Vor einem Jahr gelang Max Verstappen in Barcelona die Sensation schlechthin. Gleich nach seiner Beförderung zu Red Bull gelang dem damals 18-Jährigen der erste Grand-Prix-Sieg seiner noch jungen Karriere. Ein Jahr später zählt er schon zu den am höchsten geschätzten Piloten im Starterfeld, doch mit dem RB13 kämpft er bisher mit stumpfen Waffen. Da wundert es nur wenig, dass der ehrgeizige Niederländer mit den Glücksgefühlen von vor einem Jahr nur noch wenig anfangen kann.

"Es war nett, aber ich will mehr Rennen gewinnen als nur dieses eine. Ein einziger Sieg? Das ist nicht, weshalb ich hier bin. Ich will mehr", gibt sich Verstappen wenig nostalgisch, wenn es um seinen ersten und bisher einzigen Sieg in der Königsklasse vor genau einem Jahr geht. Eine Überraschung ist diese Antwort nicht, denn eigentlich wollten er und sein Red Bull-Team dieses Jahr in den WM-Kampf eingreifen.

"Natürlich ist es schön, hierher zurückzukommen. Aber jetzt haben wir 2017, und 2016 ist Vergangenheit", so der 19-Jährige weiter. Der neben Verstappen in der Pressekonferenz anwesende Lewis Hamilton betonte jedoch, dass dieser eine Sieg der Entwicklung und der Reputation des Youngsters einen enormen Aufwind verschafft hat: "Er platzte in die Formel 1 herein und macht zweifelsohne einen ausgezeichneten Job. Letztes Jahr hatte er hier dieses großartige Rennen und er ist seitdem ein starker Konkurrent geblieben. Er hat noch eine unglaubliche Karriere vor sich."

Der Barcelona-Sieg 2016 war Verstappens großer Durchbruch - doch kaufen kann er sich ein Jahr später davon nichts mehr, Foto: Red Bull
Der Barcelona-Sieg 2016 war Verstappens großer Durchbruch - doch kaufen kann er sich ein Jahr später davon nichts mehr, Foto: Red Bull

Verstappen lernt von Hamilton & Co.

Verstappen machte nach dem Premieren-Sieg in der Tat immer wieder mit außergewöhnlichen Vorstellungen auf sich aufmerksam, wie zum Beispiel beim Regenrennen in Brasilien vergangenes Jahr. Den Reifeprozess nach seinem Spanien-Sieg kann auch er nicht von der Hand weisen: "Ich denke, ich habe generell an Erfahrung gewonnen. Sowohl was meine Persönlichkeit als auch was das Fahren angeht. Es kommen viele kleine Dinge zusammen, wodurch du das Auto besser fühlen und verstehen kannst."

Zuletzt sorgte Verstappen beim zweiten Saisonrennen in China für Aufsehen, als er bei widrigen Bedingungen die Nachteile seines Red Bull durch fahrerisches Können wettmachte und teilweise schneller als die Konkurrenz von Mercedes und Ferrari unterwegs war. Ähnlich wie 2016 in Interlagos konnten sich die Gegner von seinen Linien im Nassen wieder einmal eine Scheibe abschneiden. Doch unter normalen Bedingungen verschwindet dieser Vorteil. Auch im teaminternen Duell gegen Daniel Ricciardo konnte sich Verstappen bisher nicht klar durchsetzen.

Der Niederländer weiß, dass er von seinen Kontrahenten nach wie vor sehr viel lernen kann. "Es ist etwas schwierig, wenn du nicht im gleichen Team fährst, denn dann hast du viel mehr Informationen. Dennoch, wenn du dir einige Rennen, Überholmanöver oder Starts anschaust oder Rennsituationen, Reifenmanagement und was es sonst noch alles gibt - dann schaust du immer auch auf deine Konkurrenten und darauf, was sie machen. Was sie anders machen, auch in Bezug auf ihre Linien. Du versuchst immer etwas zu lernen, an jedem einzelnen Wochenende."

Wissenswertes über den Spanien GP in Barcelona (01:06 Min.)

Hoffnung auf das Barcelona-Update

Dazulernen will auch sein Team, wenn es darum geht, den RB13 näher an die Spitze heranzubringen. In Sochi erlebte Red Bull auf einer Strecke, die dem Team bisher generell nicht sonderlich entgegenkam, den bisherigen Tiefpunkt in der Saison 2017. Mit über anderthalb Sekunden Rückstand auf die Pole Position und am Sonntag einer Minute Rückstand auf den Rennsieger war das Team noch einmal deutlich weiter von Mercedes und Ferrari entfernt, als es bisher der Fall war.

Für das fünfte Saisonrennen gibt es für Verstappen und Ricciardo einige Updates, um die Lücke zur Spitze zu schließen. 2016 konnte Red Bull über den Saisonverlauf hinweg zumindest Ferrari als zweite Kraft verdrängen. Angesichts des momentanen Rückstandes muss das Update allerdings deutlich effizienter ausfallen als im Vorjahr. "Hoffentlich werden uns die Updates etwas näher an die Spitze bringen. Wir können uns in jedem Bereich noch verbessern, denn wir müssen wirklich überall schneller werden", so Verstappen.