1. S wie Startaufstellung

Die Ausgangslage für das fünfte Rennen der Saison 2017 könnte spannender kaum sein. Nachdem es zunächst so aussah, als ob Mercedes die Nase vor Ferrari hätte, konterten die Roten im entscheidenden Q3 und mischten sich zwischen die Silberpfeile. Hamilton holte letztendlich zwar die 64. Polte Position seiner Karriere, doch mit nur einer halben Zehntelsekunde Rückstand hätte Vettel dem Briten fast ein Schnippchen geschlagen. Hinter den beiden Favoriten bilden Bottas und Räikkönen die nächste silber-rote Startreihe. Als bester Red Bull qualifizierte sich Max Verstappen mit nur einer halben Sekunde auf die Pole auf Platz fünf. Seinem Teamkollegen Daniel Ricciardo, der neben ihm aus der dritten Reihe ins Rennen gehen wird, nahm er dabei seinerseits ebenfalls fünf Zehntel ab.

Auf Platz sieben folgt mit Fernando Alonso die wohl größte Überraschung des Samstags. Der Lokalmatador hatte ausnahmsweise nicht nur ein Honda-Aggregat im Heck, das ihm über eine ganze Session hinweg die Treue hielt, sondern fand auch die nötige Pace um McLaren zumindest für den Moment als vierte Kraft ins Spiel zu bringen. Hinter ihm komplettierten Perez, Massa und Ocon die Top-10. Enttäuschend verlief das Qualifying für Nico Hülkenberg, der im Renault nur 13. wurde. Pascal Wehrlein wiederum konnte mit Rang 15 im Sauber einen kleinen Erfolg feiern. Das Ende des Grids bilden Palmer, Stroll, Vandoorne und Kvyat, die sich in Barcelona bisher nicht von ihrer besten Seite zeigten.

2. S wie Start

2016 lieferten sich Lewis Hamilton und Nico Rosberg ein enges Duell in die erste Kurve, Foto: Sutton
2016 lieferten sich Lewis Hamilton und Nico Rosberg ein enges Duell in die erste Kurve, Foto: Sutton

Der Polesitter muss in Barcelona bis zur ersten Kurve ganze 726 Meter zurücklegen, auf denen es darum geht, die Spitzenposition zu verteidigen. Vergangenes Jahr jagte Nico Rosberg seinem Teamkollegen Lewis Hamilton die Führung ab, was wenig später in Kurve 4 zur Kollision zwischen den beiden führte, als Hamilton sich die Position zurückholen wollte. Vettel hat am Sonntag also durchaus eine Chance, den Gegner beim Sprint auf die erste Kurve hinter sich zu lassen. Gleichzeitig muss der Ferrari-Pilot aber auch auf den hinter ihm stehenden Bottas aufpassen, der ihn vor zwei Wochen in Russland beim Start überrumpelte: "Ich brauche einen perfekten Start, sonst laufe ich Gefahr, Rang zwei gleich zu verlieren", weiß Vettel.

Von der vermeintlich dreckigeren Seite der Startaufstellung erwartet er sich andererseits aber auch keine Nachteile: "Hier fahren etliche Serien im Rahmenprogramm, ich finde daher nicht, dass meine Seite ein großer Nachteil ist." Der Fahrer der sich am Start wohl am meisten ins Zeug legen wird, ist Fernando Alonso. Der Spanier weiß genau, welch großartige Möglichkeit die wenig überholfreundliche Rennstrecke in Barcelona ihm bietet. "Im Moment denke ich nur an den Start und wie ich an den beiden Red Bull vorbeikomme. Ich will in den ersten paar Runden in die Top-5 kommen. Und wer weiß, vielleicht passiert wie letztes Jahr etwas. Die Mercedes sind wieder eng beieinander", lautet der wohl nicht ganz ernst gemeinte Plan des Spaniers.

3. S wie Strategie

Ferraris Vorschau auf den Spanien GP in Barcelona (01:28 Min.)

Die Strategie für den Großen Preis von Spanien lässt angesichts der von Pirelli vorgegebenen Reifenmischungen nicht allzu viel Spielraum. Der harte Reifen wurde von den meisten Teams und Fahrern schon vor dem Rennwochenende für unbrauchbar erklärt und auch die Medium-Mischung wird wohl nur für den Pflicht-Stint eingesetzt werden. Pirelli rechnet damit, dass auf dem Soft-Reifen Stints von etwa 20 Runden möglich sind. Laut den Italienern ist demnach eine Dreistopp-Strategie mit drei Stints á 20 Runden auf Soft und einem Stint von nur sechs Runden auf Medium die schnellste Variante.

Als zweitschnellste Taktik wurde ein Zweistopp-Strategie mit zwei Stints á 25 Runden auf Soft und einem Stint á 16 Runden auf Medium errechnet. Während die Piloten an der Spitze und im Kampf um die Punkte allesamt auf dem Soft-Reifen ins Rennen gehen den sie im Q2 benutzt haben, rechnet der Reifenhersteller bei einigen Piloten aus dem hinteren Feld mit einem Strategie-Poker: "Sie könnten auf dem Medium starten und auf ein Safety Car hoffen. Dann könnten sie den Reifen gleich wechseln und bis zum Ende auf Soft weiterfahren", so Pirelli-Manager Mario Isola.

4. S - wie Sonntagswetter

Wie so oft erwarten die Piloten am Renntag in Barcelona beste Bedingungen. Nachdem es am Donnerstag vor dem Start ins Rennwochenende noch geregnet hatte, blieb es am Freitag und am Samstag trocken und sonnig. Auch für den Sonntag sagt der Wetterdienst angenehme 20 Grad Celsius hervor, was den Temperaturen der bisherigen Tage entspricht. Böse Überraschungen in Sachen Reifenmanagement sind demnach nicht zu erwarten. Einzig der Wind könnte sich als Risikofaktor entpuppen. Vor allem am Freitag hatten die Piloten alle Hände voll damit zu tun, ihre Boliden bei den starken Böen auf Kurs zu halten. Für Sonntag sind mit Windgeschwindigkeiten von etwa 10 km/h jedoch moderate Werte vorhergesagt.

5. S - wie Strecke

Wissenswertes über den Spanien GP in Barcelona (01:06 Min.)

Der Circuit de Barcelona-Catalunya gilt bei den Teams als nahezu perfektes Labor für die Fahrzeugentwicklung. Auf den 4,655 Kilometern sind sowohl mechanischer als auch aerodynamischer Grip gefragt und mit der über einen Kilometer langen Start- und Zielgeraden werden auch die Power Units auf die Probe gestellt. Was das Überholen angeht macht der Kurs es den Piloten aber dafür umso schwieriger. Ohne einen gewaltigen Pace-Überschuss kann es oft zur unlösbaren Aufgabe werden, selbst einen langsameren Gegner zu überholen. Kimi Räikkönen verfolgte Max Verstappen im vergangenen Jahr etliche Runden wie ein Schatten, kam jedoch nicht ein einziges Mal in die richtige Position für einen Angriff.

Mit den Boliden der Generation 2017, die deutlich mehr dirty air als ihre Vorgänger erzeugen, könnte sich dieses Bild noch einmal verstärken. Unabhängig davon bieten sich die besten Überholmöglichkeiten immer noch vor den Kurven 1 und 10, wo in der Anfahrt auch die beiden DRS-Zonen festgelegt sind. Die Zone vor der ersten Kurve wurde von der Rennleitung für das Rennen in diesem Jahr außerdem kurzfristig um 100 Meter verlängert, um die Chancen auf Überholmanöver zu erhöhen.

Streckendaten
Länge: 4,655 km
Runden: 66
GP-Distanz: 307,230 km
Rundenrekord: 1:21.670 (Kimi Räikkönen, 2008)
Kurven: 16
Weg bis zur ersten Kurve: 726 m
Länge Boxengasse: 330 m
Zeit in Box bei 60 km/h: 22,0 Sekunden

6. - Statistik

In den vergangenen zehn Jahren gab es beim Großen Preis von Spanien zehn unterschiedliche Sieger. Mit Fernando Alonso, Kimi Räikkönen, Felipe Massa, Sebastian Vettel, Lewis Hamilton und Max Verstappen stehen sechs davon auch 2017 im Grid. Um für den elften unterschiedlichen Sieger in Folge zu Sorgen, hat zweifelsohne Valtteri Bottas die besten Chancen. Sollte dem Finnen das Kunststück gelingen, wäre er der neunte Fahrer in der Geschichte der Formel 1, der auf seinen Premieren-Sieg gleich noch einen weiteren Triumph folgen ließ.

7. S - wie Sieganwärter

Vorjahressieger Max Verstappen wird es 2017 deutlich schwerer haben, Foto: Red Bull
Vorjahressieger Max Verstappen wird es 2017 deutlich schwerer haben, Foto: Red Bull

Wie schon bei den bisherigen Rennen in der Saison 2017 bahnt sich ein enger Schlagabtausch zwischen Mercedes und Ferrari an. Bei den Long Runs zeigte Mercedes zwar bisher die stärkere Pace, doch Ferrari konnte in den Rennen bisher so gut wie immer noch eine Schippe nachlegen. Aus der ersten Startreihe heraus sind Hamilton und Vettel klar die Favoriten, doch auch Bottas und Räikkönen sollte man auf der Rechnung haben. Vor allem Räikkönen ist in Barcelona traditionell stark. Bottas hingegen ist zwar noch ein unbeschriebenes Blatt, doch mit einem guten Start wie in Russland könnte auch er sich schnell wieder ganz vorne ins Spiel bringen.

Weniger Chancen als noch 2016 dürfte Vorjahres-Sieger Red Bull haben. Vergangenes Jahr sorgte die Kollision zwischen den Silberpfeil-Piloten dafür, dass der Weg zu Spitze frei wurde. Ferrari zählte damals jedoch noch mit Red Bull zu den Verfolgern von Mercedes und nicht zu den Favoriten. Um das Kunststück aus der letzten Saison zu wiederholen, müssten Verstappen und Ricciardo von der Konkurrenz schon doppelt beschenkt werden. "Wenn sich vier Autos abschießen, dann ja", so Verstappens realistische Einschätzung der eigenen Siegchancen.

Und wie tippt die Motorsport-Magazin.com-Redaktion? Das sind unsere (nicht immer ganz ernst gemeinten) Tipps für den Spanien Grand Prix:

Manuel Schulz: Auf die Top-3 Plätze tippen kann jeder. Da klar ist, dass Vettel vor Hamilton und Bottas ins Ziel kommt, tippe ich, wer am meisten Rückstand auf seinen Teamkollegen haben wird. Trotz eines soliden Rennens, bei dem er sich wohl fühlte, kommt Jolyon Palmer 45 Sekunden hinter Nico Hülkenberg an. Lance Stroll verliert immerhin noch 37 Sekunden auf Felipe Massa und Kevin Magnussen liegt am Ende nur 22 Sekunden hinter Romain Grosjean, weil dieser Probleme mit dem ERS hat.

Manuels Top-3-Tipp: 1. Palmer (45 Sek.) 2. Stroll (37 Sek.) 3. Magnussen (22 Sek.)

Florian Becker: Damit hat keiner gerechnet: Max Verstappen wiederholt seinen Triumph aus dem Vorjahr. Wie er das macht? Ganz einfach, Bottas und Vettel eliminieren sich in der ersten Runde gegenseitig und im weiteren Rennverlauf nutzt Red Bull eine durch Kvyat und Palmer verursachte Safety-Car-Phase für einen strategischen Schachzug, der die Nummer 33 an die Spitze bringt. Da in Barcelona nicht überholt werden kann, schaut sich Kimi den fliegenden Holländer nochmal 20 Runden von hinten an und wird Zweiter. Hamilton wird nach einer Durchfahrtsstrafe Dritter.

Florians Top-3-Tipp: 1. Verstappen 2. Räikkönen 3. Hamilton

Chris Lugert: Riesen-Chaos am Start! Sebastian Vettel und Lewis Hamilton kollidieren in Kurve vier (War da nicht mal was?), dahinter düst Fernando Alonso an beiden Red Bulls vorbei. Plötzlich ist der Spanier Dritter! An der Spitze duellieren sich die beiden Finnen, Alonso nutzt dies zu einem Undercut. Mercedes und Ferrari realisieren das jedoch erst nach ihren Stopps, als Alonso plötzlich führt. Schnell schließen beide auf den McLaren-Piloten auf, doch dieser - getrieben vom frenetischen Heimpublikum - setzt alle Power ein, die er hat. Er gewinnt das Rennen tatsächlich. Die Freude ist riesig, auch wenn ihm auf der Auslaufrunde die Power Unit um die Ohren fliegt.

Chris' Top-3-Tipp: 1. Alonso 2. Bottas 3. Räikkönen

Jonas Fehling: Lewis Hamilton ist in Spanien nicht zu schlagen. Das Imperium schlägt zurück - damit es auch ja wieder die passende Frage gibt. Kimi Räikkönen bekommt endlich mal eine anständige Strategie verpasst, wird Zweiter vor Sebastian Vettel. Valtteri Bottas macht sich zu viele Gedanken um seinen Motor und wird Fünfter hinter dem Alonso-Wunder.

Jonas' Top-3-Tipp: 1. Hamilton 2. Räikkönen 3. Vettel