Lewis Hamilton erzählt in dieser Saison gerne Geschichten vom wilden Biest, das er zähmen muss. Der Mercedes, so Hamilton, sei extrem schwierig zu fahren, er hätte mit seinem Boliden viel mehr zu kämpfen als Titelkonkurrent Sebastian Vettel mit seiner rotten Göttin. Mercedes Motorsportchef Toto Wolff nannte den F1 W08 nach dem durchwachsenen Wochenende in Monaco sogar eine Diva.

"Dabei müsste doch der Ferrari eine italienische Diva sein", scherzte Wolff. Doch Vettels Gina scheint das Gegenteil zu sein. Unter allen Bedingungen schnell, gutmütig, einfach abzustimmen. "Das ist nicht fair", wehrt sich Vettel nun gegen diese Beobachtungen von außen. "Wir stecken viel Arbeit in das Setup."

"Wir hatten das Setup beispielsweise am Freitag in Barcelona falsch, auf einer Strecke, auf der man eigentlich nicht mehr viel am Setup arbeiten muss. Aber wir haben uns zurück gearbeitet", so der WM-Führende.

Einen kleinen Seitenhieb in Richtung Hamilton kann sich Vettel nicht verkneifen. "Ich weiß nicht, was mit den anderen Autos ist, aber ich habe gehört, dass andere Autos wirklich, wirklich schwierig zu fahren sind", sagte der Ferrari-Pilot mit einem leicht ironischen Unterton und fügte an: "Es ist nie einfach, schnell zu fahren und das Beste aus dem Auto herauszuholen."

Vettel: Motzen hilft nicht

Der Unterschied zum Mercedes? Womöglich nur die äußere Darstellung. "Es gibt immer etwas, das man gerne anders hätte. Es ist nie einfach, das perfekte Setup zu finden. Du hast so viel Auswahl! Wenn es nur zwei Stabilisatoren wären... Wenn das Auto falsch eingestellt ist, bleiben wir ruhig. Was bringt es, wenn ich es euch sage? Ich muss damit klarkommen, man hat keine Wahl. Wenn du da draußen bist und fühlst, dass es schlecht ist, musst du fahren."

Gibt Vettel schon erste Seitenhiebe im WM-Kampf Richtung Hamilton?, Foto: Sutton
Gibt Vettel schon erste Seitenhiebe im WM-Kampf Richtung Hamilton?, Foto: Sutton

Nach dem durchwachsenen Jahr 2016, in dem Vettel alles andere als locker wirkte, scheint er seinen berüchtigten Humor wieder gefunden zu haben: "Man kann jede Rennfahrer-Ausrede nutzen. Gibt es eigentlich schon ein Buch über Rennfahrer-Ausreden? Vielleicht kann ich nach meiner Karriere einen Bestseller darüber schreiben."

Kimi Räikkönen stimmt seinem Teamkollegen zu - wenn auch mit etwas weniger humorvollen Antworten. "Unser Auto ist nicht einfach. Ich bin noch nie ein Auto gefahren, das einfach abzustimmen war, wenn du alles rausholen wolltest. Es wird immer schwierig. Es sind so kleine Sachen, es geht nicht nur um das Setup. Es geht darum, wie man die Reifen zum Arbeiten bekommt. Die Leute sagen manchmal, es sei einfach, aber man kann es immer falsch hinbekommen und dann ist man im nirgendwo."

Mit Montreal wartet nun nach Monaco eine ganz andere Strecke. Mercedes' Probleme, die Reifen nicht ins richtige Arbeitsfenster zu bekommen, sollten nicht so gravierend wie in Monaco ausfallen - auch wenn die von Lewis Hamilton wenig geliebten Ultrasoft-Reifen zum Einsatz kommen. Die Favoritenrollen haben Vettel und Hamilton sich einmal mehr gegenseitig zugesprochen - auch wenn es für Vettel inzwischen schwer wird, Argumente gegen die eigene Favoritenrolle zu finden.

Zumindest bei den Fahrern dürfte Hamilton in der Favoritenrolle sein. Der Brite holte 2007 seinen ersten Grand-Prix-Sieg auf der Ile Notre-Dame und konnte insgesamt schon fünf Siege an gleicher Stelle feiern. Vettel hingegen steht bei lediglich einem Sieg. "Rückblickend hätte ich hier schon mehr Rennen gewinnen müssen", gesteht Vettel. Aber auch hier hat Vettel seinen Humor zurückgefunden: "Die Mauern stehen hier sehr nahe an der Strecke, aber den Teil habe ich schon hinter mir. Das muss ich dieses Jahr nicht wiederholen."