedoch kein Stück ein. Einfach hinter Bottas als Zweiter abschließen? Nicht mit Vettel. Um was sonst als den Sieg solle es gehen, kontert Vettel entsprechende Nachfragen.

Einen zu großen Unterschied machen eben die sieben Punkte mehr für einen Sieg aus, noch dazu der Geschmack des Sieges an sich. "Nein, das war noch nie mein Ziel oder meine Einstellung", winkt Vettel ab. "Wir fahren alles was geht und schauen dann was rauskommt", stellt Vettel klar. Und das könne durchaus mehr sein als 'nur' P2. "Ich glaube, der Sieg ist morgen machbar. Es wird schwer gegen den Valtteri, aber es können viele Dinge passieren, bevor wir über die Ziellinie fahren", sagt Vettel.

Vettel optimistisch: Deshalb klappt der Spielberg-Sieg für Ferrari

Allen voran die eigene Pace, die Entwicklung derselben über das Wochenende hinweg und Ferraris Rennstärke sind es, die Vettel so optimistisch auf den Rennsonntag blicken lassen. "Wir haben ein gutes Auto und ein gutes Paket. Das Auto ist schnell. Wir konnten uns heute nochmal steigern, nochmal eine Schippe draufpacken. Das sollte uns auch morgen helfen. Schauen wir, ob es genug ist. Das Ziel ist, zu gewinnen", sagt Vettel.

Als größten Gegner macht der Ferrari-Pilot dabei eindeutig Polesitter Valtteri Bottas aus. Auf Hamilton schaue er gar nicht erst, er könne sowieso nicht vorhersehen, ob oder wann der Brite in seinem Rückspiegel auftauchen werde. "Wir schauen nach vorne und ich denke, der Valtteri wird eine harte Nuss. Er ist schon das ganze Wochenende sehr schnell und die Longruns sahen bei ihnen gestern gut aus. Es wird kein Zuckerschlecken", warnt Vettel vor dem Finnen.

Dem unterlag er bereits im Qualifying nur um eine Winzigkeit. Im Rennen sollte Ferrari Vettel zufolge dann noch stärker auftrumpfen können. "Im Qualifying können wir noch nicht ganz so sehr aufdrehen wie Mercedes. Trotzdem so nah dran zu sein macht uns zuversichtlich, denn normalerweise gewinnen wir Sonntag gegenüber Samstag verglichen mit ihnen etwas", erklärt Vettel.

Vettel vs. Hamilton: So lief das Wiedersehen in Österreich (04:10 Min.)

Vettel: Warum der 7. Gang die Pole kostete

Zumal bereits in der Qualifikation mehr drin gewesen sei. Die Pole-Runde Bottas' hätte er schlagen können, sagt Vettel. Wäre da nur nicht die gelbe Flagge gewesen. "Das ist jetzt zwar leicht zu sagen, aber das habe ich in dem Moment gedacht. Ich dachte, dass ich noch schneller konnte", sagt Vettel. Zumal der erste Run stets mehr auf Sicherheit gehe, im zweiten versuche er dann immer Besonderes zu bewirken.

"Aber du weißt auch nie, wie schnell der andere noch hätte fahren können", relativiert Vettel. "Ich dachte aber auf jeden Fall, dass die Chance da war. Aber wir sind ja noch immer in der ersten Reihe und es ist eine Strecke auf der du überholen kannst", ergänzt er. Dafür müsse Ferrari aber erst einmal sicherstellen, auch schneller zu sein. Darauf liege nun der Fokus, erst dann auf den Gelegenheiten.

Doch wäre die Pole Position selbst mit gelber Flagge noch drin gewesen? In seinem ersten Run erwischte Vettel die letzte Kurve nicht ideal. Bei nicht einmal fünf Hundertsteln Rückstand vielleicht entscheidend. "Da habe ich vielleicht ein bisschen Schwung für die Gerade liegen gelassen", gesteht Vettel. "Der Rest war wie aus einem Guss. In die letzte Ecke rein war ich vielleicht ein bisschen stürmisch und ein bisschen spät auf dem Gas", berichtet er.

Doch spielte nicht nur Übermut eine Rolle. Vettel hatte eine Kurve zuvor etwas Neues versucht, den siebten Gang ausprobiert. "Der Grip war so gut, da dachte ich, ich knall den Siebten rein", schildert Vettel. "Aber dann musste ich zwei Gänge runter und der Fünfte wollte dann nicht richtig rein für die letzte Ecke." Groß sei der Ärger allerdings nicht, versichert Vettel. "Da kann man sich jetzt drüber streiten. Klar hätte ich gerne nochmal angegriffen, aber das war dann leider nicht möglich", sagt Vettel.

Vettel: Kein Ärger, hatte selbst schon oft genug Glück

Ohnehin könne es nicht immer klappen, wenn es so eng zugehe wie aktuell. "Glückwunsch auf jeden Fall an Valtteri, es war ja schon ein paar Mal so eng zwischen uns. Ich glaube, da hatte ich schon ein paar Mal ein bisschen mehr Glück, besonders gegen Valtteri, mit engen Abständen Deshalb denke ich, dass die Story mit uns beiden weitergeht", sagt Vettel.