Der Monaco GP ist alljährlich ein besonderes Highlight im Kalender der Formel 1. Für einen Mann ist die Ausgabe 2017 aber nochmals eine Spur spezieller: Jenson Button. Der Brite, der in der aktuellen Saison kein Stammcockpit mehr bekommen hat, ersetzt bei McLaren Fernando Alonso, der zeitgleich bei den Indy 500 an den Start geht. Als Teil der 'innovativen Drei-Fahrer-Strategie' des britischen Rennstalls fungiert Button als Ersatzmann für Alonso und Teamkollege Stoffel Vandoorne und war dadurch ohnehin die logische Wahl.

Button galt und gilt weiterhin als einer der sympathischsten Fahrer überhaupt. Der Weltmeister von 2009 hatte trotz der sportlichen Misere der letzten Jahre stets ein Lächeln auf den Lippen und einen flotten Spruch in der Tasche. Dennoch war seine aktive Karriere mit Ende der Saison 2016 erst einmal vorbei. Stoffel Vandoorne bekam nach einem Übergangsjahr in Japan sein lang ersehntes Cockpit in der Königsklasse.

Jenson Button kehrt zurück ins Formel-1-Paddock, Foto: Sutton
Jenson Button kehrt zurück ins Formel-1-Paddock, Foto: Sutton

Keine Siegchance in der Wahlheimat

Sportlich verpasste Button in den ersten Rennen dieser Saison aber keinen Aufschwung. Vielmehr sind die Probleme bei Motorenlieferant Honda im Vergleich zur vergangenen Saison wieder größer geworden. Entsprechend wäre ein starkes Ergebnis in seiner Wahlheimat für Button eine Überraschung. Immerhin ein paar Punkte malte er sich bei der offiziellen Verkündung aus.

"Ich weiß, dass wir keine realistische Chance haben werden, meinen Sieg von 2009 zu wiederholen, aber ich glaube, wir haben eine Chance, Punkte für die Weltmeisterschaft zu holen, die für das Team bei der Konstrukteurswertung sehr wichtig sein können", sagte er. Doch nach fünf Rennen steht McLaren weiterhin bei null Zählern, inzwischen als einziges Team. Mit Button aber hat sich das Team einen Alonso-Ersatz gesichert, der Punkte in Monaco beinahe schon garantiert.

In den vergangenen vier Jahren kam der inzwischen 37-Jährige beim Monaco GP immer in die Punkte. Kein Wunder, wohnt Button doch bereits einige Jahre in Monaco und kennt den Kurs daher wie seine Westentasche. "Es ist ein kniffliger Straßenkurs, auf dem ein guter Fahrer einen echten Unterschied ausmachen kann", weiß er um die Besonderheiten der Strecke. Und für McLaren extrem wichtig: Der Motor spielt nur eine Nebenrolle.

Zahlen und Fakten: Buttons Statistik beim Monaco GP

RennstartsSiegePolesPodienSchn. RundenPunkteresultatePunkte
151130755

Dennoch bleiben hinter Buttons Einsatz einige Fragezeichen. Die Formel 1 erlebte in der Winterpause eine Renaissance, die Autos sind mit jenen der letzten Jahre kaum noch zu vergleichen. Zwar gehört Button zu jenen Fahrern, die bereits die Aerodynamik-Monster der Jahre 2007 und 2008 erlebten. Dennoch fehlt ihm in den neuen Autos jegliche Erfahrung. Die Möglichkeit, an den Testfahrten im Nachgang des Bahrain GP teilzunehmen, ließen er und McLaren bewusst verstreichen. Zu unterschiedlich seien die Bedingungen und Strecken.

Die Testfahrten in Bahrain fuhr Oliver Túrvey statt Jenson Button, Foto: Sutton
Die Testfahrten in Bahrain fuhr Oliver Túrvey statt Jenson Button, Foto: Sutton

Vorbereitung: Simulator statt Strecke

Stattdessen beschränkte sich Buttons Vorbereitung auf den Einsatz im Simulator. "Mit dem Simulator haben wir ein ziemlich gutes Werkzeug, mit dem er sich auf Monaco vorbereiten kann", meinte Oliver Turvey, Entwicklungs- und Simulatorfahrer in Woking. Er bestritt die Testfahrten in der Wüste, um die Genauigkeit des Simulators abgleichen zu können.

Arrivierte Fahrer wie Felipe Massa können aber nur mit dem Kopf schütteln. "Das Auto ist doch völlig anders. Wenn es dasselbe wäre wie vergangenes Jahr, wäre es vollkommen okay. Aber es ist komplett anders", stellte der Brasilianer klar. Die Chance des Testtages hätte sich Button nicht entgehen lassen sollen. "Dann kannst du 100 Runden fahren und auch die Reifen verstehen. Das kannst du im Simulator so gut wie nicht - habe ich jedenfalls noch nicht erlebt, dass das geht", übte er Kritik an Buttons Vorgehen.

Für Massas Argument spricht, dass auch nach fünf Rennen die Teams in gewissen Aspekten immer noch rätseln, wie genau die Reifen funktionieren. Button galt stets als Reifenflüsterer, der besonders schonend zu den Gummis war. Mit der neuen Generation der Pneus, die härter sind und damit schwieriger auf Temperatur kommen, könnte sich diese Eigenschaft jedoch als Bumerang erweisen.

Deutlich entspannter sieht Eric Boullier die Thematik. "Ich garantiere Ihnen, dass er nach zehn Runden im Training wieder völlig okay sein wird", glaubt der Franzose an eine schnelle Eingewöhnung seines Fahrers. "Er ist dieses Abtriebsniveau noch von früher gewohnt. Dazu hat er sein letztes Rennen erst Ende November des vergangenen Jahres absolviert, er hat bis zum Monaco GP also nur eine Handvoll Rennen verpasst", rechnet er vor. Keine Diskussionen dürften um die Fitness Buttons aufkommen. Auch nach seinem 'Karriereende' blieb er seiner heimlichen Liebe, dem Triathlon, treu und ist daher in Topform.

In Abu Dhabi bestritt Jenson Button sein bislang letztes Rennen, Foto: Sutton
In Abu Dhabi bestritt Jenson Button sein bislang letztes Rennen, Foto: Sutton

Vollzeit-Comeback 2018?

Bliebe noch die Frage: Könnte es 2018 zu einem dauerhaften Comeback in der Formel 1 kommen? Bereits in diesem Jahr hätte er bei anderen Teams weitermachen können, wie Button erklärt. "Ich hatte so viele Optionen, das ist schon fast lächerlich", sagte er der "Daily Mail". Zudem sei sein Vertrag so gestaltet, dass er 2018 durchaus ohne Probleme für McLaren fahren könnte.

Doch das schließt der Weltmeister von 2009 aus. Monaco soll eine Ausnahme bleiben. "Abu Dhabi war das Ende meiner Formel-1-Karriere. Es war ein sehr besonderes, emotionales Wochenende. Monaco ist etwas komplett Anderes. Es ist eine einmalige Sache und ich genieße das", stellte Button gegenüber "Sky Sports F1" klar.