Irgendwie scheint die Bild-Zeitung Sir Frank Williams und Nick Heidfeld zu einem Doppel-Interview bewogen zu haben. Ein äußerst seltsames, aber dafür umso unterhaltsameres und auch recht viel sagendes Gespräch. Man könnte auch sagen: Ein Abbild der momentanen Lage. Ein Zeugnis einer zerrütteten Motoren-Ehe. Ein ziemlich aggressiver aber auch nicht unsympathischer Frank Williams. Und ein äußerst bedachter Nick Heidfeld.

Im Beisein von Nick Heidfeld fragt man Frank Williams, ob "Quick Nick" Siege erzielen und Weltmeister werden könne. Williams bejaht diese Fragen. Doch das genügt nicht - man möchte wissen, ob Heidfeld 2006 bei Williams fahren wird. Weil sich Williams windet, heißt es: "Mal Klartext: Wollen Sie Heidfeld durch Button ersetzen?" Williams verweist auf die Option auf Button, auf dessen Klausel bei British American Racing. Aber: "Nicks Vorteil ist, dass er bezahlbar ist." Was müsse also Heidfeld tun, um bei Williams bleiben zu können? Williams sagt: "Es ist wie mit einer Frau, die weiß auch genau, was sie tun muss, damit es etwas länger dauert..."

Jetzt fragt man Heidfeld: "Verstehen Sie das?" Nick antwortet: "Für mich gibt es nur eine Lösung: Schnell fahren, im Optimalfall gewinnen. Dann ergibt sich alles andere von selbst." Und: "Ich würde gerne bei BMW bleiben."

Stichwort BMW - Frank Williams sagt wenig später: "Wir sind nie mit unseren Motoren zufrieden." Und löst Verwunderung aus. Williams hakt nach: "Ja, unser Partner ist ja auch nie mit unseren Autos zufrieden." Ob der BMW-V10 der stärkste Motor sei? Williams sagt: "Wenn ich auf die Geschwindigkeits-Tabelle schaue vielleicht nicht." Heidfeld spielt den Vermittler: "Ich denke, dass niemand in der Formel 1 wirklich weiß, welcher Motor am stärksten ist."

Doch man will das Thema nicht verlassen. Ob Williams 2006 mit BMW-Motoren fahren werde, fragt man Williams. Er sagt, er würde davon ausgehen. Man konfrontiert Williams mit den Sauber-Kaufgerüchten - BMW wolle Sauber kaufen und Williams verlassen - Williams fragt erstaunt: "Ach ja?" Der britische Sir gibt daraufhin zu, dass dies "enttäuschende Nachrichten" seien. Und so erklärt der Rennstallbesitzer wenig später, dass es im Verhältnis mit BMW keine Harmonie geben würde: "Unsere früheren Teams mit Honda oder Renault waren wesentlich kooperativer und erfolgreicher. Da gab es nicht diese ständigen Schuldzuweisungen."

Das Gespräch wird immer aggressiver. Man stellt Williams Fragen wie: "Warum sind ihre Autos seit fünf Jahren zu Saisonbeginn nie siegfähig?", "Wie kann das passieren?" oder "Was lernen Sie daraus?". Ein erboster Frank Williams antwortet: "Wieso? Nun, wir fragen ja auch nicht ständig, warum allein in der Saison 2000 150 BMW-Motoren kaputt gegangen sind. Fakt ist doch: Hinter Ferrari sahen zuletzt alle ziemlich dämlich aus. Aber wir waren in allen Statistiken das zweitbeste Team!"

Dann verspricht Williams, dass man im kommenden Jahr früher bereit sein werde, denn man habe vor acht Wochen mit dem Bau des FW28 begonnen. Irgendwie rührend ist jener Moment, in dem man Nick Heidfeld vor seinem Boss fragt, ob er der beste Chef seiner Karriere sei. Williams: "Bringen Sie Nick nicht in Verlegenheit!" Ob er bejaht hat? Dreimal darf geraten werden - für Nick ist Williams nicht mehr und nicht weniger als die Chance seines Lebens.