'Komm zurück in die Formel 1, Robert', skandierten zahlreiche Fans am vergangenen Wochenende beim berühmten Goodwood Festival of Speed in England. Dort sahen sie, wie Robert Kubica zum ersten Mal seit mehr als sechs Jahren wieder ein Formel-1-Auto in der Öffentlichkeit pilotierte. Der Pole war im Lotus-Renault E20 unterwegs, den er einige Wochen zuvor in Valencia erfolgreich getestet hatte.

Renault mühte sich in der Folge zwar, die Euphorie über ein mögliches Comeback in der F1 niedrig zu halten - Kubica selbst hat da offenbar andere Vorstellungen. Am Rande des Goodwood-Festivals machte der 32-Jährige einmal mehr deutlich, dass er auf eine Rückkehr hinarbeitet. Es wird zudem gemunkelt, dass der Valencia-Test nicht sein letzter für Renault gewesen sein soll...

Rückkehr-Chance 80 bis 90 Prozent

Die Physis war stets das große Fragezeichen bei Kubica, der sich Anfang 2011 bei einem Rallye-Unfall schwere Verletzungen am Arm zugezogen hatte. Jetzt klingt es, als ob das überhaupt kein Problem mehr darstelle auf dem Weg zurück in die Königsklasse. Seine Chancen darauf, wieder Formel 1 zu fahren, bezifferte Kubica sogar bei 80 bis 90 Prozent. "Ich bleibe da realistisch und mit den Füßen auf dem Boden", sagte er im Interview mit Auto Express.

Und weiter: "Wenn ich einen Anruf bekomme, muss ich nicht darüber nachdenken oder sagen, 'Hmm, vielleicht schaffe ich es nicht'. Ich werde sagen, 'Ja, ich bin bereit. Gehen wir es an'. Ein Rennen in nächster Zeit käme dennoch zu früh, da machte sich Kubica keine Illusionen. "Auf jeden Fall", bestätigte er. "Ich kann nicht direkt einfach F1-Rennen fahren. Das werde ich nicht machen, das wäre verrückt. Wenn mich jemand fragen würde, ob ich nächste Woche ein Rennen fahre, würde ich absagen."

Keine kurzfristige Rückkehr

Das allerdings nicht, weil er sich körperlich nicht fit fühlt. Sondern, weil Kubica nichts überstürzen möchte nach seiner langen F1-Zwangspause. "Es wäre natürlich schwierig, so etwas abzusagen", führte er aus. "Aber nach dem Unfall habe ich viel an meinem mentalen Komfort, meiner mentalen Zone gearbeitet. Das waren für mich die glücklichsten Monate in den letzten sechs Jahren. Das möchte ich so lange wie möglich aufrechterhalten. Zu früh reinzuspringen bringt ein hohes Risiko mit sich, dass etwas schief geht."

Wie sehen also die konkreten Pläne von Kubica aus, der der Formel 1 nie den Rücken gekehrt und ein Comeback ausgeschlossen hat? Weitere Testeinsätze scheinen in naher Zukunft sein Ziel zu sein, nachdem der Einsatz in Valencia überraschend positiv verlaufen war. "Mein erstes Ziel war, zu schauen, ob ich dazu in der Lage bin", erklärte Kubica. "Das ist mehr oder weniger erledigt. Jetzt geht es realistisch betrachtet darum, langsam und Schritt für Schritt das Level anzuheben."

To-or-Die-Test in Valencia

Für die meisten Beobachter war der Valencia-Einsatz ein netter PR-Gag seitens Renault. Für Kubica bedeutete er so viel mehr, wie er nun erstmals preisgab: "Die meisten Fragezeichen, die ich hatte, sind weg. Ich fühle mich sehr wohl damit. Es war ein großes Aufatmen für mich, denn dieser Test war ein Fall von: Ja, ich kann es noch, oder: Nein, ich muss die Tür zur F1 für immer schließen. Ich habe immer gesagt, dass es schwierig wird. Aber tatsächlich hat Valencia gezeigt, dass es nicht so schwierig ist wie ich dachte."

Mit 32 Jahren gehört Kubica zumindest in der Formel 1 nicht mehr zu den Jüngsten. Ob er auf dem Fahrermarkt 2018 wirklich eine Rolle spielt? Dazu gehören mehrere Faktoren, nicht nur seine Physis. Dabei machte er klar, dass eine Rückkehr nur geschieht, wenn das Komplettpaket passt: "Das mag komisch klingen, aber ich bin kein 18-jähriger Rookie, der zu jedem Preis in die F1 will. Ich möchte in der F1 sein, wenn ich zu 100 Prozent in der Lage bin, den Job zu erledigen."

Und weiter: "Das ist das Ziel, das ich gern erreichen würde. Ein paar Schritte sind es noch für und ich werde sehen, wie ich darauf reagiere. Aber wenn du innerhalb eines Tages 80 Prozent der Selbstzweifel beseitigen kannst, gibt dir das ein fantastisches Gefühl. Und genau das ist in Valencia passiert."