Mehr als vier Jahre lang wurde sie in der Formel 1 nicht mehr gehört, in Russland ertönte sie dann plötzlich wieder: Die finnische Nationalhymne bei der Siegerehrung. Anders als beim vorherigen Mal - in Australien 2013 - jedoch nicht zu Ehren Kimi Räikkönens. Diesmal hatte Valtteri Bottas die Kohlen für die Nordmänner aus dem Feuer geholt.

"Es ist eine verdammt lange Zeit her, aber so ist es manchmal", kommentiert Räikkönen mit Blick auf seine eigene Durststrecke. In der Saison 2017 ist Räikkönen durch den Bottas-Sieg in Sochi nun zudem der letzte Pilot der beiden Top-Teams Ferrari und Mercedes, dem noch der erste Saisonsieg fehlt. Wie lange noch? "Ich versuche immer, Rennen zu gewinnen", sagt der Iceman.

Ferraris Vorschau auf den Spanien GP in Barcelona (01:28 Min.)

Räikkönen erklärt: So kann der Sieg-Knoten platzen

Wann genau er denn zuschlagen werde? Das vermag Räikkönen natürlich nicht zu sagen. Allerdings sei er zuversichtlich, dass es bald gelingen könne, sollte Ferrari sich weiterhin konsequent in der absoluten Spitzengruppe festbeißen. Damit es schließlich auch wirklich klappt, etwa schon am Rennsonntag in Spanien, müssten jedoch wirklich alle Dinge endlich einmal zusammen kommen. "Wenn sich alles gut anfühlt und sauber läuft sollten wir da mitmischen. Wir versuchen es. Jedes Wochenende!" verspricht Räikkönen.

Genau diese Dinge laufen beim Ferrari-Finnen zuletzt Stück für Stück auch immer besser zusammen. Die Setup-Probleme von Australien und China sind ausgeräumt. Seit Bahrain, nochmehr seit Russland, läuft es besser. "Ich war zufriedener mit dem Setup. Aber es sind keine massiven Dinge. Es ist nicht, dass wir alles geändert hätten und dann plötzlich da waren. Es sind mehr viele kleine Dinge, die am Ende einen gewaltigen Unterschied machen wenn du auf eine schnelle Runde alles herausquetschen musst", erklärt Räikkönen.

DHL Fastest Lap Award: Russland GP (02:00 Min.)

Nach Sochi-Podium: Sieg logischer nächster Schritt?

Der Trend zeigt demnach also klar nach oben - das erste Saisonpodium in Russland gibt dem Finnen final recht. Logischer nächster Schritt also der Sieg?

"Natürlich willst du immer mehr", sagt Räikkönen. Doch seien die Ergebnisse der ersten vier Rennen trotz aller Mängel noch immer weit entfernt davon, ein Desaster zu sein. "Wir haben ja immernoch einige Punkte eingefahren und waren in keiner wirklich schlechten Position. Trotzdem hat es zu lange gedauert. Aber ich möchte an der Spitze sein, dort kämpfen und mich im Auto wohlfühlen. Wir hatten ein bisschen zu kämpfen. Nicht viel, aber genug, damit es sich nicht so gut angefühlt hat, wie ich es gerne gehabt hätte", erinnert Räikkönen. Jetzt sei es besser. "Und hoffentlich läuft es jetzt weiter so, sodass wir vor ihnen (Mercedes; d. Redaktion) sein können", ergänzt der zweimalige Sieger des Spanien GP.

Wie viel besser genau? Ist Kimi schon 100 Prozent zufrieden mit seinem Ferrari SF70 oder fehlt ihm noch etwas? Motorsport-Magazin.com hakte in Barcelona direkt nach beim Iceman. "Bwoah ...", leitet Räikkönen mit seinem standesgemäßen Seufzer ein, was für den Finnen fast schon philosophisch werden soll. "Mir fehlen bessere Ergebnisse!", scherzt er. "Nein - die beiden vergangenen Rennwochenenden war ich wirklich sehr zufrieden. Aber es gibt immer Dinge zu verbessern - Dinge, die besser, schneller hätten laufen können. Selbst wenn du Rennen gewinnst gibt es noch etwas, das hätte besser laufen können. Ich denke nicht, dass etwas perfekt laufen kann. Fortschritt ist nicht endlich", schildert Räikkönen.

Ferrari oder Mercedes? Wer entwickelt schneller und besser?, Foto: Sutton
Ferrari oder Mercedes? Wer entwickelt schneller und besser?, Foto: Sutton

Update-Schlacht vs. Mercedes: Räikkönen glaubt an Ferrari

Ganz besonders gilt das in Barcelona. Stichwort Entwicklungsrennen. In Spanien fahren die Rennstall traditionell gewaltige Upgrades für ihre Boliden auf, Nachrüsten hier, Feintunen dort. In der vergangenen Saison noch eine klare Schwäche Ferraris, in diesem Jahr jedoch umso wichtiger - wegen des neuen Reglements bieten die Boliden noch jede Menge Potential. Wird Ferrari mit Mercedes' Tempo also nicht nur auf der Rennstrecke, sondern auch am Zeichenbrett mithalten können?

Kimi Räikkönen wagt kein Urteil. "Ich weiß nicht, was Mercedes gemacht hat. Ich habe die Autos noch nicht gesehen: Wir werden am Sonntag sehen, was das Ergebnis ist", sagt er. Allerdings gibt sich der Iceman überzeugt, dass Ferrari in jedem Fall ein gut bestücktes Arsenal aufbieten kann: "Wir machen unseren Kram, unseren Plan. Wir haben einen guten Plan, dem wir folgen. Das ist alles was wir tun können. Das Beste aus dem Paket holen und ich denke, dass wir ein Paket haben, mit dem wir kämpfen können!"