Der Russland GP und Geschosse. Diese Kombination ist spätestens seit dem Doppel-Abschuss Sebastian Vettels durch Red Bull Racings Daniil Kvyat in der F1-Saison 2016 vorbelastet. Doch nach dem 'Russen-Torpedo' im Vorjahr kommt auch 2017 das Thema Schusswaffen in Sochi wieder schnell auf die Agenda. Erneut beteiligt: Ein Fahrer aus dem Red-Bull-Kosmos.

Ricciardo sehnt sich nach Dreikampf mit Ferrari & Mercedes

Diesmal jedoch deutlich harmloser - kein Crash, nur Worte während der Fahrer-Pressekonferenz der FIA im Vorlauf des Russland GP von Daniel Ricciardo sind der Auslöser. "Ich brauche ein echtes Geschoss, etwas richtig schnelles", fordert der Australier da. Warum? Als Waffe gegen die Red Bull bislang so klar überlegenen Teams Ferrari und Mercedes. "Wir wollen einen Dreikampf mit Ferrari und Mercedes und ich hoffe, die Upgrades für den Spanien GP bringen uns in ihren Windschatten", klärt Ricciardo auf.

Dabei spricht er bewusst von Hoffnungen, nicht Erwartungen. Schon vor wenigen Wochen hatte Ricciardo erklärt, es sei für ihn psychologisch besser, lieber zu wenig als zu viel zu erwarten, um keine herben Enttäuschungen verkraften zu müssen. Doch geht Ricciardo grundsätzlich gar nicht davon aus, enttäuscht zu werden. "Ich habe tiefes Vertrauen in die Fähigkeiten meines Teams, dass wir große Fortschritte machen können. Ich glaube, das Team hat jetzt echt den Knackpunkt gefunden. Deshalb gibt es jetzt in Barcelona ja dieses Update und ich glaube, dass wir das in Barcelona hinbekommen", sagt Ricciardo.

"Falls es uns innerhalb einer halben Sekunde bringt, dann denke ich, dass wir sehr bald darauf in Schlagdistanz sind", ergänzt der Australier. Wichtig sei das nicht nur für ihn uns sein Team. Auch die Fans wünschten sich einen Dreikampf an der Spitze, meint Ricciardo und macht ihnen Hoffnung mit der Geschichte. "Vergangenes Jahr waren wir hier (Russland; d. Red.) 1,5 Sekunden hinter der Pole und haben uns in den nächsten beiden Rennen dann verbessert. In Spanien war es noch eine halbe Sekunde und in Monaco konnte in das Auto auf den besten Startplatz stellen. Wir hoffen, dass es diese Saison ähnlich läuft. Jetzt ist die Zeit, zu der wir diese Updates sehen sollten, sodass wir mehr Performance aus dem Auto holen können", sagt Ricciardo.

Wissenswertes über den Russland GP (00:46 Min.)

Verfolger Ricciardo studiert Ferrari

Wo genau Red Bull sich verbessern muss? "Um auf Augenhöhe mit Ferrari und Mercedes zu kämpfen, müssen wir in jedem Bereich zulegen", erklärt Ricciardo. "Die anderen Autos haben mehr Abtrieb. Wir hatten ja ein bisschen Zeit, uns Ferrari anzuschauen: Sie waren jetzt ein paar Rennen direkt vor uns und so konnte ich sie ein oder zwei Runden studieren, bevor sie zu weit weg waren - und yeah - sie sehen stark aus. Mercedes auch. Sie haben hinten einfach etwas mehr Grip und genau da holst du mit diesen Autos heutzutage die Rundenzeit."

Noch dazu fehle es weiterhin etwas an Power. Hier kommt das Renault-Upgrade jedoch erst in Kanada, bis dahin sind noch ganze drei Grands Prix zu überstehen. Er als Fahrer könne bis dahin jedenfalls nicht noch mehr herausholen als ohnehin schon. "Von Fahrer-Seite fehlt da nichts. Ich habe mir nichts vorzuwerfen. Ich habe seit vergangenem Jahr ja nichts vergessen", sagt ein grinsender 'Honigdachs'.

Es habe in diesem Jahr schlicht etwas zu lang gedauert, die nötigen Verbesserungen in Sachen Auto zu zünden. "Wir mussten einfach verstehen lernen, in welchen Bereichen des Autos wir zulegen müssen. Wir wissen, dass das Auto besser werden muss. Leider braucht es nun einmal Zeit, ein Problem zu verstehen, dann mit entsprechenden Teilen zu reagieren und die schließlich ans Auto zu bringen", schildert Ricciardo das Dilemma.

Ricciardos kleine Reifen-Hoffnung für den Russland GP

Für den Russland GP muss Red Bull somit letztmalig ohne diese neuen Teile auskommen, doch gibt sich Ricciardo trotz aller neuen Zurückhaltung optimistisch, allein über die Reifen gegenüber den vergangenen Rennen Boden gutmachen zu können. "Wir haben bisher generell nicht so viel aus den Reifen geholt wie die Fahrer von Ferrari und Mercedes. Aber ich habe am Dienstag nach dem Bahrain GP getestet und mit den Reifen ein wenig experimentiert. Ich erwarte hier keine Schwierigkeiten. Aber Ferrari und Mercedes werden wohl trotzdem noch schneller sein", sagt Ricciardo.