Der Sonntag der unterhaltsamen Formel 1-Interviews? Nach hundert Jahren Presseaussendungswüste? Womit haben wir das eigentlich verdient? Wir wissen es nicht - wir wissen nur, dass heute nicht nur David Coulthard einen ehrlichen und sympathischen Essay geschrieben, Nick Heidfeld und Frank Williams sich einem schrägen Zeitungs-Doppelinterview gestellt haben, sondern dass auch Slavica Ecclestone in einem Interview mit der Welt am Sonntag einen amüsanten Einblick auf das Ehe-Leben mit dem "Zirkusdirektor" der Königsklasse gegeben hat.

Der Autor hatte bereits als Zehnjähriger das Vergnügen, auf dem Österreichring einen die Mistkübel streng überprüfenden Bernie Ecclestone zu sehen. So wundert es nicht, dass Herr Ecclestone zuhause, wenn die Putzfrau ihren Job erledigt hat, "all unsere Möbel und Bilderrahmen wieder gerade richtet", wie seine Frau Slavica in dem Interview verrät.

Slavica Ecclestone und ihr ganz normaler Mann., Foto: Sutton
Slavica Ecclestone und ihr ganz normaler Mann., Foto: Sutton

Das eine sei ein Tick, das Andere - das Abdunkeln der Motorhome-Fenster - ein "kleines Augenproblem". Wer jedoch für den markanten Haarschnitt von Herrn Ecclestone verantwortlich ist, werden wir wohl nie erfahren: "Mit dem Topfschnitt habe ich ihn schon kennengelernt, in Monza. Ich war 24, ein schüchternes Model. Er sah mich und lud mich zum Essen ein. Ich weiß noch, ich verstand kein Wort Englisch. Zwei Jahre später haben wir geheiratet."

Die Ehe der Ecclestones würde "kleinen Männern Mut machen", findet die Interviewerin mit dem luftigen Namen Dagmar von Taube. Frau Ecclestone sagt dazu: "Ich bin 1,87 Meter mit Absätzen; mein Mann ist circa 1,58 Meter. Aber auch umgekehrt wäre ich für ihn die Größte auf der Welt. Er respektiert mich sehr."

Macht ist sexy, sagen angeblich viele Frauen. Was sagt die Frau des allmächtigen Formel 1-Drahtziehers zu dieser Theorie? Die Raucherin antwortet mit einem Lachen: "Mein Mann ist mein Mann, der Kopf der Familie. Und ich bin der Hals, der ihn dreht."

Dieser Kopf ist allerdings, wie viele wichtige Köpfe, selten zuhause. Und so könne es bei den Ecclestones schon einmal passieren, dass der Vater das Examen seiner Tochter nicht registriert: "'Warum geht Tamara morgen nicht in die Schule?', fragte er mich am Abend zuvor. 'No, Bernie', habe ich gesagt, 'deine Tochter wird nie wieder in die Schule gehen'." Die Frau Ecclestone klärt auf: "Was habe ich denn von meinem Mann? Er kommt gegen acht nach Hause. Dann isst er. Dann schaut er fern. Dann geht er schlafen. Er kann nicht zwei Minuten gemütlich auf dem Sofa sitzen, selbst in den Ferien nicht. Mal so ein Glas Wein trinken - vergiss es. Außer seinen Job interessiert ihn nichts. Er hat auch kein Hobby. Abendessen, ausgehen - all das ist ihm ein Gräuel. Mein Mann spricht nicht gern. Die meisten Menschen langweilen ihn. Er hört nicht mal richtig zu. Es ist einfach nicht seine Welt."

Aber dennoch liebt Slavica ihren Mann über alles, versichert sie: "Genau darum ist er ja auch so erfolgreich: Weil er mich hat, die ihm komplett den Rücken freihält." Und: Am Ende würden die Männer ja doch "nur die Mutter in der Frau suchen." Und: "Ich sag immer: Trau keinem Mann! Ich bin da für meinen Bernie, ich unterstütze ihn, reise mit ihm. Ich bin sozusagen sein Co-Pilot. Aber am glücklichsten bin ich bei meinen Kindern. Zu Hause."

Und die Firma SLEC, die so viele Millionen abschöpft? Da wäre doch ihr Name integriert - Slavica Ecclestone. Und außerdem würde Bernie immer sagen: "Es gehört alles meiner Frau..." Da sagt Frau Ecclestone nur lapidar: "Quatsch. Typisch mein Mann. Mir gehört nichts."

Und weil angeblich alle Männer gleich sein sollen, gibt Frau Ecclestone noch einen Tipp für künftige Multimillionäre: "Um es in seinen Worten zu sagen: Erst musst du auf die Beine kommen, dann wirst du reich und danach ehrlich." Nachsatz: "Sein Problem ist, dass er noch immer versucht, reich zu werden."